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Kompromiss gefunden Erfurter Stadtrat lehnt neuen Namen für Nettelbeckufer ab
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09. März 2023, 15:40 Uhr
Der Stadtrat in Erfurt hat am Mittwoch eine Umbenennung des Nettelbeckufers abgelehnt. Damit wurde eine jahrelange Debatte beendet.
Das Nettelbeckufer in Erfurt behält seinen Namen. Das hat der Stadtrat am Mittwochabend beschlossen. Das Straßenschild soll jedoch mit einem erklärenden Zusatzschild versehen werden.
Außerdem soll ein Teil der jetzigen Karlsstraße nahe des Nettelbeckufers nach dem Erfurter Gert Schramm benannt werden. Schramm war der jüngste deutsche Gefangene sowie der einzige Schwarze im NS-Konzentrationslager Buchenwald.
Zusätzlich soll an der Jenaplan-Schule am Nettelbeckufer eine Gedenktafel mit biografischen Informationen über Schramm und Nettelbeck aufgestellt werden.
Lange Diskussion über Umbenennung
Dem Beschluss waren Diskussionen von Anwohnern und den Initativen "Decolonize Erfurt" und "Schwarze Menschen in Deutschland" vorangegangen. Kritiker einer Umbenennung hatten schließlich in einem Brief im vergangenen Sommer ihre Teilnahme an einem Diskussionsforum in Form eines "Runden Tisches" widerrufen.
Die Stadtratsfraktionen der Linken und Grünen hatten gefordert, die Debatte in Form eines Bürgerbeteiligungsforums mit Moderation weiterzuführen. Sie kritisierten, dass Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) offenbar nicht am Dialog festhalten wolle.
SPD, CDU und AfD plädierten für einen Abschluss der Debatte mit dem Kompromiss der Benennung einer anderen Straße nach Schramm und den Hinweisschildern. Nach langer Diskussion im Stadtrat bekam der Antrag vom Oberbürgermeister schließlich die Mehrheit der Stimmen.
Namensgebung am Anfang des 20. Jahrhunderts
Die Straßenbenennung nach dem Seefahrer Joachim Nettelbeck war von den Initiativen kritisiert worden, da dieser auch für Kolonialismus, Sklavenhandel und Nationalismus stünde. Das Nettelbeckufer war Anfang des 20. Jahrhunderts Nettelbeck gewidmet worden. Im Blick hatte die damalige Verwaltung dabei vor allem die Rolle des Kolberger Bürgers während der erfolgreichen Verteidigung seiner Heimatstadt gegen die Napoleonischen Truppen zwischen 1806 und 1807.
MDR (anh/dr)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten regional | 09. März 2023 | 14:30 Uhr
astrodon am 11.03.2023
@AnitaL: Es geht dabei um einen Presseartikel in der TA vom 6.3. (leider hinter der Zahlschranke), "Erfurter Grüne fordern eine feministische Stadtplanung" durch Stadträtin Laura Wahl.
astrodon am 11.03.2023
@AnitaL: Aktuellstes Beispiel:
https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/erfurt/perioden-produkte-gratis-stadtrat-100.html
- dabei will ich weder Sinn noch Unsinn des Versuchs werten. Natürlich hat der Stadtrat das demokratisch beschlossen. Ohne "die laute Minderheit" hätte es das Theman aber kaum auf die Tagesordnung geschafft, von der Bereitstellung der finanziellen Mittel ganz zu schweigen.
Rico Marbach am 11.03.2023
Speziell in Erfurt ist die Gebühren- und Abgabenlast sehr hoch. Deutschland gehört insgesamt zu den Hochsteuerländern. Jeder, der irgend kann, der schon immer hier ist oder der dazu kommt, ist aufgerufen, durch eigene Arbeit etwas beizutragen. Natürlich ist dieses hier lang diskutierte Thema auch sehr sehr wichtig. Es ist jetzt ein wirklich guter Kompromiss erreicht worden; es ist entschieden worden. Ich persönlich glaube, dass zukünftig, bei sich verringernden Verteilungsspielräumen, durchaus auch andere Themen wieder in den Fokus geraten werden... Übrigens: Auch in Erfurt wird im nächsten Jahr gewählt. Jeder sollte diese Möglichkeit nutzen, zu setzende Schwerpunkte mitbestimmen.