Zwei Einfamilienhäuser entstehen in einem Baugebiet in einer sächsischen Gemeinde.
Die meisten Baugenehmigungen gingen laut Statistik an private Bauherren. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas

Statistik Wohnungsbau in Thüringen bricht förmlich ein

15. Februar 2025, 06:40 Uhr

Hohe Baukosten und über einen längeren Zeitraum recht hohe Zinsen für Baukredite haben drastische Auswirkungen auf den Wohnungsbau in Thüringen. Und die regionalen Unterschiede sind groß.

Der Neubau von Wohnungen in Thüringen ist im vergangenen Jahr regelrecht eingebrochen. Die Zahl der Baufreigaben für neue Wohnungen hat sich mit 1.256 im Vergleich zum Vorjahr fast halbiert, geht aus Zahlen des Statistischen Landesamtes in Erfurt hervor.

Exakt waren das 1.014 Wohnungen oder 44,7 Prozent weniger als im bereits schwachen Jahr 2023. Die Bauwirtschaft spricht von einer anhaltenden Wohnungsbaukrise. Allerdings gibt es regionale Unterschiede.

Laut Landesamt war 2024 das zweite Jahr mit einem starken Rückgang im Wohnungsbau. 2023 hatte er bereits etwa 50 Prozent betragen. 

Seltener Richtfeste privater Häuslebauer

Rund 46 Prozent der in vergangenen Jahr von den Behörden freigegebenen Projekte waren Einfamilienhäuser - insgesamt 574. Im Vergleich zu 2023 war das ein Rückgang um 166 Eigenheime oder 22,4 Prozent. Bei Zweifamilienhäusern betrug der Rückgang 30,3 Prozent auf nur noch 92 genehmigte Projekte im Freistaat.

Mehrfamilienhaus 3 min
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Im Geschossbau - in der Regel Miet- und Eigentumswohnungen - fiel das Minus noch größer aus: Mit 493 genehmigten Wohnungen  ermittelten die Statistiker einen Rückgang von 56,7 Prozent oder 645 Wohnungen. Gebäude mit drei oder mehr Wohnungen waren mit rund 39 Prozent am Neubaugeschehen beteiligt. 

Von den 1.256 Wohnungen in neuen Wohngebäuden wurde mit 817 das Gros der Baugenehmigungen an private Bauherren erteilt. An Unternehmen gingen 268 Genehmigungen und an öffentliche Bauherren 171 Wohnungsbaugenehmigungen.

Kein Bauboom in Sicht  

Regional betrachtet gab es die meisten Wohnungsbauprojekte mit 130 im Eichsfeld, gefolgt von Erfurt mit 127 Wohnungen sowie den Landkreisen Gotha mit 112 Wohnungen und Hildburghausen mit 106 Bauvorhaben. Schlusslicht waren die Landkreise Sonneberg mit 19 Wohnungen und der Kyffhäuserkreis mit 17 Baugenehmigungen.

Im Thüringer Bauhauptgewerbe sind nach Angaben des Bauindustrieverbandes etwa 25.000 Arbeitnehmer beschäftigt. Trotz der Misere im Wohnungsbau sollen die Arbeitsplätze nach Verbandsangaben möglichst gehalten werden. Vor allem Infrastrukturinvestitionen in Straßen und Brücken, Energietrassen oder Bauprojekte von Industrie, Handel oder Bahn würden die Probleme im Wohnungsbau abmildern, hieß es. 

Nach Einschätzung des Verbandes wird Thüringen keinen schnellen Aufschwung im Wohnungsbau erleben. Investoren würden sich vor neuen Projekten scheuen, weil die Kosten pro Quadratmeter zwischen 3.800 und 4.200 Euro lägen.

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MDR (gh)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 14. Februar 2025 | 14:00 Uhr

18 Kommentare

wo geht es hin vor 4 Wochen

"Und die Grundsteuer ist niedriger, wenn man nicht baut, sondern zur Miete wohnt?"
Hat ja niemand hier behauptet. Und wenn man zur Miete wohnen will, ist das eine Entscheidung, die jeder für sich treffen muss.
Daß die Grundsteuer anteilsmäßig dann auf die Miete umgelegt wird, sollte einem dann auch als Mieter klar sein.

ElBuffo vor 4 Wochen

Die vorherigen Regierungen wurden auch beschimpft als die Zinsen deutlich niedriger waren. Zu der Zeit gab es dann einen regelrechten Bauboom. Man sprach gar von einer Blase, die platzen müsse, sobald die Zinsen wieder Richtung "normal" gehen. Und so ist es auch gekommen. Diese vorgezogen Bauprojekte fehlen jetzt natürlich. Und dann sind wohl die Ansprüche heute öfter auch andere als vor 30 Jahren. Da wurde von den privaten Häuslebauern noch viel mehr selbst gemacht. Die alte Familienkutsche war gleichzeitig Baustofftransportvehikel und wurde nicht alle paar Jahre durch einen Neuwagen ersetzt, Urlaub fand eher seltener und spartanischer statt bzw. wurde zum Fertigstellen genutzt und der vorhandene finanzielle Spielraum zum möglichst schnellen Tilgen des Darlehens. Heute soll es gerne alles gleichzeitig sein. Das klappt bei vielen dann nicht mehr.

zenkimaus vor 4 Wochen

Ja die Bürokratie ist Hammer geworden. 11 Monate haben wir für unsere Baugenehmigung gebraucht.
Allein auf gestiegene Zinsen alles zu schieben ist falsch. Unser erstes Haus haben wir mit 7.5 % Zinsen gebaut. Das ist gerade 25 Jahre her und mein Gehalt war schmaler. Es sind halt viele Dinge die das bauen extrem verteuern.

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