
Versuchter Mord Frau in Geraer Straßenbahn angezündet - Verhafteter Ehemann polizeibekannt
Hauptinhalt
17. März 2025, 16:31 Uhr
In einer Straßenbahn in Gera hat ein Mann am Sonntag eine Frau mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und angezündet. Laut Polizei erlitt die Frau bei der Attacke schwerste Verbrennungen. Der mutmaßliche, polizeibekannte Täter flüchtete zunächst. Am Montag stellte er sich der Polizei.
Ein Mann, der am Sonntag in einer Straßenbahn in Gera eine Frau angezündet und lebensgefährlich verletzt haben soll, ist verhaftet worden. Wie die Polizei mitteilte, stellte sich der 46-Jährige am Montagmorgen selbst in der Polizeiinspektion Gera und leistete bei der Festnahme keinen Widerstand.
Es soll sich bei ihm um den Ehemann des Opfers handeln. Beide seien georgischer Herkunft.
Die Staatsanwaltschaft werde nun entscheiden, wie mit dem Mann weiter verfahren wird, sagte eine Polizeisprecherin. Denkbar ist die Anordnung von Untersuchungshaft. Ob sich der Mann gegenüber der Polizei schon zur Tat geäußert hat, wurde nicht mitgeteilt. Die Frau liege weiter im Krankenhaus.
Die Polizei ermittelt wegen versuchten Mordes und bittet um weitere Zeugenhinweise zu der Tat. Die Ermittlungen dauern an.
Erst vor wenigen Wochen Polizeieinsatz bei Familie
Wie die Polizei am Montagnachmittag mitteilte, handelt es sich bei dem Festgenommenen um einen polizeibekannten Mann. Die Polizei bestätigte auch, dass es vor einigen Wochen bereits einen Polizeieinsatz bei der Familie gab.
Die Spurensicherung an der Straßenbahn war am Montag noch nicht abgeschlossen. Laut Polizei ist weiterhin unklar, mit welcher brennbaren Flüssigkeit der mutmaßliche Täter sein Opfer überschüttete.
Gera: Suche nach Mann lief seit Sonntag auf Hochtouren
Der Mann wurde seit Sonntagvormittag gesucht - unter anderem mit einem Hubschrauber und einer Hundestaffel. Am Montagmorgen durchsuchte ein Spezialeinsatzkommando (SEK) die Wohnung des Paares im Ostviertel in Gera, allerdings erfolglos. Schon am Sonntag betraten Polizisten die Wohnung, um Kleidungsstücke für die Suchhunde zu holen.
Ebenfalls am Sonntag hatte die Polizei ein Foto des mutmaßlichen Täters veröffentlicht. Danach waren zahlreiche Zeugenhinweise eingegangen.
Straßenbahnfahrer löscht Feuer und hilft Frau
Der gesuchte Mann hatte in einer Straßenbahn der Linie 3 nahe der Haltestelle "Grüner Weg" eine brennbare Flüssigkeit auf die Frau gegossen und sie angezündet.
Daraufhin drückten andere Passagiere in der Straßenbahn einen Notknopf. Die Bahn hielt, die Türen öffneten sich und der Mann flüchtete in Richtung Langenberg.
Der Straßenbahnfahrer kam der Frau zu Hilfe und löschte die Flammen. Die Frau erlitt dennoch lebensgefährliche Verletzungen. Sie wurde mit einem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik gebracht.
Die weiteren Fahrgäste in der Bahn blieben unverletzt, einige mussten psychologisch betreut werden. Nach Auskunft der Geraer Verkehrs- und Betriebsgesellschaft GVB gab es seit dem frühen Sonntagnachmittag keine Einschränkungen im Straßenbahn-Verkehr mehr.
Geras Oberbürgermeister dankt Helfern
Geras Oberbürgermeister Kurt Dannenberg (CDU) verurteilte den Mordversuch. Er sei zutiefst erschüttert über die schrecklichen Ereignisse, heißt es in einem Statement auf der Internetseite der Stadt. Gewalt gegen Frauen habe viele Gesichter - die Tat sei eine der niederträchtigsten.
Unabhängig vom Ausgang werde das Opfer für sein Leben gezeichnet sein. Dannenberg appellierte auch an Frauen, sich Hilfe zu holen, falls sie Gewalt in ihrer Beziehung erleben. In der Stadt Gera gebe es dafür zahlreiche Angebote. Er bedankte sich bei allen Helfern, die am Sonntag schnell eingegriffen haben.
Innenminister: Abscheulicher Mordversuch
Thüringens Innenminister Georg Maier schrieb auf der Plattform X von einem "abscheulichen Mordversuch" und von einem "mutmaßlichen Femizid". Femizid bedeutet, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden. "Wir müssen mehr tun, Frauen zu schützen. Mein Dank gilt dem Tramfahrer, der beherzt eingegriffen und hoffentlich der Frau das Leben gerettet hat", so der SPD-Politiker weiter.
Ebenso forderte Bundesinnenministerin Nancy Faeser nach der Attacke mehr Schutz für Frauen gegen Gewalt und ein schärferes Vorgehen gegen Täter. "Das grauenhafte Verbrechen in Gera ist mutmaßlich ein versuchter Femizid. Diese grauenhafte Tat ist kein Einzelfall, statistisch gibt es fast jeden Tag einen Femizid in Deutschland", sagte die SPD-Politikerin.
Die Stadtverwaltung Gera rät Menschen, die in Beziehungen Gewalt erfahren, sich Hilfe zu holen - eine Möglichkeit dazu besteht über die Plattform www.handle-jetzt.de. Es gibt aber auch das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen", das unter der Nummer 116 016 rund um die Uhr kostenlose, barrierefreie und anonyme Beratung auf Deutsch und 18 Fremdsprachen anbietet. Weitere Informationen unter www.hilfetelefon.de.
MDR (kk/jw/mm), dpa
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 17. März 2025 | 19:00 Uhr