Eröffnung erster E-Lkw-Ladepark am Hermsdorfer Kreuz
Acht Ladepunkte wurden für das schnelle Aufladen von elektrisch angetriebenen Lastkraftwagen geschaffen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Bodo Schackow

Elektromobilität Erster Ladepark für Elektro-Lkw am Hermsdorfer Kreuz eröffnet

05. Dezember 2024, 18:03 Uhr

Zigtausende Lkw sind Tag für Tag auf Thüringens Straßen unterwegs. Die meisten mit Diesel-Antrieb. Für mehr Elektrotrucks fehlen bisher Schnell-Ladestationen, vor allem an den Autobahnen. Nun sind zwei größere Ladeparks in Thüringen und Sachsen-Anhalt eröffnet worden.

Kurz vor elf Uhr fährt Dirk Stranz mit seinem Mercedes Actros 600 auf das Gelände des neuen Ladeparks in Kraftsdorf am Hermsdorfer Kreuz. Rund 500 Kilometer schafft das neue Elektro-Flaggschiff von Daimler mit seinem Akku, auch als 40-Tonner und voll beladen, sagt der Versuchsingenieur. Und natürlich abhängig von Temperatur und Strecke. Innerhalb von rund 30 Minuten soll der Akku wieder voll sein und der Lkw wieder auf die Strecke gehen.

Ein Elektro-Lkw steht in einem neuen Ladepark.
Ein Elektro-Lkw wird in einer Ladebox im neuen Ladepark für E-Lkw am Hermsdorfer Kreuz geladen.  Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Ladestationen in Thüringen und Sachsen-Anhalt

Viel Politprominenz und Vertreter von Nutzfahrzeugherstellern sind am Donnerstagmittag in Kraftsdorf zu Gast bei der Eröffnung des neuen Ladeparks von Milence. Ein Joint Venture von Daimler, Volvo und Traton, das die Marken MAN und Scania herstellt. Die Unternehmen wollen den Absatz ihrer Nutzfahrzeuge vorantreiben.

"Wir sehen in den Elektro-Lkw die Zukunft", sagt Milence-Geschäftsführerin Anja van Niersen. "Allerdings will keiner die Infrastruktur dafür bauen." Deshalb geht das Unternehmen in Vorleistung. Kraftsdorf ist der erste Ladepark von Milence in Deutschland.

Zeitgleich eröffnet eine Station in Vockerode an der A9. Bis Ende 2025 sollen es zehn Ladepunkte hierzulande sein. "Wir planen weitere 50 Ladeparks bis 2027, abhängig davon, wie der Markt wächst", sagt van Niersen.

Ein Elektro-Lkw steht in einem neuen Ladepark.
Ein Blick in eine Ladebox für Elektro-Lkw. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Rund 11.000 Ladepunkte für E-Lkw werden europaweit gebraucht

Experten schätzen, dass in Europa rund 11.000 Ladepunkte gebraucht werden, um ein ausreichend dichtes Netz zu knüpfen. Milence will davon allein in Deutschland bis 2030 rund 872 bauen. Das entspricht rund 100 Ladeparks, vor allem an den Autobahnen.

Das Unternehmen will Vorreiter sein und geht davon aus, dass bis 2030 jährlich rund 400.000 Elektro-Lkw verkauft werden.

Speditionen: E-Laster nicht wirtschaftlich für Unternehmen

Die Speditionen sind allerdings skeptisch. "Die Elektro-Lkw sind wegen der weggefallenen Förderung nicht wirtschaftlich für die Unternehmen", sagt Martin Kammer, Hauptgeschäftsführer des Thüringer Landesverbandes für das Verkehrsgewerbe. Denn noch immer kosten die Stromer etwa doppelt so viel wie ein herkömmlicher Diesel-Lkw.

Der normale mittelständische Fuhrunternehmer könne sich das einfach nicht leisten. Außerdem plädiert der Verbandschef dafür, nicht den Kauf der Fahrzeuge zu fördern. Das bringe nur den Herstellern etwas. Kammer ist eher für einen günstigeren Strompreis an den Ladestationen. Und eine Förderung auch von anderen, ebenfalls CO2-neutralen Energieformen wie hydriertes Pflanzenöl oder Biogas.

Ein Mercedes Elektro-LKW-Testmodel steht auf einen Parkplatz. 5 min
Bildrechte: picture alliance / M.i.S. | Bernd Feil

Spediteure sind auf Ladeparks an Autobahnen angewiesen

Vor allem aber fordert Kammer Verlässlichkeit von der Politik, damit die Unsicherheit bei den Unternehmen verschwindet. Die müssten ihre neu angeschafften Lkw über drei bis vier Jahre kalkulieren, bevor sich die Anschaffungskosten amortisieren.

Viele Transportunternehmen würden auch gern Schnell-Ladesäulen auf ihrem Betriebsgelände installieren, um günstige Stromtarife zu nutzen. Das scheitert allerdings bisher am Netz der Energieversorger. "Weil sie einfach nicht die Kapazitäten legen können, um zehn Lkw gleichzeitig zu laden", sagt Kammer. "Dann würde wahrscheinlich im Nachbardorf das Licht ausgehen."

Auch deshalb sind die Spediteure auf Ladeparks an Autobahnen und Bundesstraßen angewiesen. Wie schnell die kommen, hängt laut Milence auch von den beteiligten Ämtern in den Kommunen und Landkreisen ab.

Für das Rathaus in Kraftsdorf und das Landratsamt in Greiz gab es am Donnerstag viel Lob. Die beiden Behörden gaben innerhalb von drei Monaten Licht für das Projekt. Andernorts, so Milence-Geschäftsführerin van Niersen, dauert das bis zu einem Jahr.

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MDR (adr/co)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | THÜRINGEN JOURNAL | 05. Dezember 2024 | 19:00 Uhr

55 Kommentare

aufdemberg vor 7 Wochen

"Aber der Strom wird immer teurer werden!"

Aber der Diesel wird teurer werden.
Aber das Bier wird teurer werden,
Aber...
Aber...
Aber...

Wir Deutschen sehen gerne Probleme, jedoch selten Lösungen.
Lösungen strengen an.
Darin waren wir mal groß. Jetzt sind wir Spezialisten in Problemerkennung.

Ist es da ein Wunder das wir in allen überholt werden?
Das Problem sind nicht die da oben. Noch nie!

Uns hat doch auch nicht interessiert was die Volkskammer so erzählt hat. Warum jetzt? Wohlstanddemenz?

sgd.fan vor 7 Wochen

Peter@ der allwissende wieder mal sie kennen sich überall aus egal um welche Themen es geht. Ersetzen sie mal alle Lkws die es gibt mit erneuerbaren Energien und sie werden merken das diese nicht reichen werden und dazu kommen nicht nur der normale 40 Tonner auch die kühl Lkws mit die Lebensmittel frisch bleiben und die Verbrauchen mehr Strom oder mehr Akkus das heißt sie verlieren an Ladekapazietät also weniger Ware so ist es auch beim normalen 40 Tonner. Weniger Transportieren höhere Verbraucher Preise. Ist ne einfache Rechnung die jeder Spedition verlangen wird, denn die Kosten müssen reinkommen. So einfach ist das.

Deutscher_Patriot vor 7 Wochen

Das liegt an der Autoindustrie.
Wenn der Akku fest im Auto eingebaut ist, verliert das Auto automatisch an Wert und Nutzen, wenn der Akku altert und Kapazität und damit Reichweite verliert.
Fest eingebaute Akkus zu wechseln, ist wirtschaftlich nicht darstellbar und von der Autoindustrie auch gar nicht gewollt.

Wenn nach so 5 Jahren der Akku runter ist, musst du halt wieder ein neues Auto kaufen.

Genau wie bei Handys! Nach 5 Jahren oder so, ist der Akku praktisch hinüber und muss alle paar Stunden geladen werden, statt wie bei einem Neu-Handy nur alle 2 Tage.

Mit Wechsel-Akkus würde ein E-Auto einen Wert für 10 oder mehr Jahre behalten, wie bei den Verbrenner-Autos.
Bei E-Autos mit fest eingebautem Akkus ist es nach 5 Jahren praktisch nur noch Schrott wert.

Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

Da mal drüber nachdenken ...


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