
Wald der Zukunft Warum in Thüringens Wäldern meterhohe Baumstümpfe stehen
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Aus der Rubrik "Der Redakteur" vom 24.03.2025
24. März 2025, 13:25 Uhr
Sie sehen unschön aus, die zum Teil meterhohen Baumstümpfe in Thüringens Wäldern. An vielen Stellen stehen sie, abgestorben und abgesägt bis auf eine Höhe von eineinhalb bis zwei Metern. Baumstubben sagt der Forstwirt dazu. Was für viele wie ein halbherziger Kahlschlag aussieht, soll den Wald der Zukunft schaffen.
Unser geliebter Thüringer Nadelwald gehört eigentlich nicht hierher. Aber als vor einigen Jahrhunderten die einstigen Buchenwälder für Industrie, Bergbau und Handwerk "verbraucht" waren, setzte man auf schneller wachsende Nadelbäume. Immerhin hatten kluge Köpfe die Einsicht, dass neue Bäume her müssen.
In vielen Regionen Südeuropas oder auch in Großbritannien gab es diese Einsicht nach den Schiffsbau-Orgien nicht und so waldfrei sieht es dort heute auch noch aus. Doch die hierzulande geschaffene Monokultur und die Klimaerwärmung nebst weniger Wasser waren eine Einladung für den Borkenkäfer und das Käferholz musste raus.
Die neuen Bäumchen müssen aber zum Wachsen trotzdem "waldähnliche" Bedingungen vorfinden. Diese Rolle übernehmen Hochstümpfe, genannt "Stubben".
Diese Hochstümpfe schützen neue Pflänzchen vor Austrocknung und Sturm. Gleichzeitig tragen sie zur Bodenverbesserung und Biodiversität bei.
Manchmal stehen auch komplette Bäume da. Die Forstfachleute entscheiden darüber je nach Standort und den dort herrschenden Bedingungen.
Natürlicher Schutz für junge Bäume
Die alten Fichtenbestände, die durch den Borkenkäfer massiv geschädigt wurden, sollen durch widerstandsfähigere Mischwälder ersetzt werden. Damit junge Bäume auf den freien Flächen überhaupt eine Chance haben, müssen sie vor Sonne, Wind und Wasserverlust geschützt werden.
Wir pflanzen die neuen Bäumchen direkt an die Nordseite dieser Hochstümpfe. Sie spenden Schatten, verringern die Austrocknung und sammeln Feuchtigkeit im Wurzelbereich.
Zudem bieten die Stümpfe Schutz vor starkem Wind, der die empfindlichen Jungpflanzen leicht entwurzeln könnte. Doch die Baumreste haben nicht nur eine Schutzfunktion für die nächste Waldgeneration. Sie leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Nährstoffversorgung und Artenvielfalt. Totholz ist nämlich lebendiger als man denkt.
Die Natur ist darauf eingerichtet, ganze Stämme zu zersetzen. Insekten und Mikroorganismen bauten das Holz über Jahre hinweg ab und führten die Nährstoffe zurück in den Boden, so Sproßmann. Der Zersetzungsprozess dauert je nach Baumart unterschiedlich lang. Tendenz: zehn bis 15 Jahre bis zum vollständigen Zerfall.
Waldumbau ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf. Die heutigen Maßnahmen kommen erst den Enkeln zugute.
Forstwirtschaftler denken nun einmal in Generationen, nicht in Jahren, auch wenn das nicht in unsere schnelllebige Zeit passt. Ein kleiner Trost: Schon in wenigen Jahren werden die nachwachsenden Bäume die alten Stümpfe langsam überragen - und aus den kargen Flächen wieder etwas entstehen lassen, das tatsächlich schon wie Wald aussieht.
MDR (dvs)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 24. März 2025 | 16:40 Uhr
hinter-dem-Regenbogen vor 21 Stunden
@Mal Nachdenken
Soweit aber sollte Einigkeit bestehen , dass wenn man das Klima "retten" wollte , sollte man nicht bei unserem Portemonnaie, sondern bei der Wiederbelebung des Waldes anfangen .
In der Politik jedoch, beschränkt man sich aktuell nur darauf, möglichst viele Abgaben und Steuern zu generieren, praktisch das Portemonnaie des Bürger zu plündern. Eine Erfolgsgarantie zur "Rettung des Klimas", die kann aber keiner abgeben.
Würde man den einst abgeholzten Wald wiederbeleben, dann wäre ein Klimawechsel im positiven Sinne, durchaus messbar.
Natürlich muß sich der Waldbauer dann verändern .
In der Feldwirtschaft und in der Fischerei, gibt es schon massive Einschnitte zur "Rettung der Welt".
Leider wird all das von Leuten bestimmt, die keinerlei Ahnung von der "Balance in der Natur" haben.
mein Fazit:
Der Börsenwert des Holzes, trägt massiv zum "Klimawandel" bei. Und deshalb wird es diesbezüglich auch keine Veränderungen geben. Letztendlich entscheidet immer das Geld.
camper21 Gestern
Schauen Sie auf Immo Welt, Wald und landwirtschaftliche Flächen. Es gibt eine ganze Menge in Thüringen, teilweise unter 1 EU der Quadratmeter, das ist voll der Schnapper. Woanders ist man schon bei 20 Euro
MalNachdenken Gestern
@hinter-dem-Regenbogen
Vielleicht können Sie mir die Textstelle nennen, an der ich vom "Wald" gesprochen habe?
Unabhängig davon: es sind wirklich vorrangig Fichten, die hier im Süden Thüringens betroffen sind. Und ja, die Mischwälder haben es besser überstanden. Es sind aber auch große Buchenbestände betroffen. Insgesamt, und da sind sich wohl alle einig, ist eine Monokultur nicht förderlich.
Allerdings muss man auch bedenken: in naher Zukunft wird es im besiedelten Europa weiterhin kaum Urwälder geben. Dazu ist Holz als Rohstoff weiterhin viel zu kostbar und wichtig!