Dienstag, 30.11.2021: Martha und Maria
Das Martha-Haus in der Dresdner Neustadt, inzwischen ein Hotel, erzählt eine interessante Geschichte. Die Namensträgerin Martha finden wir in einer 2000 Jahre alten Erzählung des Neuen Testaments.
Jesus ist unterwegs und findet Übernachtung in einem Dorf. Maria und Martha, die beiden Töchter dieses Hauses, freuen sich auf den berühmten Gast. Als Jesus endlich eintrifft, setzt sich Maria zu ihm, um ihm zuzuhören. Martha hat dafür keine Zeit. Für diesen Gast muss alles perfekt sein. Sie putzt das Haus auf Hochglanz, poliert die Küche, bäckt vielleicht noch einen Kuchen. Und das Zimmer für den Besuch muss ja auch noch hergerichtet werden. Als sie endlich fertig ist und zu Jesus und zu ihrer Schwester ins Zimmer kommt, ist Jesus mit seinen Geschichten am Ende und müde dazu. Martha ist verständlicherweise enttäuscht. Und Jesus setzt noch einen drauf, zeigt auf Maria und sagt: Sie hat das Bessere erwählt.
Na toll. Ein Lob der Faulheit. Maria hat sich von der Arbeit gedrückt. Und die fleißige Martha, die alles für den Gast tat, wird abgewatscht. Schlägt das Fromme den Fleiß?
Man möge sich vorstellen, wie es wäre, wenn man sich nach einem großen Familienbesuch mit einem frommen Buch aufs Sofa zurückzieht, der Gemahlin die Küchenaufräumung überläßt und ihr frech ins Gesicht sagt, man habe das Bessere erwählt. Da wird es ordentlich Stress geben.
Spaß beiseite. Es ist mal wieder eine dieser schrägen Geschichten aus der Bibel. Schreit hier die Ungerechtigkeit zum Himmel? Nichts dergleichen.
War denn der Hausputz wirklich so wichtig? Klar, wenn man einen Gast hat, will man alles perfekt haben. Aber waren das die richtigen Prioritäten? Wenn man mal eine so einmalige Gelegenheit hat? Eigentlich meint Jesus mit seinem Wort, Maria habe das Bessere erwählt, alles zur rechten Zeit getan zu haben. Die Bude kann man auch noch später putzen. Was ist ein geputztes Haus gegen eine verpasste Gelegenheit? Wahres Leben ist eben Begegnung.
Alles zur rechten Zeit. Und klug sortiert. Erspart Enttäuschungen.