Montag, 14.11.2022: Glaube und Gesundheit
Jetzt hat es mich doch erwischt. Lange habe ich mich bemüht, eine Corona-Infektion zu vermeiden. Aber jetzt sprang das Virus auch zu mir. Ausgerechnet auf einer Tagung zum Thema "Glaube und Gesundheit" habe ich mich infiziert. Bei Krankheiten fragen sich Menschen manchmal: Warum trifft mich das? Die Frage ist bei einer Krankheit, die sehr viele Menschen bekommen, nicht so ausgeprägt. Bei einer selteneren oder sehr schweren Erkrankung aber, fragen manche sogar: Ist das eine Strafe von Gott, weil ich dies und jenes gemacht habe?
Auf der Tagung hatten wir Annette Weissenrieder zu Gast. Sie ist Professorin für Neues Testament an der Theologischen Fakultät in Halle an der Saale und forscht dort zu Glaube und Medizin im frühen Christentum. Ihre Botschaft ist sehr klar: Nein. Krankheit ist keine Strafe von Gott. Dazu gibt es eine Reihe sehr deutlicher Aussagen in der Bibel. Die Frage danach war auch damals verbreitet. So traf Jesus auf einen Menschen, der blind geboren war. Seine Jünger fragten Jesus, ob dieser als Strafe für seine eigenen oder für die Sünden seiner Eltern blind ist. Das weist Jesus entschieden zurück. Es ist nicht seine Schuld und auch nicht die seiner Eltern. Aber an ihm könnt ihr erkennen, wie Gott handelt. Das sagt Jesus und dann heilt er den Blinden, so dass er wieder sehen kann. Entscheidend aus christlicher Sicht ist die Zuwendung zu den Kranken und dass ihnen Hilfe und Unterstützung zuteilwird. Eine plötzliche wundersame Heilung erleben nur wenige. Das griechische Wort für "heilen" lässt sich aber auch mit "sich kümmern um" übersetzen: Wenn wir uns umeinander kümmern, unsere Kranken versorgen, auch für sie beten, dann können sie heil werden. Das Miteinander von Glaube und Gesundheit, von ärztlichem Handeln und Gebet, von leiblicher und geistlicher Fürsorge ist darum schon immer ein starkes christliches Anliegen.