Klimabuchmesse LeipzigLos, denken wir uns eine gute Zukunft!

26. März 2025, 15:27 Uhr

Wann lohnt es sich, sich für das Klima zu engagieren? Nur dann, wenn wir damit Hoffnung verbinden. Wenn wir die Fantasie der Menschen wecken, können wir sie zum Handeln bewegen. Das sagt Almut Petschauer vom ehrenamtlichen Team der Klimabuchmesse Leipzig im Gespräch mit MDR Kultur.

MDR KULTUR: Fünf Jahre gibt es die Klimabuchmesse. Sie sind von Anfang an dabei? Was hat Sie motiviert mitzumachen?

Almut Petschauer: Was mich motiviert hat mitzumachen, ist, dass ich drei Kinder habe und ich mir mehr und mehr Sorgen gemacht habe um die Zukunft. Und ich gemerkt habe, ich kann nicht mehr ruhig schlafen, wenn ich das einfach nur weggucke. Das ist nicht meine Natur. Und dann habe ich ein Format gesucht, wo ich gedacht habe, da bringt mein kleines Wirken was. Und so bin ich zur Klimabuchmesse über die Parents for Future gekommen.

Wie viele sind Sie in der Klimabuchmesse Orga?

Also das wechselt natürlich stark. Wir machen das seit fünf Jahren ehrenamtlich. Sie können sich das vorstellen, das gibt eine hohe Fluktuation. Aber ich denke, zum Kernteam gehören immer zwischen 10 und 20 Leuten. Und dann haben wir immer, wenn die Veranstaltungen dann sind, ganz viele fleißige Menschen, die sich dann auch für den Moment motivieren lassen und mithelfen.

Bei uns ist der Eindruck entstanden, dass das ein überwiegend weibliches Team ist.

Also ich möchte die Männer im Team natürlich nicht zu kurz kommen lassen. Aber tatsächlich sind es ganz viele Frauen, davon ganz viele Mütter. Witzigerweise auch die Mütter mit den kleinen Kindern, wo man immer denkt, die haben keine Zeit. Und das stimmt schon. Deswegen machen wir unsere Meetings auch nachts und online, dann, wenn die Kinder schlafen, dass wir dann diese Dinge planen können.

Und mit wie viel Vorlauf machen Sie das? Also wann fangen Sie an, die nächste Klimabuchmesse zu planen?

Wenn die eine Buchmesse vorbei ist, geht die nächste los. Die heiße Phase ist dann ab Herbst, wenn wir dann die Programme der Verlage kriegen, dass wir dann gucken, in die Planung gehen. Aber wir müssen eben jetzt schon anfangen, Gelder zu akquirieren. Und das ist immer ganz schön bitter, weil dann sind immer alle k.o. und müde und wollen erst mal Pause machen. Aber wir wissen, wenn wir den Moment verpassen, haben wir die Finanzierung nach hinten raus nicht.

Lust auf Zukunft

"Lust auf Zukunft" machen ist Ihr Motto. Und das klingt nach so einer bewusst positiven Rahmensetzung in Zeiten, wo Hoffnung und Zukunftsgewissheit eher gefährdet scheinen. Was hat Sie dazu inspiriert oder bewegt?

Also die Klimabewegung hatte ja vor Corona so einen Hype und so einen Höhenflug. Und alle dachten, jetzt schaffen wir das. Und dann kam Corona und wir haben festgestellt, dass diese Krisen immer mehr werden. Und wir haben nie Zeit dafür. Und die Menschen gehen immer wieder immer mehr in so eine Häuslichkeit und so eine Frustration, so ein "was bringt das überhaupt noch" zurück. Und das ist gefährlich, das bringt Menschen in eine Tatenlosigkeit, in eine Depression im schlimmsten Falle. Und Menschen können sich nur dann eine Zukunft vorstellen, für die es lohnt, auf die Straße zu gehen, wenn diese Zukunft positiv besetzt ist. Wenn da wieder Hoffnung ist, dass sich die lohnt für mich.

Und deswegen braucht es diese Zukünfte, die wir erdenken. Und da kommen die Geschichten ins Spiel und das, was Bücher können. Dann geht es los, dass wir uns der Fantasie bedienen, dass wir nachdenken und dass wir dann in der Hoffnung, dass diese Geschichten uns innerlich aufwühlen, antreiben, uns wieder Hoffnung schenken, wir dann ins Handeln kommen.

Ich habe gedacht, als ich Klimabuchmesse zum ersten Mal gehört oder gelesen habe, das ist dann so ein Treff, wo vor allem Sachbücher präsentiert werden, die die Herausforderungen der Klimakrise beschreiben und die warnen und aufklären.  Tatsächlich aber sieht Ihr Programm offenbar ein bisschen anders aus. Wie würden Sie es beschreiben?

Genau. Also wir hatten das tatsächlich am Anfang und haben dann festgestellt, dass die Menschen total demotiviert waren und dachten, oh Gott, ist das alles schlimm. Und deswegen haben wir angefangen, eben dieses Motto zu verwirklichen. Und das ist gar nicht so einfach in der Auswahl, aber eben wirklich zu gucken, dass wir positiv besetzte Bücher finden, die dann sagen, wie kann eine Arztpraxis aussehen? Immer diese Geschichten erzählen, ob jetzt als Sachbuch oder als Literatur.

Utopie am Samstagabend

Wir haben auch ein großes Utopie-Panel am Samstagabend im Westbad auf der Suche nach einer besseren Zukunft, wo Größen wie Aiki Mira oder Mary Stormhouse zusammen überlegen, wie kann in der Science Fiction, die ja dafür ganz oft genutzt wird, wie können Zukünfte aussehen? Wie kann ein Zusammenleben aussehen? Oder wir fragen den Club of Rome, wie schaffen wir denn das mit dieser klimagerechten Zukunft? Das ist dann wieder so ein Sachbuchpanel. Wir versuchen das zu mischen oder abzuwechseln, so wie das gerade gelingt, weil wir uns ja auch immer daran orientieren, was gerade auch neu rauskommt.

Und zu wie vielen Veranstaltungen führt das? Welche Gestalt hat die Klima-Buchmesse? Und wo findet man sie?

Also wir denken jedes Jahr, wir schaffen nicht mehr so viele, aber es sind tatsächlich wieder 14 Veranstaltungen in drei Tagen geworden. Uns findet man zum einen auf der Messe, Freitag und Samstag. Uns findet man aber auch in der Stadt, an ganz vielen verschiedenen Orten. Und da ist der Eintritt dann auch kostenlos. Also auf der Messe gibt es natürlich das Messeticket. Wir sind im Reallabor mit einem Workshop und zwei Lesungen. Wir sind im Botanischen Garten, das ist immer ganz zauberhaft, da geht es um die Rechte in der Natur.

Wir sind dann, da freue ich mich auch sehr, in der Deutschen Nationalbibliothek, im Deutschen Buch- und Schriftmuseum mit einem Aktivistikpanel und mit einer norwegischen Autorin, die preisgekrönt ein wunderschönes Buch, "Der Aufbruch", geschrieben hat. Dann am Samstag sind wir im Westbad. Dort machen wir einen Schreibworkshop für all die Menschen, die gerne die Zukunft träumen wollen und dann ins kreative Schreiben kommen möchten. Das ist alles kostenlos.

Keine Zukunft ohne Wasser

Und dann natürlich, da freue ich mich besonders in der Kooperation mit dem MDR, dieses große, tolle Panel zur Zukunft des Wassers. Wasser, das, was uns alle bewegt. Jeder Kleingärtner und jede Kleingärtnerin kennt das, dieses viele Gießen. Ich weiß auch von den Menschen, die Pools im Garten haben, die sich fragen, wie lange kann ich den überhaupt noch füllen?

Dann natürlich den Club of Rome, von dem ich schon gesprochen habe und das Science-Fiction-Panel. Und am Sonntag haben wir noch zwei besondere Schmankerl. Für die Kinder und Familien, was mir total wichtig ist, machen wir einen Vogelstimmen-Workshop im Connewitzer Stadtgarten zusammen mit dem Ökolöwen. Das ist ein ganz zauberhafter Ort. Und für die Größeren gibt es auch die blau-grünen Glücksorte im Buddehaus.

Das Gespräch führte Ellen Schweda

Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | Kultur Speizal | 25. März 2025 | 18:00 Uhr

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