KlimawandelWarum Klimaforscher trotz Trump optimistisch bleiben

20. März 2025, 09:09 Uhr

US-Präsident Trump torpediert Klimaschutz und Klimaforschung. Ist der Kampf gegen die Erderwärmung verloren? Der Leipziger Forscher Karsten Haustein ist überzeugt: auf keinen Fall. Und er hat Gründe für Optimismus.

Klimaforscher kennen das Gefühl, von der Politik enttäuscht zu sein. Zwar hat der Kampf gegen die globale Erwärmung in den vergangenen Jahrzehnten einige Fortschritte erzielt. Doch das Tempo ließ immer zu wünschen übrig und ständig wurden Kompromisse auf Kosten der Umwelt gemacht. Doch das ist nichts dagegen, was aktuell geschieht. "Im Moment ist das Gefühl, deprimiert zu sein, noch einmal auf einem ganz anderen Level", sagt Karsten Haustein.

Klimaforscher in den USA verlieren ihre Jobs

Karsten Haustein, Uni Leipzig
Klimaforscher Karsten Haustein. Bildrechte: Swen Reichold, Uni Leipzig

Haustein ist Meteorologe und Klimaforscher an der Universität Leipzig. Am Montag hat er dort den Auftaktvortrag zum Jahreskongress der Bunsen-Gesellschaft gehalten. Deren Wissenschaftler beschäftigen sich mit physikalischer Chemie, wozu auch die Physik der Atmosphäre und damit auch der Klimawandel gehört.

Haustein hat viele Jahre an Spitzenunis in England geforscht. Gerade liest er täglich von Kollegen aus den USA, die ihre Jobs verlieren bei Einrichtungen, die einmal wichtige Rollen für die Klimaforschung gespielt haben, etwa NOAA, der US-Behörde für die Atmosphäre und die Ozeane. "Zum ersten Mal sehen wir, wie ein ganzer Staat wegbricht, der bis eben ein Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel war und wo wir im Moment auf wissenschaftlicher Ebene noch sehr eng zusammenarbeiten."

Energiewende ist ein Selbstläufer geworden

Ist damit die Hoffnung, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, nun passé, die Menschheit zum Untergang verurteilt? Mitnichten sagt Haustein. "Erneuerbare Energie ist eine Bewegung, die sehr spürbar in die richtige Richtung geht. Bei Wind und Solar ist weltweit so viel in Bewegung, das ist jetzt ein echter Selbstläufer."

Und das gilt gerade für die USA, wo ausgerechnet der konservative Ölstaat Texas einen Boom bei Wind und Solar verzeichnet. Die Cowboys des wilden Westens verdienen heute Geld mit Clean Energy, wie sie die Erneuerbaren dort nennen, ganz ohne, dass die US-Regierung dafür Geld zuschießt. Was umgekehrt bedeutet, dass Trump dort auch kaum Möglichkeiten hat, den Wandel zur CO2-freien Stromerzeugung noch aufzuhalten.

"Und wir sehen, dass in Europa fossile Energieträger bereits weniger zur Stromerzeugung beitragen als die Erneuerbaren. Finanziell ist das mittlerweile eine Entwicklung, die praktisch automatisch so weiterlaufen wird", ist Haustein sicher.

Es ist nie zu spät, das Klima zu retten

Die andere Sache ist: Weitere Erwärmung wird das Leben in Europa zwar schwieriger machen. Einige der sogenannten Kipppunkte werden wahrscheinlich erreicht. Doch das bedeutet nach aktuellem Stand der Forschung nicht, dass die Welt untergeht. "Aus physikalischer Sicht sind die Kipppunkte jetzt tatsächlich nicht unsere Hauptsorge. Die nordatlantische Zirkulation, die AMOC, könnte zusammenbrechen. Das würde das Wetter vielleicht etwas kontinentaler machen, wodurch die Winter kühler werden würden. Die Sommer würden zugleich immer heißer. Aber das ist ein langsamer Prozess", sagt Haustein. Und meint damit: Es ist nie zu spät, das Klima zu retten.

"Die größte Hoffnung für mich liegt in einem weiteren physikalischen Aspekt: Wenn wir es schaffen, keine Treibhausgase mehr auszustoßen, beziehungsweise nur noch solche Mengen, die wir direkt in den Boden bringen können – von diesem Moment an würde sich die Temperatur stabilisieren." Grund dafür sind die Meere, die einen Teil des CO2s aufnehmen und dadurch seine Konzentration in der Atmosphäre senken würden. "Und das gibt uns immer das Wissen, dass wir, je nachdem, wie wir handeln, jedes Temperaturlevel halten können", sagt der Forscher.

Karsten Haustein ist sich sicher: Die Menschheit hat schon andere große Krisen bewältigt. Sie wird auch die gegenwärtige irgendwann meistern.

Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 19. März 2025 | 17:10 Uhr

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