Bild des verstorbenen Präsidenten des Deutschen Bundestages a. D., Wolfgang Schäuble beim Trauergottesdienst im Berliner Dom.
Zum Auftakt des Trauerstaatsaktes ist im Berliner Dom ein Gottesdienst für Wolfgang Schäuble abgehalten worden. Bildrechte: IMAGO/Political-Moments

In Gedenken Politik nimmt bei Trauerstaatsakt Abschied von Wolfgang Schäuble

22. Januar 2024, 18:52 Uhr

Im Bundestag ist mit einem Trauerstaatsakt Abschied von CDU-Politiker Wolfgang Schäuble genommen worden. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hielt die Trauerrede und würdigte Schäuble als eine "Säule Europas" und sagte, sein Land verliere einen Freund. Auch Schäubles Amts-Nachfolgerin Bärbel Bas und CDU-Chef Friedrich Merz hielten Ansprachen in Gedenken an den bisher am längsten Abgeordneten des Deutschen Bundestages.

Bei einem Trauerstaatsakt im Bundestag haben Vertreterinnen und Vertreter des politischen Lebens Abschied von dem CDU-Politiker Wolfgang Schäuble genommen. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas eröffnete die feierliche Versammlung, danach sprach CDU-Chef Friedrich Merz. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hielt schließlich die Trauerrede in Gedenken an Schäuble.

Der Tag der Trauerfeier im Bundestag wurde nicht zufällig ausgewählt, es ist der 61. Jahrestag der Unterzeichnung des Élysée-Vertrages, der auch symbolisch für die deutsch-französische Freundschaft steht.

Schäuble galt stets als großer Freund Frankreichs und wünschte sich vor seinem Ableben, das Emmanuel Macron an dem Staatsakt teilnimmt.

"Europa verliert eine Säule"

Macron hat Schäuble als Freund Frankreichs und großen Europäer gewürdigt. Auf Deutsch sagte er in seiner Trauerrede im Bundestag in Berlin: "Deutschland hat einen Staatsmann verloren. Europa hat eine Säule verloren. Frankreich hat einen Freund verloren." Schäubles Wunsch, einen Franzosen im Bundestag sprechen zu lassen, sage viel über sein Vertrauen in Frankreich und Deutschland aus.

Macron erinnerte auch an den Tod Jacques Delors' am 27. Dezember. Beide seien Gründerväter der europäischen Einigung und der Aussöhnung der Völker gewesen. Mit der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags am 22. Januar 1963 seien Deutschland und Frankreich dafür in die Pflicht genommen worden. Wolfgang Schäuble gehörte damit zur Generation der Baumeister Europas, sagte Macron.

Der "vollendete Staatsdiener"

Dass das freundschaftliche Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich Schäuble immer ein Anliegen gewesen sei, betonte auch Bärbel Bas. So habe er auf den Tag genau vor sechs Jahren in der französischen Nationalversammlung gesprochen und für eine gemeinsame Kammer mit dem Bundestag geworben. Bas erinnerte zudem an Schäubles Architekten-Rolle bei der Deutschen Einheit. Ihr Amtsvorgänger sei der "vollendete Staatsdiener" gewesen.

Der CDU-Chef und langjährige Partei-Weggefährte, Friedrich Merz, sagte in seiner Gedenkansprache, Schäuble sei zwar in politischen Belangen oft hart gewesen, in seinem Umgang mit anderen Politikern jedoch immer fair und respektvoll. Schäuble sei stets bereit gewesen, im Interesse Europas Kompromisse zu machen.

Vor Beginn des Trauerstaatsaktes hatte die ehemalige Bundeskanzlerin, Angela Merkel, ein kurzes Interview gegeben und Schäuble darin als "Anker der Stabilität" gewürdigt. Auch sie stellte seine Rolle als "glühender Verfechter der deutschen Einheit" heraus sowie bei der Überwindung der Euro-Krise.

Gottesdienst im Berliner Dom

Mit einem Gottesdienst hatten bereits am Montagmittag die offiziellen Trauerfeierlichkeiten begonnen. Im Berliner Dom kamen Politiker, Weggefährten Schäubles sowie Vertreter und Vertreterinnen aus Gesellschaft und Religionsgemeinschaften zusammen.

Trauerfeier und Staatsakt für Wolfgang Schäuble
Vertreter aus Politik und Wirtschaft sowie Familienangehörige Wolfgang Schäubles gedenken seiner politischen Persönlichkeit. Bildrechte: IMAGO / Christian Spicker

Die kommissarische Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs, würdigte Schäuble in ihrer Predigt als Antipopulisten. Er habe sich mit all seiner Kraft, Leidenschaft und Hingabe in den Dienst des Gemeinwesens gestellt.

Der CDU-Politiker Schäuble war in seiner langen politischen Karriere Kanzleramtschef, Bundesinnen- und Finanzminister, CDU-Vorsitzender und Bundestagspräsident. Zuletzt war er einfacher Abgeordneter im Bundestag, dem er 51 Jahre lang angehörte – so lange wie kein anderer Abgeordneter in der Geschichte des deutschen Parlamentarismus. Er starb am zweiten Weihnachtstag im Alter von 81 Jahren in seiner Heimatstadt Offenburg. Dort wurde er auch beigesetzt.

MDR mit AFP, dpa, epd (amu)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 22. Januar 2024 | 16:00 Uhr

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