Stau vor Baustellen Können Lkw-Überholverbote vor Baustellen eher aufgestellt werden?

13. Juli 2023, 10:47 Uhr

Es ist Feriensaison. Und damit steigt auch die Staugefahr. Ein MDR-AKTUELL-Nutzer steht auf der A4 Richtung Dresden aktuell häufig im Stau. Grund sei das Einordnen der Lkw wegen einer Baustelle. Der Nutzer aus Chemnitz fragt deshalb: "Wäre es nicht möglich, Überholverbotsschilder für Lkw bereits einige Kilometer vor der Baustelle zu erreichten, damit sich diese bereits eher einordnen?"

Stau-frei über die Autobahn 4 bei Dresden Richtung Görlitz, dafür muss man im Moment Glück haben. Kurz vor der langen Baustelle müssen sich alle Lkw in eine Spur ganz rechts einordnen und dürfen nicht mehr überholen.

Tino Möhring von der Autobahn GmbH sagt dazu: "Speziell zum Thema Lkw-Überholverbot ist es so, dass wir Richtung Görlitz circa 500 Meter, bevor die Baustelle wirklich beginnt, das Lkw-Überholverbot aufgestellt haben. Und je eher man Überholverbot macht, desto länger wird auch eine Lkw-Schlange. Wir müssen bei solchen Baustellen immer abwägen, dass wir unter laufendem Verkehr bauen. Das bedeutet, dass wir so viel Verkehr wie möglich zulassen müssen".

ADAC für mehr Lkw-Spuren

Und das gilt nicht nur den Pkw-, sondern auch für den Lkw-Verkehr. Für Helmut Büschke vom ADAC Sachsen ist nicht das Einfädeln das Problem. Er kritisiert, dass es nur eine Lkw-Spur in der Baustelle gebe. Sein Vorschlag: zwei Lkw-Spuren aufmachen.

"Das heißt: wenn man dann die Richtungsfahrbahn Dresden benutzt, kann der Pkw an einer Stelle nach links rüberfahren und dann sind zwei Fahrspuren auf der rechten Seite, wo die Baustelle sich befindet. Und diese beiden Fahrstreifen kann man, aus unserer Sicht, freigeben für die Lkw. Damit könnte man den Stau vermeiden", meint Büschke.

Die beiden Spuren für die Lkw wären dann jeweils drei Meter breit, so Büschke. Der Vorschlag sei diskutiert worden, erhielt der ADAC die Rückmeldung von der Autobahn GmbH, aber die Idee wurde "von der Autobahn-Polizei Dresden abgelehnt. Sie wollen den Zustand, so wie er, ist beibehalten. Wir finden das als ADAC nicht gut. Gerade bei den hohen Temperaturen, wer da im Stau steht, der hat ganz schön zu kämpfen."

Dazu teilt die Polizeidirektion Dresden auf eine Anfrage von MDR AKTUELL schriftlich mit: "Die zur Verfügung stehende Gesamtbreite beträgt 5,45 Meter. Eine Erweiterung ist aufgrund der Nähe des Baufeldes und der geltenden Arbeitsschutzrichtlinien nicht möglich. Vor diesem Hintergrund ist der Vorschlag der Einrichtung von zwei Lkw-Spuren zu je drei Metern nicht umsetzbar."

ADAC kritisiert Zusammenarbeit mit Autobahnpolizei

Unabhängig davon wünscht sich der ADAC Sachsen eine bessere Zusammenarbeit mit der Dresdner Autobahnpolizei, sagt Helmut Büschke: "Wir hatten ja schon bei den großen Stauungen, die es gab bei dem Brückenbau am Nossener Dreieck, mit der Autobahnpolizei Kämpfe ausgeführt, so muss ich das jetzt mal sagen. Sie waren nicht kooperativ, überhaupt eine Veränderung herbeizuführen. Das kann nicht im Sinne der Verkehrsteilnehmer sein. Ich erwarte hier, dass man sich solchen Themen öffnet."

Bleibt als Botschaft für unseren Zuhörer aus Chemnitz: Im Moment gibt es keine Hoffnung, dass die Staus auf der A4 im Großraum Dresden Richtung Görlitz weniger werden. Die Baustelle auf der Autobahn soll noch bis Dezember aktiv sein.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 13. Juli 2023 | 06:00 Uhr

9 Kommentare

weils so nicht unwidersprochen bleiben darf am 13.07.2023

Tatsächlich haben wir heutzutage Mittel zur flexibleren Steuerung von Verkehrsflüssen, die aktuelles Verkehrsaufkommen, bestehende Staus etc.in Form von anzeigewechselnden Verkehrszeichen-Tafeln berücksichtigen können. Dennoch sind Ort und Anlage von Spurverengungen vielerorts tatsächlich ungünstig gewählt, vor allem, was die TATSÄCHLICHE Flussgeschwindigkeit in den Engstellen angeht, die oft viel höher sein könnte, wenn die Stellen, an denen nach "Einfädeln" wieder BESCHLEUNIGT werden muss, zumindest nicht ausgerechnet auf STEIGUNGEN gelegt würden (wie z.Z.im Extrem an einer hessichen Baustelle).
Man muss aber leider AUCH feststellen, dass das bestmögliche Fliessen des Verkehrs wohl gar nicht IM INTERESSE der Baufirmen oder auch der überflüssigerweise zwischen Staat/Länder und "Ausführende" eingeschobenen Autobahn-GmbH" liegt.
Vielleicht sollte man künftig "Strafabzüge" für die tatsächlich angefallenen Staus (bzw."Prämien" für deren Vermeidung) mit in die Ausschreibungen aufnehmen.

weils so nicht unwidersprochen bleiben darf am 13.07.2023

Mit dem "auf die Schiene bringen" ist das nicht so leicht, wie man sich das vielleicht vorstellt. Auch "die Schiene" ist in der Regel ausgelastet; man sieht den Stau nur nicht, weil er sich schon in der Planung der Zugfolge abspielt (was übrigens auch beim LKW-Verkehr inzwischen teilweise stattfindet; aus rein wirtschaftlichen Gründen stellt nämlich kein Spediteur seine LKW gerne in den Stau, sondern vermeidet sie nach Möglichkeit durch Einplanung und Vermeidung prognostizierbarer Staus bereits im voraus).
Bei "der Schiene" kommen aber als (entscheidende) "bottlenecks" die Be-und Entladung dazu; die wenigsten Güter
wachsen nämlich direkt auf dem Bahnhof und die wenigsten Supermärkte in der Stadt haben Gleisanschluss und Güter-Terminal im Hinterhof. Natürlich KANN man darüber nachdenken, in Zukunft "Güter-Strassenbahnen" zu bauen; ist aber ein weiter Weg, vor allem, wenn dazu keinen Baum fällen und dem querenden Radfahrer Vorrang geben will.


ElBuffo am 13.07.2023

Stimmt, da sind die PKW-Fahrer viel besser und wissen genau, wie es funktioniert und setzen das auch um.
Ich hätte da auch gleich eine Frage: Wäre es nicht möglich ein generelles Überholverbot einzuführen? Also wenigstens dieses Wochenende, so Richtung Ostsee? Und natürlich mit einer einzigen Ausnahme. Es geht mir nur um eine Verbesserung.
Die wäre freilich auch mit mehr Kontrollen und Konsequenzen erreichbar. Wir können uns ja mal nach der Hochsaison unterhalten, welche Erfahrungen man diesbezüglich im Ausland gemacht hat. Man braucht schließlich weder Navi noch das Zeichen 393 um zu bemerken, dass man Deutschland verlassen bzw. wieder erreicht hat.

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