Studie Weniger Wohneigentümer in Deutschland
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14. Januar 2025, 10:09 Uhr
Immer weniger Menschen in Deutschland besitzen eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus. Auch im europäischen Vergleich schneidet Deutschland sehr schlecht ab. Die Autoren der neuen Studie machen die Politik dafür verantwortlich und fordern eine verlässliche Förderung des Bundes.
- Der Anteil der Wohnungseigentümer in Deutschland ist gesunken.
- Deutschland liegt im europäischen Vergleich bei Wohneigentum auf dem vorletzten Platz.
- Innerhalb Deutschlands gibt es große regionale Unterschiede: Leipzig ist bei Wohneigentümern Schlusslicht. Thüringen hat von den mitteldeutschen Bundesländern die höchste Eigentumsquote.
Der ohnehin niedrige Anteil der Wohnungseigentümer in Deutschland ist nach einer neuen Studie weiter gesunken. Im Jahr 2022 wohnten nur noch 43,6 Prozent der Haushalte in den eigenen vier Wänden. Das sei ein Prozentpunkt weniger als 2011, meldete das Pestel-Institut unter Berufung auf im vergangenen Jahr veröffentlichten Mikrozensus-Zahlen. Der langsame, nahezu kontinuierliche Anstieg der Wohneigentumsquote in den vorangegangenen Jahrzehnten ist demnach gestoppt. Auftraggeber der auf der Münchner Messe "Bau" veröffentlichten Studie war der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB).
Im Vergleich unter 19 europäischen Ländern liegt Deutschland der Studie zufolge auf dem vorletzten Platz. Im Verhältnis noch weniger Wohnungseigentümer gibt es demnach nur in der Schweiz. Auf dem ersten Platz der 19 europäischen Länder liegt die Slowakei, dort leben laut Studie gut 90 Prozent im eigenen Haus oder einer Eigentumswohnung. Was die deutschsprachigen Länder betrifft, schneidet Österreich am besten ab: Dort liegt die Wohneigentumsquote zumindest deutlich über der Hälfte.
Leipzig ist Schlusslicht bei Eigentumsquote
Doch auch innerhalb Deutschlands gibt es laut Pestel-Institut immense regionale Unterschiede: Schlusslicht ist demnach Leipzig mit einer Eigentumsquote von nur gut 13,3 Prozent. An der Spitze steht mit 72,3 Prozent der an Frankreich angrenzende Landkreis Südwestpfalz in Rheinland-Pfalz.
Thüringen mit Eigentumsquote knapp über Bundesschnitt
Unter den Bundesländern liegt das Saarland mit 58,6 Prozent vor Rheinland-Pfalz (53,5 Prozent) an der Spitze. Am Ende der Tabelle belegt Berlin mit 15,8 Prozent den letzten Platz noch hinter Hamburg (21,2 Prozent).
Von den mitteldeutschen Bundesländern schneidet Thüringen am besten ab. In dem Bundesland gab es 2022 es eine Eigentumsquote von 45,7 Prozent. Somit liegt die Quote in Thüringen knapp über dem Bundesschnitt von 43,6 Prozent. Unter diesem Schnitt liegen hingegen Sachsen-Anhalt mit 42,4 Prozent und Sachsen mit nur 34 Prozent. In Sachsen nahm die Zahl der Eigentümer zwischen 2011 und 2022 allerdings um etwa fünf Prozent zu.
Generell ist die Wohneigentumsquote in den Städten mit 25 Prozent weniger als halb so hoch wie in ländlichen Regionen: Der durchschnittliche Eigentümeranteil in den Landkreisen liegt laut Pestel-Institut bei 52,2 Prozent.
Kritik vom Pestel-Institut an Entwicklung
Die Autoren kritisieren die Entwicklung scharf. Nicht zuletzt, weil die stetig steigenden Mieten in den Städten zur Altersarmut beitragen. "Für viele Seniorenhaushalte wird die Miete zur K.O.-Miete", sagte Studienleiter Matthias Günther mit Blick auf ältere Mieter, die sich ihre Wohnungen nicht mehr leisten können und deswegen umziehen müssen.
Der Geschäftsführer des Pestel-Instituts und Chef-Ökonom Günther machte "politisches Versagen" für die Trendwende verantwortlich: "Für Durchschnittsverdiener ist die Chance auf Wohneigentum heute gleich null."
Für Durchschnittsverdiener ist die Chance auf Wohneigentum heute gleich null.
Der Baustoff-Bundesverband als Auftraggeber forderte ebenso wie das Pestel-Institut eine verlässliche Förderung des Bundes für den Erwerb der eigenen Wohnimmobilie. "2025 muss zum Bauwendejahr werden", kritisierte BDB-Präsidentin Katharina Metzger. "Deutschland brauchen mehr Sozialwohnungen, mehr bezahlbare Mietwohnungen, aber auch mehr Wohneigentum."
Hintergrund: Anstieg von Zinsen und Baukosten
Der Neubau von Eigentumswohnungen und -häusern ist seit 2022 stark zurückgegangen, weil der gleichzeitige Anstieg von Zinsen und Baukosten den Kauf für viele Interessierte unerschwinglich gemacht hat.
Etliche Fachleute und Ökonomen erwarten in diesem Jahr einen weiteren Rückgang des Wohnungsbaus. Da der Wohnungsbedarf in den Städten unverändert hoch ist, werden die Mieten voraussichtlich weiter steigen.
dpa (jst)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL Fernsehen | 13. Januar 2025 | 17:45 Uhr
Peter vor 2 Tagen
na so was: Das ist nicht richtig. Für Selbstständige zählen Kapitalerträge zum Einkommen, aus welchem die Krankenkassenbeiträge berechnet werden.
Zitat dazu TK: "Außerdem ist sonstiges Einkommen beitragspflichtig - zum Beispiel Einkünfte aus Kapitalvermögen oder Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung."
dimehl vor 2 Tagen
@AlexLeipzig:
Kann man auch so sehen:
Ja, viele können in den Urlaub fahren, haben ein Auto...
Nein, arm sind sie nicht, sie haben aber auch nichts, z. Bsp. kein Wohneigentum.
Die Freiheit ohne Klotz am Bein erinnert mich an das Märchen vom Hans im Glück, aber das ist ja nur ein Märchen ...
dimehl vor 2 Tagen
@ElBuffo:
"beim legendären Angstsparen der Deutschen"
?
" Das zentrale Problem liege aber laut Marcel Fratzscher, Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität und Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, woanders. Auf Twitter schreibt er: „40 Prozent der Menschen haben heute fast keine Ersparnisse, also nichts, um sich gegen die hohe Inflation abzusichern.“ Die Masse ist Inflation und Teuerungen also schutzlos ausgeliefert und hat für schwere Zeiten nichts auf der hohen Kante. Das Einkommen wird ebenso schnell wieder aufgezehrt, wie es reinkommt. "
Quelle: Focus, 29.08.2022 (viel zum Positiveren geändert haben dürfte sich seitdem kaum...)