
Studie vom Ifo-Institut Kein Zusammenhang zwischen Ausländeranteil und Kriminalitätsrate
Hauptinhalt
19. Februar 2025, 15:32 Uhr
Ein steigender Anteil von Menschen aus dem Ausland führt nicht zu einer höheren Kriminalitätsrate in der betreffenden Region. Das zeigt eine Studie des Münchener Ifo-Instituts. Demnach gibt es keine systematischen Einfluss von Migration auf die Kriminalität im Aufnahmeland. Die Faktoren seien vielmehr unabhängig von der Herkunft.
Ein steigender Ausländeranteil führt nach einer Studie des Münchener Ifo-Instituts an den Zuzugsorten nicht zu einer höheren Kriminalitätsrate. Wie das Institut mitteilte, belegen dies Auswertungen der Polizeilichen Kriminalstatistik nach Landkreisen für die Jahre 2018 bis 2023. "Wir finden keinen Zusammenhang zwischen einem steigenden Ausländeranteil in einem Kreis und der lokalen Kriminalitätsrate", erklärte Ifo-Forscher Jean-Victor Alipour. Dies gelte auch für Flüchtlinge.
Für 2023 zeigt die Statistik, dass auf 1.000 ausländische Einwohnerinnen und Einwohner 57 ausländische Tatverdächtige für Straftaten kamen. Bei den Einheimischen waren es dagegen nur 19. Damit seien Ausländer gegenüber ihrem Bevölkerungsanteil zwar überrepräsentiert. Die höhere Rate sei aber überwiegend durch ortsspezifische Faktoren zu erklären, betonten die Forschenden. Migranten zögen etwa häufiger in Ballungsräume mit einer strukturell höheren Kriminalität auch unter Deutschen.
Internationale Forschung: Kein systematischer Einfluss auf Kriminalität
Dass Ausländer im Schnitt jünger und häufiger männlich seien, spiele eine geringere Rolle. "Berücksichtigt man diese Faktoren, stehen regionaler Ausländeranteil und Kriminalitätsrate in keinem statistischen Zusammenhang", sagte Ifo-Forscher Joop Adema. "Die Annahme, dass Ausländer oder Schutzsuchende eine höhere Kriminalitätsneigung besitzen als demografisch vergleichbare Einheimische, ist nicht haltbar." Auch internationale Forschung zeige, dass Migration und Flucht keinen systematischen Einfluss auf die Kriminalität im Aufnahmeland hätten.
Integration in den Arbeitsmarkt zur Vorbeugung
Die Forscher untersuchten auch besonders schwere Delikte wie Tötungen oder sexuelle Übergriffe. Auch dort liefere die Studie keinen statistischen Zusammenhang mit einem steigenden Ausländeranteil oder dem Anteil Schutzsuchender.
Als wichtige Vorbeugung gegen Kriminalität bezeichneten die Forscher vor allem eine Integration in den Arbeitsmarkt. Sinnvolle Maßnahmen seien die einfachere Anerkennung ausländischer Abschlüsse und eine Verteilung von Asylbewerbern nach regionaler Arbeitsnachfrage. "Migranten erhalten so schneller legale Verdienstmöglichkeiten, was Straffälligkeit vorbeugt. Außerdem könnte der Arbeitskräftebedarf gezielter gedeckt werden", sagte Alipour.
Reuters, AFP (fef)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 18. Februar 2025 | 14:00 Uhr