Beschäftigte von Volkswagen bekunden vor dem Werk in Zwickau zum Ende der Friedenspflicht ihre Streikbereitschaft.
Beschäftigte von Volkswagen bekunden vor dem Werk in Zwickau zum Ende der Friedenspflicht ihre Streikbereitschaft. Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Arbeitskampf IG Metall kündigt flächendeckende Warnstreiks bei VW an

01. Dezember 2024, 12:47 Uhr

Beim Autohersteller Volkswagen ist in der Nacht zu Sonntag die Friedenspflicht ausgelaufen. Bei VW in Zwickau versammelten sich in der Nacht Hunderte Beschäftigte vor dem Werkstor. Ab Montag soll gestreikt werden, auch in den anderen sächsischen Werken in Chemnitz und Dresden. Die Gewerkschaft forderte von VW erneut eine Beschäftigungs- und Standortgarantie für alle deutschen Werke bis mindestens 2035.

Bei Volkswagen beginnen am Montag in allen Werken Warnstreiks. Das teilte die IG Metall mit. "Wenn nötig, wird das der härteste Tarifkampf, den Volkswagen je gesehen hat", kündigte IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger in Wolfsburg an. Mit symbolischem Glockenschwingen markierte die IG Metall in der Nacht demonstrativ das Ende der Friedenspflicht und stellte damit die Weichen für Arbeitskämpfe.

Glockengeläut und Bengalfeuer als Zeichen des Protests

Beschäftigte von Volkswagen bekunden vor dem Werk in Zwickau zum Ende der Friedenspflicht ihre Streikbereitschaft.
VW-Beschäftigte bekunden vor dem Werk in Zwickau zum Ende der Friedenspflicht ihre Streikbereitschaft. Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Gleich zweimal ließ die Gewerkschaft die Friedenspflicht demonstrativ abklingen: am Abend zunächst in Wolfsburg mit Glockenläuten in Sichtweite der Konzernzentrale, wenig später noch einmal in Zwickau mit rotem Bengalfeuer. Die IG Metall sprach von etwa 300 Teilnehmern in Wolfsburg. Auch in Zwickau versammelten sich Hunderte bei Punsch und Bratwurst vor dem Werkstor, um ihre Streikbereitschaft zu demonstrieren.

Der Frust in der Belegschaft sei groß, erklärte Betriebsratschefin Daniela Cavallo. Mit der Möglichkeit für Warnstreiks gebe es nun ein Ventil, "um Dampf abzulassen". Sie rechne daher mit großem Zuspruch in den zehn deutschen Werken, wenn die ersten Aktionen anstehen. Gröger sprach von "Warnstreiks, die das Unternehmen nicht übersehen kann".

Worten sollen "Taten" folgen

Ein Mitarbeiter verkabelt einen VW ID.4 im Werk von Volkswagen in Zwickau.
Ein Mitarbeiter verkabelt einen VW ID.4 im Werk von Volkswagen in Zwickau. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas

In Zwickau sagte der dortige Betriebsratschef Uwe Kunstmann: "Der Worte sind genug gewechselt, ab nächster Woche werden Taten folgen." Der VW-Vorstand müsse endlich zur Vernunft kommen.

Mit den Aktionen will die Gewerkschaft in dem Tarifstreit um Lohnkürzungen, Stellenabbau und mögliche Werksschließungen noch einmal den Druck erhöhen. "Wir wünschen uns diesen Konflikt nicht – aber wir führen ihn, solange der Vorstand nur auf Kürzungen und Entlassungen statt auf Perspektiven setzt", sagte Gröger.

Das Logo des Autobauers VW ist auf dem Dach am VW-Stammwerk zu sehen. 5 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Alicia Windzio

VW fordert zehn Prozent Lohnkürzung

VW fordert zehn Prozent Lohnkürzung. In dem Konflikt geht es um die Bezahlung der rund 120.000 Beschäftigten in den Werken der Volkswagen AG, wo ein eigener Haustarif gilt. VW lehnt bisher jede Erhöhung ab und fordert stattdessen zehn Prozent Lohnkürzung. Auch Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen stehen im Raum. Die Beschäftigungssicherung wurde aufgekündigt. Laut Betriebsrat sind mindestens drei Werke und Zehntausende Arbeitsplätze bedroht.

Die Friedenspflicht, in der Streiks nicht erlaubt sind, lief um Mitternacht aus. Seit heute sind damit auch Arbeitsniederlegungen möglich. Konkrete Zeiten nannte die Gewerkschaft bisher nicht.

Nächste Tarifrunde am 9. Dezember

Am 9. Dezember wollen Vertreter von Arbeitnehmern und Konzern die Tarifverhandlungen fortsetzen. Bei der vorigen Verhandlungsrunde im November protestierten bereits mehr als 7.000 Beschäftigte vor dem Verhandlungssaal gegen die Sparpläne, damals noch ohne Warnstreiks. Am Mittwoch wird Konzernchef Oliver Blume zudem auf der Betriebsversammlung in Wolfsburg vor die Belegschaft treten. Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil wird dann als Gastredner erwartet.

dpa(das)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 01. Dezember 2024 | 08:04 Uhr

14 Kommentare

Wagner vor 16 Wochen

Was sollen Streiks ? Die sind jetzt ein Konjunkturprogramm für Stellenabbau. Aber das interessiert die Gewerkschaften ja nicht. Eins,zwei,drei im Sauseschritt,es eilt die Zeit—wir eilen nicht mit.So,in Abwandlung,der Slogan der Gewerkschaft. Auch VW muss sich ändern. Das ist Fakt. Wir sind nicht in der DDR—Untergang bis zum Schluss.

DER Beobachter vor 16 Wochen

Kommt drauf an, wann die Chinesen uns und die Welt damit überschwemmen können, die liegen da ja auf Halde. Nicht unwahrscheinlich, dass Trumps Wirtschaftspolitik den Prozess noch beschleunigt...

ElBuffo vor 16 Wochen

Bei der Bahn trifft man ja wenigstens über den Fahrgast die Einnahmequelle des Arbeitgebers. Aber wen will die IG Metall hier treffen? VW wird es doch kaum stören, wenn ein paar Fahrzeuge nicht gefertigt werden, die sich im Moment weniger gut verkaufen lassen? Während des Streiks tritt vielmehr genau deren angestrebtes Ziel ein, weniger Lohn zahlen zu wollen.

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