In Sachsen-Anhalt wird die Wildkatzenpopulation auf 600 bis 800 Tiere geschätzt.
In Sachsen-Anhalt wird die Wildkatzenpopulation auf 600 bis 800 Tiere geschätzt. Bildrechte: Gernot Pohl/BUND

Auf Spurensuche Harz, Altmark und Goitzsche: Wildkatzen in Sachsen-Anhalt breiten sich aus

12. April 2025, 16:00 Uhr

Einst waren Wildkatzen nur im Harz zu Hause. Inzwischen sind die etwas kräftigeren Verwandten der Hauskatzen auch an anderen Orten in Sachsen-Anhalt nachgewiesen, in der Goitzsche-Wildnis bei Bitterfeld werden sie vermutet. Tierschützerin Nicole Hermes erklärt, wie sie die Tiere aufspüren und wie man die schätzungsweise 600 bis 800 Wildkatzen im Land von Hauskatzen unterscheiden kann.

In Sachsen-Anhalt breitet sich die Wildkatze wieder aus. Das freut Wildkatzenexpertin Nicole Hermes vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). "Die Wildkatze ist eine Art, die in Zeiten von Artensterben ein Lichtblick für uns Natur- und Artenschützerinnen und -schützer ist." Derzeit gebe es geschätzt zwischen 600 bis 800 der geschützten Tiere in Sachsen-Anhalt, so Hermes. Eine genaue Zählung der von Natur aus scheuen Katzen sei allerdings nicht möglich.

Die Tierschützerin Nicole Hermes versucht herauszufinden, wohin sich die Wildkatzen in Sachsen-Anhalt ausbreiten.
Die Tierschützerin Nicole Hermes versucht herauszufinden, wohin sich die Wildkatzen in Sachsen-Anhalt ausbreiten. Bildrechte: MDR/Martin Krause

Zwischen Harz, Altmark und Goitzsche-Wildnis

Wo die Wildkatzen sich verbreiten, das findet die Expertin mit sogenannten "Lockstöcken" heraus. Das sind Pflöcke aus Dachlatten, die an verschiedenen Orten in Sachsen-Anhalt aufgestellt werden. Angelockt werden die Wildkatzen dann mit einem Baldrian-Extrakt, der auf die Pflöcke gesprüht wird, so Hermes. Einmal angelockt, "reiben sie sich daran, hinterlassen Haare", erklärt die Expertin weiter.

An den Pflöcken bleiben die Haare von den Wildkatzen hängen, wenn sie sich daran reiben.
An den Pflöcken bleiben die Haare von den Wildkatzen hängen, wenn sie sich daran reiben. Bildrechte: Helmut Weller/BUND

Mit dieser Methode konnte der BUND feststellen, dass sich die Wildkatzenpopulation von ihrem Kerngebiet im Harz sowohl in nördlichere Landesteile wie den Altmarkkreis und auch in Richtung Goitzsche-Wildnis ausgebreitet hat. "In der Goitzsche warten wir noch, aber 25 Kilometer weiter östlich, was für Wildkatzen ein Katzensprung ist, in der Dübener Heide konnten wir vergangenes Jahr einen Erstnachweis der Art führen", sagt Hermes.

Wildkatzen sind keine Gefahr für den Menschen

Zu Gesicht bekommen hat auch die Artenschützerin aber nur wenige Tiere. "Ich kann die Wildkatzensichtungen an einer Hand abzählen", sagt sie. Laut der Website des BUND lässt sich die Wildkatze durch ihre plumpen Körper und ihren buschigen Schwanz von der Hauskatze unterscheiden. Es komme aber vor, dass Findlinge, also hilflose oder verwahrloste Kätzchen von Wildkatzen, für Hauskatzenbabys gehalten und bei den Tierschützern abgegeben werden.

Man muss keine Angst haben, Wildkatzen würden niemals Menschen angreifen

Nicole Hermes Artenschützerin beim BUND

Ähnlich wie die Hauskatze, stellt die Wildkatze in Sachsen-Anhalts Wäldern keine Gefahr für den Menschen dar. "Man muss keine Angst haben, Wildkatzen würden niemals Menschen angreifen", so die Wildkatzen-Expertin. Man können einfach stehen bleiben "und genießen", rät sie.

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MDR (Martin Krause, Cynthia Seidel)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 12. April 2025 | 09:45 Uhr

1 Kommentar

NochJemand vor 1 Wochen

Aber nicht jede Katze mit buschigem Schwanz ist unbedingt eine Wildkatze. Unsere Hauskatzen haben einen großen Genpool und sehr viele Erscheinungsformen. Ausgesetzte oder verwilderte Hauskatzen können aussehen wie eine Wildkatze und auch scheu sein; aber meist kommen sie auf Dauer ohne menschliche Obhut weniger gut zurecht.
Naturgemäß kommt es auch zu Mischlingsnachkommen. Katz und Kater im Fortpflanzungsmodus sind nicht so ete-petete, was die Partnerwahl angeht.
Deshalb sollte man Freigängerkatzen immer kastrieren. Schon um ihnen selbst den ständigen Stress zu ersparen. Wildkatzen haben pro Jahr meist einen Wurf Junge, Hauskatzen zwei bis drei.


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