Ein Gummistiefel-Ständer steht im Eingangsbereich eines Kindergartens.
Für die Betreuung von Kindern sollen in Halle die Kitabeiträge steigen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Wolf von Dewitz

Dritte Abstimmung im Stadtrat Nach langem Streit: Kita-Gebühren in Halle werden erhöht

31. Januar 2025, 04:57 Uhr

Zweimal hatte der Stadtrat von Halle im vergangegen Jahr die Erhöhung der Kita-Gebühren abgelehnt. Nun mussten die Räte auf Anordnung des Landesverwaltungsamtes erneut entscheiden – und haben diesmal für eine Erhöhung gestimmt.

Der Stadtrat von Halle hat am Mittwoch für eine Erhöhung der Kita-Beiträge gestimmt. Lediglich die Fraktionen der Linken und der AfD hatten sich gegen die Erhöhung ausgesprochen. Die Gebühren werden nun um 25 Prozent erhöht, allerdings in zwei Schritten. Demnach soll die erste Erhöhung ab März erfolgen, die zweite ab Januar 2026. Danach sollen die Gebühren alle zwei Jahre angepasst werden. Zuletzt waren die Kita-Beiträge vor elf Jahren erhöht worden.

Stadt: "Viele Familien nicht von Erhöhung betroffen"

Krippenplätze mit einem Betreuungsumfang von 40 Stunden in der Woche kosten bisher 165 Euro im Monat, Kindergartenplätze 119 Euro, künftig 207 Euro beziehungsweise 150 Euro. Die Kosten sind gestaffelt nach dem Betreuungsumfang. Fünf Stunden pro Tag kosten demnach weniger als 10 Stunden pro Tag. Nach Angaben der Verwaltung sind weniger als 8.000 Kinder von der Erhöhung betroffen.

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Für die Betreuung von Kindern sollen in Halle die Kitabeiträge steigen. Mehr dazu im Audio. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Wolf von Dewitz
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Für die meisten der rund 19.000 Kinder werde demnach keine Gebühr fällig. Bei Eltern mit zu geringem Einkommen können die Kosten ermäßigt, erlassen oder vom Jugendamt übernommen werden. Zudem gibt es Kinder, die unter die Geschwisterregel fallen. Seit Anfang 2020 bezahlen Eltern in Sachsen-Anhalt, die mehr als ein Kind in Krippe, Kindergarten oder Hort haben, nur den Beitrag für das älteste Kind. Alle weiteren Beiträge werden vom Land übernommen.

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Kommunalaufsicht verlangt dritte Abstimmung

Der Stadtrat von Halle musste am Mittwoch bereits zum dritten Mal über die Erhöhung der Kita-Gebühren entscheiden. Zweimal hatte der Stadtrat das Thema im vergangenen Jahr schon auf der Tagesordnung – und jedes Mal stimmten die Räte gegen eine Erhöhung.

Die Stadtverwaltung wollte ursprünglich nach elf Jahren Beitragsstabilität die Betreuungskosten für das erste Kind erhöhen. Die Mehreinnahmen von 3,8 Millionen Euro sollen helfen, den Stadthaushalt zu konsolidieren.

Egbert Geier, SPD, Bürgermeister Halle/Saale
Halles Bürgermeister Egbert Geier sah Probleme beim Beschluss des Stadtrats. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Die Stadträte hatten jedoch einen anderen Weg beschlossen, um das Geld einzunehmen – trotz zweifachen Vetos von Bürgermeister und Kämmerer Egbert Geier (SPD). Sie wollten die 1,5 Millionen Euro nutzen, die die Stadt beim Personal wegen Langzeiterkrankungen, Elternzeit und unbesetzten Stellen spart. Dazu wurden die Parkgebühren erhöht, Halle muss weniger Zinsen zahlen und nimmt mehr Gewerbesteuer ein als bisher. Auch vom Land kommt Geld: Weil Geschwisterkinder nichts zahlen, kommt das Land für entgangene Einnahmen auf.

Das Landesverwaltungsamt hatte der Stadt Halle Ende 2024 mitgeteilt: Es wird angeordnet, dass der Stadtrat unverzüglich, spätestens jedoch bis zum 31.01.2025, eine Anpassung der Satzung über Kostenbeiträge für die Nutzung der Kindertagesstätten und Kindertagespflegestellen entsprechend dem mit der Haushaltsatzung 2024 beschlossenen Konsolidierungskonzept oder eine gleichwertige Konsolidierungsmaßnahme im Umfang von 3,8 Mio. Euro beschließt.

Die angeordnete Maßnahme hat im Umfang von 50 Prozent spätestens ab dem 01.03.2025 und im Umfang der restlichen 50 Prozent spätestens ab dem 01.01.2026 wirksam zu werden.

Den Ratsbeschluss lehnte das Landesverwaltungsamt jedoch ab und gab damit Geier recht. Die Begründung: Finanzierung durch Schulden sei zu unsicher. Der Stadtrat soll deshalb in seiner nächsten Sitzung die Anordnung der Kommunalaufsicht umsetzen und die Gebührenerhöhung beschließen. Dem sind Stadträte nun gefolgt.

MDR (Martin Krause, Marc Weyrich, Luise Kotulla, Attila Dabrowski, Oliver Leiste)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 17. Januar 2025 | 08:30 Uhr

2 Kommentare

Hobby-Viruloge007 vor 4 Wochen

Ohne Zuwanderung brauchen wir aktuell 3x soviele Kinder, um die Einwohneranzahl konstant zu haleten. Bei nachhaltiger Politik müssten Kindergärten eigentlich kostenfrei sein.

Kindergartengebühren belasten zudem nur die arbeitende Bevölkerung. Wenn man sie erhöht, steht für Mama die Frage, ob es sich überhaupt lohnt so viel arbeiten zu gehen.....

Hallebewohner vor 4 Wochen

Wenn man die Zuschüsse an die ``freie´´ Kunstszene stark kürzen oder streichen würde, dann könnte man sicher die Kosten an den Kitas in Halle kompensieren. Aber im Stadtrat haben die ``freien´´ Künstler immer noch eine starke Lobby, die die eigene Wählerschaft in der linken Szene nicht verprellen wollen. Die Finanzierung des von einem Stadtrat geleiteten Theaters am Holzplatz ist halt wichtiger als die Finanzsituation vieler Eltern!

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