1,3 Millionen Euro für Betroffene Anschlag auf Weihnachtsmarkt: Magdeburg zahlt Spenden jetzt aus
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25. Januar 2025, 16:04 Uhr
Die Stadt Magdeburg beginnt knapp fünf Wochen nach dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt, die Spenden an Betroffene auszuzahlen. Auf dem Spendenkonto gingen bisher 1,3 Millionen Euro ein. Hunderte Verletzte und Angehörige können Geld bekommen – müssen dafür aber einen Antrag stellen. Auf ein weiteres Spendenkonto von mehreren Hilfsorganisationen wurden bisher fast 1,5 Millionen Euro überwiesen.
- Die Stadt Magdeburg hat mit der Auszahlung der Spenden für die Opfer des Weihnachtsmarkt-Anschlags begonnen. Dazu sind erste Briefe verschickt worden.
- Seit Donnerstag gibt es zudem eine Beratungsstelle in der Innenstadt – für Unterstützung bei den Auszahlungen und weitere Hilfen für Betroffene.
- Von allen Spenden sollen Schwerverletzte 25 Prozent bekommen, Angehörige von Todesopfern 20 Prozent. Geringere Summen gehen an weitere Betroffene.
Nach dem Anschlag von Magdeburg mit sechs Toten und knapp 300 Verletzten sind inzwischen zusammengerechnet mehr als 2,7 Millionen Euro für die Angehörigen der Opfer und Hilfsorganisationen gespendet worden. Auf dem Spendenkonto der Stadt gingen bisher 1,3 Millionen Euro ein – die nun ausgezahlt werden sollen.
Stadt informiert mehr als 800 Betroffene nach Anschlag
Wie die Stadt am Mittwochabend mitteilte, hat der aus acht Personen bestehende Sonderstab damit begonnen, Auszahlungsanträge zu verschicken. Stadt und Polizei hätten dafür bislang mehr als 800 Betroffene ermittelt. Laut Mitteilung erhalten alle bisher bekannten betroffenen Personen Post von der Stadtverwaltung.
Alle bislang bekannten Betroffenen des Weihnachtsmarkt-Anschlags vom 20. Dezember erhalten in diesen Tagen ein Schreiben der Stadtverwaltung mit dem Antragsformular zur Ausreichung der Spenden.
In dem Schreiben würden auch verschiedene Möglichkeiten für die Unterstützung beim Ausfüllen des Antrags aufgezeigt. Beschäftigte der Verwaltung könnten persönlich oder telefonisch beraten. "Bei Betroffenen, die noch verletzt sind, kann eine Sozialarbeiterin auch direkt im Krankenhaus oder zu Hause unterstützen", so die Stadt.
Beratungsstelle in der Innenstadt von Magdeburg eröffnet
Zudem hat seit Donnerstag die durch die Stadt eingerichtete Beratungsstelle für die Betroffenen im Familieninformationsbüro geöffnet. Rund 70 freiwillige Mitarbeiter der Stadtverwaltung helfen, Spendengelder unkompliziert zu beantragen.
Beratungsstelle für Auszahlung der Spenden Nach vorheriger Terminvereinbarung steht seit Donnerstag, 23. Januar, das Familieninformationsbüro in der Innenstadt (Krügerbrücke 2) zur Verfügung. Ein Team für alle Fragen zur Spendenvergabe ist laut Stadt unter der E-Mail-Adresse buerosonderstab@stadt.magdeburg.de erreichbar.
Magdeburgs Beigeordneter für Soziales, Ingo Gottschalk, leitet den Sonderstab der Stadt. Er sagte: "Wir erwarten in den kommenden Tagen die ersten Anträge zurück, können anschließend mit den entsprechenden Auszahlungen beginnen und auf Wunsch auch begleitende Hilfen vermitteln."
Bund will 25 Millionen Euro für Opfer in Magdeburg zahlen
Unterdessen will die Bundesregierung die Opfer des Anschlags offenbar mit insgesamt 25 Millionen Euro finanziell entschädigen. Wie eine Sprecherin am Samstag (25.01.) bestätigte, hat das Bundesjustizministerium die Zahlung beim Haushaltsausschuss des Bundestags beantragt. Demnach sind derzeit rund 700 Betroffene der Amokfahrt auf dem Weihnachtsmarkt registriert – gerechnet wird aber mit rund 1.000.
Spenden von Partnerstadt Braunschweig und Jüdischer Gemeinde Halle
Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) zeigte sich von der Spendenbereitschaft weiterhin tief beeindruckt. Sie sagte: "Mehr als 9.300 Personen haben Überweisungen auf dieses Konto vorgenommen. Sie helfen damit, die Last und den Schmerz der Betroffenen ein klein wenig zu lindern."
Der Stadtrat muss allerdings alle Spenden über 1.000 Euro an die Stadt genehmigen. Das ist bei mehr als 60 Spendeneingängen der Fall. Spender sind Privatpersonen und Firmen, aber auch zum Beispiel das Stadtmarketing der Partnerstadt Braunschweig, Vereine wie die TSG Grün Weiß Möser oder die Jüdische Gemeinde in Halle.
Hilfsorganisationen bekommen noch mehr Spenden als Magdeburg
Wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Sachsen-Anhalt am Donnerstag (23. Januar) auf der entsprechenden Internetseite mitteilte, sind auf dem Konto von DRK, Caritas und Diakonie bisher mehr als 1,4 Millionen Euro eingegangen. Die drei Institutionen hatten nach dem Anschlag in einem Aktionsbündnis ein gemeinsames Spendenkonto eröffnet. Die Initiative dazu sei von der Landesregierung Sachsen-Anhalt gekommen. Die Spenden sollen die Arbeit der Hilfsorganisationen sowie der Organisation der Opferhilfe Weißer Ring vor Ort unterstützen.
Auch bei der traditionellen Lichterfahrt durch Magdeburg am 1. Januar war in diesem Jahr für Opfer und Angehörige des Anschlags gesammelt worden.
So will Magdeburg die Spenden verteilen
Die auf dem Spendenkonto der Stadt eingegangenen Gelder sollen nach Aussage von Oberbürgermeisterin Borris möglichst unbürokratisch ausgezahlt werden. Der Stadtrat hatte am Mittwoch (15. Januar) in einer Sondersitzung einstimmig eine Richtlinie verabschiedet, die eine "angemessene Verteilung" der 1,3 Millionen Euro regelt. Die Richtlinie sieht vor, dass auf Antrag pauschale Einmalzahlungen gewährt werden:
- 20 Prozent der Spenden sollen an die Angehörigen von Todesopfern gehen,
- 25 Prozent an lebensgefährlich verletzte Opfer,
- 25 Prozent an schwerverletzte Opfer,
- 15 Prozent an leicht verletzte Opfer,
- 10 Prozent an Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen,
- und 5 Prozent an Menschen, deren Sachen zu Schaden gekommen sind (bis zu 300 Euro pro Person).
Das DRK teilte am 15. Januar mit, dass auch in den Hilfsorganisationen an einer Richtlinie für die Vergabe der erhaltenen Spendengelder gearbeitet wird. Es werde auch darüber beraten, ein Spendengremium einzusetzen. Die noch zu treffenden Regelungen sollen demnach mit der Richtlinie der Stadt übereinstimmen.
Hilfen von Bund und Land
Auch die Bundesregierung und das Land Sachsen-Anhalt hatten angekündigt, den Opfern des Attentats auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt mit umfassenden Hilfen zur Seite stehen.
Alle aktuellen Entwicklungen zum Fall haben wir hier für Sie gebündelt:
MDR (Luca Deutschländer, Michel Holzberger, Fabienne von der Eltz, Daniel Salpius, Maximilian Fürstenberg, Kalina Bunk, Luise Kotulla, Anne Gehn-Zeller), dpa | Erstmals veröffentlicht am 27.12.2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 25. Januar 2025 | 10:00 Uhr