Eigentümerwechsel soll weitergehen Plattenbauten in Geisterstadt Stendal-Süd sollen versteigert werden
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25. März 2025, 10:13 Uhr
Einst galt Stendal-Süd als ein Vorzeige-Plattenbau-Viertel. Die Wohnungen waren Ende der 1980er-Jahre sehr begehrt. Nach der Wende kamen der massenhafte Wegzug und großer Leerstand. Irgendwann wurden erste Wohnblocks abgerissen und das gesamte Wohnviertel aufgegeben. Sechs leere Plattenbauten stehen aber heute immer noch. Sie sind im Privatbesitz und verfallen zusehends. Vier der Blöcke sollen am Donnerstag versteigert werden.
- Seit zehn Jahren wohnt niemand mehr in Stendal-Süd und die verbliebenen sechs Plattenbauten verkommen immer mehr.
- Vier dieser Plattenbauten werden am Donnerstag auf einer Auktion in Berlin versteigert.
- Stendals Stadtpolitik hat eigene Pläne für die Geisterstadt.
Stendal-Süd gleicht heute einer Geisterstadt. Eingeschlagene Fenster, verrammelte Türen und Müll an allen Orten. Vor zehn Jahren sind die letzten Bewohner weggezogen. Die Stadtwerke hatten seinerzeit den Strom und auch das Wasser abgeklemmt. Die privaten Eigentümer der Blocks hatten ihre Rechnungen nicht beglichen.
Mittlerweile gibt es gar keine Leitungen mehr zu den Blocks. "Die Wärmeversorgung wurde vollständig zurückgebaut. Die anderen Medien sind abgeklemmt und auch nicht einfach zu reaktivieren", sagt der Stendaler Oberbürgermeister Bastian Sieler (parteilos).
Es sei ein gewaltiger Investitionsstau entstanden, da Leitungen nicht mehr genutzt werden und dann irgendwann auch nicht mehr nutzbar seien, sagt der Verwaltungschef. Er könne nur jedem davon abraten, dort noch einmal zu investieren und zu versuchen, dort wieder Leben in die Häuser zu bekommen.
Gebäude mit 434 Wohnungen
Vier der verbliebenen sechs Plattenbauten sollen an diesem Donnerstag versteigert werden. Angeboten werden die heruntergekommenen Wohnblocks bei einer Auktion der Deutschen Grundstücksauktionen AG. Dabei könnte der Versteigerungsort im vornehmen Sheraton Berlin Grand Hotel Esplanade in keinem krasseren Gegensatz stehen zum Zustand der Versteigerungsobjekte.
Wenngleich die Gebäude mit zusammen 434 Wohnungen im Hochglanzkatalog des Auktionshauses so wirken, als seien sie unmittelbar bezugsfertig, so sieht die Realität anders aus. Nach zehn Jahren Leerstand und jeder Menge Vandalismus ist das gesamte Areal von Stendal-Süd zu einem Schandfleck geworden.
"Wir haben den Eigentümern klargemacht, dass für uns nur ein Abriss in Frage kommt", sagt Oberbürgermeister Bastian Sieler. Man habe auch angeboten, Fördergeld für einen Abriss zu akquirieren, sagt er. Das Stadtentwicklungskonzept sehe den Komplettabriss vor.
Wir haben den Eigentümern klargemacht, dass für uns nur ein Abriss in Frage kommt.
Im Stendaler Stadtrat wurde immer wieder ins Spiel gebracht, das Areal zu einem Baugebiet für Eigenheime zu machen. Auch die Stendaler Wohnungsbaugesellschaft (SWG) hatte – noch unter dem ehemaligen Geschäftsführer Daniel Jircik – Pläne für die Investition in Mehrfamilienhäuser. "Der Erwerb der leerstehenden Wohnblöcke ist derzeit nicht geplant", sagt der neue Geschäftsführer Klaus Jaenecke. Ohnehin werde derzeit die strategische Ausrichtung des Hauses überarbeitet.
Stadt plant in Stendal-Süd den Neubau einer Kita
Die Stadt selbst plant in Stendal-Süd den Neubau der Kita "Regenbogenland" für rund acht Millionen Euro. Die derzeitige Kita befindet sich in einem alten DDR-Plattenbau und ist das letzte intakte Relikt aus Stendal-Süd, wo es einst "alles gab, was man brauchte", wie ehemalige Südler wie Steffen Roske immer wieder betonen. "Die Menschen haben sehr gerne dort gelebt", sagt Roske, der sich im Stendaler Stadtrat in den Bürgerfragestunden immer wieder nach neuesten Entwicklungen erkundigt.
Zuletzt hatte ein bayerischer Investor die Blocks vor acht Jahren bei einer Zwangsversteigerung für gut eine Millionen Euro die nun zur Versteigerung stehenden vier Blocks erworben. Er kündigte günstigen Wohnraum für die Stadt an. Passiert ist indes nichts, außer, dass es irgendwann einen neuen Eigentümer gab.
Stendals Stadtverwaltung sind die Hände gebunden
"Ich kenne die Motivation für diese Käufe und Weiterverkäufe nicht", sagt Oberbürgermeister Bastian Sieler. Der Verwaltung seien die Hände gebunden, man könne niemanden zum Abriss der Gebäude zwingen. "Das Recht schützt die Eigentümer", sagt der Rathauschef. Ob die Stadt selber bei der Aktion am Donnerstag aktiv wird, ist indes unklar. In der Stadtpolitik wird hinter verschlossenen Türen heftig darüber diskutiert. Die klamme Stadtkasse gibt einen Kauf jedoch nicht her. Weder für den Kauf noch für den Abriss.
Ein Problem gibt es dann noch: Mit der Auktion stehen nur vier der sechs verbliebenen Wohnblocks zum Verkauf. "Zwei Blocks in Privatbesitz sind dann immer noch da", sagt Sieler.
MDR (Bernd-Volker Brahms, Mario Köhne) | Erstmals veröffentlicht am 24.03.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 24. März 2025 | 12:00 Uhr
Ines W. vor 19 Stunden
Dumm nur, dass in diesen Wohnblöcken seit 10 Jahren niemand mehr lebt.
Das ist halt so in vielen Orten hier im Osten. Die Bevölkerung schrumpft und somit stehen viele Immobilien leer und stellen eine Belastung für ihre Besitzer dar. Schaut man sich dann noch die vielen schmucken Neubausiedlungen an, dann erkennt man, dass viele sich längst ein Eigenheim leisten und die Platte nicht mehr wirklich so attraktiv ist wie in der DDR.
hinter-dem-Regenbogen vor 20 Stunden
> "Wir bauen auf und reißen nieder - so haben wir Arbeit, immmer wieder" <
Was gibt eigentlich der kommunale Bebauungsplan für die Grundstücke wieder ?
Ein Mindestangebot als Verkehrswertangabe, sagt gar nichts über den eigentlichen Wert der Immobilien aus . Erst der Bebauungsplan , macht aus dem Objekt entweder ein "Rendite Objekt" , oder aber auch andersherum , einen "Schrotthaufen" .
Am Ende bleibt dann nur noch der Verkehrswert für das "bebaute" Grundstück übrig.
Ich würde eher sagen wollen, dass sich die Gemeinde, auch in den früheren Jahren schon, mächtig aufs Kreuz legen lassen hat, indem sie auf ihr Mitspracherecht verzichtet - praktisch keinen Gebrauch von ihrer Hoheitsgewalt gemacht hat.
Das kommt davon, wenn man kommunale Probleme, ewig vor sich her schiebt.
Jetzt kann man froh sein, wenn sich zu dem Areal, wenigstens ein "Investor" findet, der dort Windräder oder Fotovolteikanlagen errichtet will.
Mediator vor 21 Stunden
Na ja zu DDR Zeiten waren das ja auch Neubauten und es lebten Menschen dort. Vielleicht sollten sie der Fairness halber diesen seit 10 Jahren unbewohnten und unsanierten Bereich mit den Altbauten in den DDR Innenstädten vergleichen in die oft keine müde Mark hineingesteckt wurde, weil das ja die festgelegte Miete in keinster Weise hergab.