Eine neue vom Stadtrat beschlossene Asylunterkunft in Dresden hat im Vorfeld für Unruhe, Demos und Polizeieinsätze gesorgt. Die Stadt lud nun die Anwohnerinnen nund Anwohner ein, sich vor Ort ein Bild zu machen. Dort stellten sich Sozialbürgermeisterin Dr. Kristin Kaufmann (Linke) und der Regionalleiter des Betreibers Saxonia-Care Mohammad Najmeh den Fragen.
Für eine Million Euro hat die Stadt Dresden das frühere Schulgebäude in Klotzsche saniert. Nach der Nutzung als Asylunterkunft soll es in fünf Jahren einer Sporthalle weichen. Bildrechte: MDR/Wiebke Müller

Tag der offenen Tür Dresden eröffnet neue Asylunterkunft im Stadtteil Klotzsche

09. Januar 2025, 12:24 Uhr

Im Dresdner Norden eröffnet eine neue Asylunterkunft. Die Pläne, im Stadtteil Klotzsche in der Nähe des Flughafens 65 Asylsuchende und Flüchtlinge unterzubringen, haben im Vorfeld für Polizeieinsätze gesorgt. Es gab Demos von Befürwortern und Gegnern sowie Brandstiftung. Wie ist die aktuelle Stimmung? Beim Tag der offenen Tür suchte auch die Sozialbürgermeisterin das Gespräch mit Anwohnern.

Mehr als 150 Menschen strömen in einen sanierten Plattenbau im Dresdner Norden. Viele leben in der Nachbarschaft. Sie treibt die Neugier her.

An diesem Donnerstag eröffnet dort eine Asylunterkunft. Die Verantwortlichen im Rathaus wissen um die Probleme und Ängste und setzen auf Gespräche und Information. Ein Tag der offenen Tür sollen Vorbehalte abgebaut werden. Schnell sind die Handzettel am Eingang vergriffen.

Vorbehalte unter den Anwohnern

Die Besucher erfahren viel zum Thema Asyl in Dresden. Beispielsweise, dass ein Alleinstehender aktuell 397 Euro im Monat erhält. Gerade die Kosten für die Asylpolitik treiben manchen Besucher um. "Für die kaputte Brücke in Dresden ist kein Geld da", kritisiert ein Frau. "Aber hierfür wird eine Million Euro investiert." Diese Summe nennt die Stadt Dresden für die Ertüchtigung des Heims.

Eine andere Dame kennt das Gebäude als frühere Kita und Schule. Sie könne es aus ihrem Küchenfenster sehen und interessiere sich für die bauliche Sicherheit, beispielsweise im Brandfall.

Ich kann das Heim aus dem Küchenfenster sehen. Mich interessieren die Einrichtung und der Brandschutz.

Anwohnerin in Klotzsche

Betreiber rund um die Uhr erreichbar

Auf das Gebäude hat es in der Tat versuchte Brandanschläge gegeben. Ein Verdächtiger sitzt weiter in der U-Haft, so ein Sprecher der Generalanwaltschaft Dresden.

Betrieben wird die Unterkunft von der Saxonia-Care. Der Regionalleiter des Betreibers, Mohammad Najmeh, zeigt sich dennoch optimistisch. Der Mann, der mit seiner Familie 2015 als Palästinenser aus Syrien nach Sachsen kam, hat mit Zeltstädten für Asylsuchende in Leipzig viel Erfahrung gewonnen. "Wenn es Probleme oder Fragen gibt, bin ich 24 Stunden am Tag erreichbar oder komme hergefahren", versichert er und verteilt Visitenkarten.

Wenn es Probleme oder Fragen gibt, bin ich 24 Stunden lang erreichbar oder komme hergefahren.

Mohammad Najmeh Regionalleiter des Betreibers Saxonia-Care

Eine neue vom Stadtrat beschlossene Asylunterkunft in Dresden hat im Vorfeld für Unruhe, Demos und Polizeieinsätze gesorgt. Die Stadt lud nun die Anwohnerinnen nund Anwohner ein, sich vor Ort ein Bild zu machen. Dort stellten sich Sozialbürgermeisterin Dr. Kristin Kaufmann (Linke) und der Regionalleiter des Betreibers Saxonia-Care Mohammad Najmeh den Fragen.
Mohammad Najmeh ist Regionalleiter bei dem Betreiber der Asylunterkunft in Klotzsche Saxonia-Care. Er fühlt sich mittlerweile als Sachse und möchte als Ansprechpartner Probleme lösen. Bildrechte: MDR/Wiebke Müller

Auch der frühere Stadtrat Franz-Josef Fischer (Freie Bürger) besichtigt das Objekt. Wie er berichtet, hat er sich als langjähriger Klotzscher Bürger stets für die Unterkunft stark gemacht. "Dafür habe ich auch viel Kritik eingesteckt", sagt er MDR SACHSEN. Er sei überzeugt davon, dass es keine Probleme mit den künftigen Bewohnerinnen und Bewohnern geben wird. "Die gibt es auch nicht mit der Einrichtung für minderjährige Flüchtlinge in der Nähe."

Gebäude Außenansicht, Aufnahmeeinrichtung Stendal 2 min
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MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE Fr 26.04.2024 19:00Uhr 01:35 min

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Bürgermeisterin: Familien ziehen hier ein

Auch Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Linke) unterstreicht das Positive: Neben Gesprächen als erstem Schritt zur Deeskalation setze sie auf das eigene Erleben der Anwohner. Die wollen wissen, wer in die Unterkunft einzieht. Kaufmann zufolge sind es Familien, viele davon wahrscheinlich aus der Russischen Föderation sowie aus Venzuela. Sie sagt aber auch: "Flucht ist kein Wunschkonzert." Man suche sich die Menschen nicht aus. Sie würden von der Landesdirektion an die Stadt überwiesen. Doch werde darauf geachtet, dass sich die Nationalitäten untereinander verstehen.

Eine neue vom Stadtrat beschlossene Asylunterkunft in Dresden hat im Vorfeld für Unruhe, Demos und Polizeieinsätze gesorgt. Die Stadt lud nun die Anwohnerinnen nund Anwohner ein, sich vor Ort ein Bild zu machen. Dort stellten sich Sozialbürgermeisterin Dr. Kristin Kaufmann (Linke) und der Regionalleiter des Betreibers Saxonia-Care Mohammad Najmeh den Fragen.
Das neue Übergangswohnheim für Asylsuchende im Norden von Dresden hat maximal 82 Plätze. Davon sollen aktuell 65 Plätze belegt werden. Bildrechte: MDR/Wiebke Müller

Den Standort mitten in einem Wohngebiet mit Kitas und einer Schule sieht Kaufmann dagegen als große Chance. "Die Kinder der Geflüchteten sollen eine normale Kindheit erfahren." Zudem sei das frühere Kita- und Schulgebäude ein relativ preisgünstiger Standort, da die Stadt der Eigentümer des Gebäudes ist und keine Miete zahlen muss, so die Beigeordnete. Zudem gehe es um einen räumlichen Ausgleich: Der Großteil der Unterkünfte für Geflüchtete in Dresden liege bislang am linken Elbufer und nur wenige rechtselbisch wie Klotzsche.

Wir sehen es als große Chance, dass wir hier mitten in einem Wohngebiet sind und nicht auf dem Acker.

Dr. Kristin Klaudia Kaufmann Beigeordnete für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Wohnen

Eine neue vom Stadtrat beschlossene Asylunterkunft in Dresden hat im Vorfeld für Unruhe, Demos und Polizeieinsätze gesorgt. Die Stadt lud nun die Anwohnerinnen nund Anwohner ein, sich vor Ort ein Bild zu machen. Dort stellten sich Sozialbürgermeisterin Dr. Kristin Kaufmann (Linke) und der Regionalleiter des Betreibers Saxonia-Care Mohammad Najmeh den Fragen.
Dresdens Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Linke) zufolge gibt es in der Stadt zuwenig Asylunterkünfte für Familien. Deren Unterbringung in einem Wohnviertel gebe ihnen eine gute Infrastruktur. Bildrechte: MDR/Wiebke Müller

Nutzung als Asylunterkunft ist befristet

Der Stadtrat hatte im Januar 2024 die Nutzung des Gebäudes in Klotzsche als Asylunterkunft beschlossen. Der Stadtbezirksbeirat hatte dagegen das Übergangswohnheim mit knapper Mehrheit abgelehnt. Die Unterbringung von bis zu 82 asylsuchenden Menschen ist befristet für fünf Jahre vorgesehen. Danach soll nach den Plänen der Stadtverwaltung an dieser Stelle eine moderne Sporthalle entstehen.

MDR (wim)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 08. Januar 2025 | 19:00 Uhr

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