Gondel der Bergschwebebahn in Dresden-Loschwitz.
Von wegen altes Eisen: Die Dresdner Schwebebahn versieht zuverlässig ihren Dienst. Bildrechte: imago/Hanke

Jubiläum Vitales altes Eisen: Dresdner Schwebebahn seit 120 Jahren im Einsatz

06. Mai 2021, 11:41 Uhr

Es ist wie eine kleiner Urlaub und zugleich ein Ausflug in die Vergangenheit: eine Fahrt mit der Dresdner Schwebebahn. Seit 120 Jahren ist das öffentliche Verkehrsmittel zwischen Loschwitz und Oberloschwitz unterwegs und noch ziemlich vital. Oben angekommen, lohnt ein Blick von der Aussichtsplattform auf der Bergstation übers Elbtal in die Stadt, in die Sächsische Schweiz und hinüber zu den Ausläufern des Osterzgebirges.

Durchschnittlich 300.000 Personen pro Jahr sind in Dresden mit der Schwebebahn unterwegs. Was für Loschwitzer zum Alltag gehört, ist für Touristen ein besonderes Erlebnis. Manche kommen gar extra wegen der Schwebebahn und der benachbarten Standseilbahn zum Weißen Hirsch in die sächsische Landeshauptstadt. Seit genau 120 Jahren versieht die Loschwitzer Schwebebahn inzwischen zuverlässig ihren Dienst - mit wenigen Unterbrechungen für Instandhaltungen seit 6. Mai 1901. Betrieben wird sie heute von den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB).

Carsten Lauterbach von den DVB sagt: "Sie war die erste ihrer Art überhaupt, ist bis heute ein Unikat, Bauähnliches oder Gleiches findet sich nirgends, und sie fährt noch nach dem gleichen Prinzip wie vor 120 Jahren." Einer der jeweils unter Fahrschienen hängenden Wagen werde an einem Seil den Berg hochgezogen, der andere als Gegengewicht abgelassen. "Beide sind 14 Tonnen schwer, der Elektroantrieb muss nur die unterschiedliche Personenzahl ausgleichen."

Ähnlichkeiten mit Wuppertaler Schwebebahn

Maximum sind 40 Fahrgäste in einem Wagen, die vor einigen Jahren dem historischen Vorbild nachempfunden wurden. Räder, Bremsen und Fahrwerk sind indes noch original von 1900, wie die 33 Stützen, auf denen die beiden Fahrschienen montiert sind, unter denen die Wagen hängen.

Schwebebahn in Dresden
Wo Dresden besonders schön ist, da fährt die Bergbahn hinauf nach Oberloschwitz. Bildrechte: imago images/Olaf Döring

Bewegt werden die beiden Fahrgastkabinen von einem 390 Meter langen und 38 Millimeter dicken Stahlseil. Die Schwebeseilbahn, die 1895 angelegt wurde, steht wie die berühmte Elbbrücke Blaues Wunder und die auf Schienen fahrende Standseilbahn unter Denkmalschutz. Ihre technische Anlage basiert auf dem Einschienenhängebahn-Prinzip des Kölner Ingenieurs Eugen Langen (1833-1895). Danach wurde auch die Wuppertaler Bahn gebaut, die zwei Monate früher in Betrieb ging, aber in der Ebene fährt.

Kaum Störungen im Betriebsablauf

In Dresden legen die Wagen bei einem Höhenunterschied von 84,2 Metern in fünf Minuten eine Strecke von 256 Metern zurück - vorbei an Weinbergshäuschen, Gärten und Gründerzeitvillen. Wer mitfährt, erlebt die Stadt aus einer ungewohnten Perspektive und erhält über Lautsprecher allerlei Informationen zur Bahn.

Unfälle sind kaum bekannt. Drei Mal - in den Jahren 1932, 1998 und 2014 - blieb ein Wagen an einem zu hohen Lastwagen hängen, der die Trasse querte. Alles ging glimpflich aus. Historische Quellen nennen noch einen Schaffner, der abgesprungen und dabei zu Tode gekommen sein soll.

Die Schwebebahn Dresden auf Höhe des Veilchenweg
Lichte Höhe von 2,50 Meter: Lastwagen kommen auf dieser schmalen Straße aber kaum entlang und damit der Bahn auch nur selten in die Quere. Bildrechte: imago/Sven Ellger

Unterhalt bleibt aufwendig

Pflege und Unterhaltung der historischen Bahn sind aufwendig. In der DDR waren sogar Hubschrauber bei der Sanierung im Einsatz. Inzwischen wird eher bodenständig instandgehalten: Jeweils im Frühjahr und Herbst wird die Schwebebahn laut DVB gewartet, 2017 wurde das Seil ausgetauscht und eine neue Steuerung eingebaut.

Veränderungen an der Originalkonstruktion aus DDR-Zeiten sind zurückgebaut und inzwischen sitzt auch kein Fahrer mehr in den Wagen. Nur Steuerrad und Hebel erinnern an die vergangenen Zeiten, wo auch noch ein Schaffner mitfuhr. Der automatisierte Verkehr wird von der Talstation aus gesteuert - täglich alle 15 Minuten zwischen 9 und 20 Uhr geht jeweils eine Fahrt zeitgleich hoch und eine runter.

Die Dresdner Schwebebahn
Eine Fahrt mit der Schwebebahn verspricht neue Perspektiven und einen anderen Blick auf die Stadt. Bildrechte: imago/Robert Michael

Das kostet der Ausflug mit der Schwebebahn

  • Eine einfache Fahrt kostet ohne Ermäßigung vier Euro.
  • Für ein Retourfahrt am selben Tag werden fünf Euro fällig.
  • Tageskartenbesitzer für die Verbundzone Dresden erhalten Rabatt.
  • Inhaber von Monatskarten für die Tarifzone Dresden können die Schwebebahn ohne Aufpreis nutzen.

Quelle: MDR/lam/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus Dresden | 06. Mai 2021 | 09:30 Uhr

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