Ein Mann Ende 40 sitzt auf einem Holzstuhl vor einem Kamin und blickt im Gespräch auf das Jahr 2024 zurück. Es ist der Imker und Unternehmer Rico Heinzig aus Dresden.
Am Jahresende kann der Imker Rico Heinzig lächelnd aufs für ihn turbulente Jahr zurückblicken. Seit sich der Dresdner vor Gericht mit Jan Böhmermann stritt, gilt er als Deutschlands bekanntester Imker. Bildrechte: Kathrin König

Persönlicher Jahresrückblick Nach Sieg gegen Böhmermann: Der "Bienenmann" würde sich wieder ganz genauso wehren

28. Dezember 2024, 09:00 Uhr

Der Streit des TV-Satirikers Jan Böhmermann gegen einen Imker aus Meißen ging ein dreiviertel Jahr durch mehrere Instanzen. Im Sommer zog der TV-Satiriker vor dem OLG erneut den Kürzeren gegen den Imker. Der hatte sich gegen einen TV-Beitrag im ZDF-"Magazin-Royale" auf seine Weise satirisch gewehrt. Ein Jahr nach Beginn des Zoffs sagt der Bio-Imker: "Auf das Jahr in der Medienöffentlichkeit hätte ich gerne verzichtet." Trotzdem hatte die Aufregung für ihn auch Lehrreiches.

Imker Rico Heinzig sitzt vor dem Kachelofen am Holztisch und blickt auf ein für ihn verrücktes Jahr zurück. Nachdem er sich auf seine Weise gegen einen Magazinbeitrag des TV-Satirikers Jan Böhmermann wehrte, wurde er Deutschlands bekanntester Imker. Heinzig gewann mehrere Gerichtsprozesse gegen Böhmermann. Das machte bundesweit Schlagzeilen.

Hätte er gewusst, welches mediale Interesse da auf ihn zurollte, "dann hätte ich mir rechtzeitig eine Sekretärin eingestellt", sagt der 49-Jährige. Und weiter: "Ich fühle mich auch nicht zum Influencer berufen, sondern habe gern meine Ruhe. Deshalb bin ich ja auch Imker geworden."

Dieses Jahr war auf jeden Fall das aufregendste meiner Imker-Karriere, spannend, mit einer extrem hohen Lernkurve.

Rico Heinzig Imker und Firmeninhaber

Rico Heinzig, Imker, steht neben einem Plakat mit dem Foto des Moderators Jan Böhmermann.
Das Plakat war der Auslöser des schlagzeilenträchtigen Honigstreits, den Imker Rico Heinzig (re.) in mehreren Instanzen gewann. Er hatte das Motiv vier Mal drucken lassen (Archivfoto). Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Als plötzlich nur noch das Telefon klingelte

Mit der Ruhe war es Anfang November 2023 vorbei, als seine Firma ungefragt von der Redaktion des TV-Magazins Royale als Beispiel für "Beewashing" gezeigt wurde (alle Infos dazu in der Erklärbox). Zwischen Bienen, Shopbestellungen und Verkauf musste Heinzig stattdessen unzählige Interviews für Presse und Rundfunk in Deutschland und der Schweiz geben. "Ich hatte erst einen Pressespiegel angefangen, das war dann aber nicht mehr machbar."

Für Gegenwehr neben Gottvertrauen auch Geld nötig

Heinzig würde trotz der überregionalen Aufmerksamkeit wieder so handeln, wenn er seine Firma und den Imkerberuf zu Unrecht dargestellt sieht. Wegducken sei für ihn nicht in Frage gekommen, weil er sich zu Unrecht von Böhmermann öffentlich vorgeführt gesehen habe. "Ich hoffe, dass ich anderen Leuten eine kleine Blaupause geliefert habe, dass so ein Streit für einen vermeintlich Schwächeren auch gut ausgehen kann. Das hatte ja anfangs kaum einer geglaubt." Dafür habe er Mut, Gottvertrauen und auch Budget gebraucht.

Es war eine Notwendigkeit. Ich würde es immer wieder so machen.

Auf einem Holztisch stehen drei Honiggläser. Man sieht das Label der Produkte, die den Namen "Der Honigmann" tragen.
Nach all der Publicity hörte Heinzig immer wieder von Passanten: "Ach, Sie sind doch dieser Bienenmann". Deshalb hat er sein Honiglabel verändert und verkauft Honig unter genau diesem Namen. Bildrechte: Kathrin König

Hilfe fürs Budget hatte Heinzig durch viele Spenderinnen und Spender via Online-Spendenaktion bekommen. Nach Heinzigs Angaben sind 74.000 Euro zusammengekommen. Die habe er "bei weitem nicht für die Prozesskosten" ausgeben müssen. "Viele haben mir geschrieben, dass ich von dem Geld einen Fonds gründen soll, der Menschen hilft, die sich auch gegen Medienberichterstattung zur Wehr setzen wollen", erzählt Heinzig. Aber: "Ich kann ja nur meinen eigenen Fall überblicken.

Stiftung statt Streit

Bereits im Sommer hatte Heinzig im Gespräch mit MDR SACHSEN gesagt: "Ich bin kein Streithansel und würde ja vorschlagen, man begräbt das Kriegsbeil". Heinzigs damalige Einladung an Böhmermann, seine Imkerei bei Meißen doch einmal zu besuchen, gelte auch 2025. Und: "Gegen Herrn Böhmermann habe ich persönlich nichts. Vielleicht ist er privat ja viel zugänglicher als in seiner Rolle im Fernsehen?"

Vom eingegangenen Spendengeld will der Bio-Imker eine Stiftung gründen und selbst Projekte unterstützen oder anschieben. "Ich bin dabei, einen schönen Zweck zu finden. Umwelt, Bildungsarbeit für Kinder und Nachhaltigkeit sollen dazugehören."

ein Urkunde weist einen speziellen Honig als den besten seiner Art weltweit aus.
Nicht nur vor Gerichten hatte der Meißner Imker Erfolg: Beim weltweiten Honig-Wettbewerb London Honey Award gewann der "Beewashing-Honig" die Goldmedaille - wegen des Geschmacks. Bildrechte: Kathrin König

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 18. Juli 2024 | 19:00 Uhr

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