Die Durchsuchungen fanden in mehreren Bundesländern statt, auch auf der Großbaustelle von Zeiss in Jena. Bildrechte: MDR/Moritz Meißner

Ermittlungen Schleusung, Schwarzarbeit, Betrug: Zoll und Polizei kontrollieren Großbaustelle von Zeiss

27. März 2025, 18:25 Uhr

Zoll- und Polizeibeamte haben am Donnerstag die Großbaustelle von Zeiss in Jena kontrolliert. Es geht um den Verdacht auf Schwarzarbeit und Betrug. Vier Haftbefehle wurden vollstreckt.

von MDR THÜRINGEN

In Jena ermittelt die Staatsanwaltschaft Bochum unter anderem wegen des Verdachts auf Schwarzarbeit und Betrug. Das teilte das Hauptzollamt Dortmund mit. Beamte aus Nordrhein-Westfalen und Thüringen haben demnach am Donnerstag Gebäude der Großbaustelle von Carl Zeiss in Jena durchsucht.

Zoll: Hohe Sozialversicherungsschäden

Hintergrund war nach Angaben der Behörde der Verdacht von Schleusung, Schwarzarbeit sowie des banden- und gewerbsmäßigen Betrugs. Wie die Staatsanwaltschaft Bochum und das Hauptzollamt Dortmund mitteilten, sollen seit Jahren gegen die gesetzlichen Vorgaben südosteuropäische Arbeiter auf Baustellen in Deutschland beschäftigt werden. Das Zollamt spricht von Sozialversicherungsschäden in Höhe von mehreren Millionen Euro.

Weiter hieß es, es seien vier Haftbefehle vollstreckt worden, Wohn- und Geschäftsräume im In- und Ausland durchsucht sowie Vermögenswerte gesichert worden.

Die Firma Riedel Bau, die mit dem Ausführen der Rohbauarbeiten beauftragt ist, teilte MDR THÜRINGEN auf Nachfrage mit, die Durchsuchungen richteten sich gegen Dritte. Riedel Bau selbst kooperiere in vollem Umfang mit den Behörden. Ob die Vorwürfe zutreffen, entziehe sich ihrer Kenntnis, das müsse im Ermittlungsverfahren geklärt werden, sagte eine Sprecherin des Unternehmens.

Laut Landespolizeiinspektion Jena haben Thüringer Polizisten den Einsatz unterstützt. Eine Zeiss-Sprecherin sagte MDR THÜRINGEN, das Unternehmen wisse um die Aktion und unterstütze diese "vollumfänglich". Die Durchsuchung in Jena war eine von mehreren im Bundesgebiet und im Ausland.

Auf Gelände entsteht neuer Zeiss-Firmensitz

Erst Mitte März hatte es einen schweren Arbeitsunfall auf der Großbaustelle in Jena gegeben. Dabei stürzte ein Mann vier Meter in die Tiefe.

Nahe dem Jenaer Westbahnhof baut der Konzern Carl Zeiss für rund 500 Millionen Euro aktuell seinen neuen Firmensitz. Bis Mitte des Jahres sollen dort etwa 1.000 Bauarbeiter tätig sein, hieß es Anfang des Jahres von Projektleiter Marc Weimann. Der futuristische Neubau soll nach Konzernangaben bis Ende 2026 bezugsfertig sein. Nach und nach sollen dann gut 2.000 Zeiss-Mitarbeiter aus Verwaltung, Forschung und Produktion dort einziehen.

Den Ermittlern zufolge geht es um den Verdacht auf Schwarzarbeit und Betrug. Bildrechte: MDR/Moritz Meißner

MDR (lou/jml)