Abfallentsorgung Müllposse in Meiningen: Für jede Wohnung eine Biotonne
Hauptinhalt
20. Februar 2025, 10:37 Uhr
Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen ist die Biotonne seit Anfang des Jahres verpflichtend. Damit soll ein ökologischer Beitrag geleistet werden - die organischen Abfälle werden genutzt, um Energie zu erzeugen. In einem Mehrfamilienhaus in Meiningen hat die braune Tonne zu Unmut geführt. Die Anwohner trennen an und für sich gerne - das Problem liegt woanders.
"Sind die denn verrückt geworden", das ist Christine Holtmanns erster Gedanke gewesen, als sie die Tonnen sah. Die Bewohnerin eines Meininger Mehrparteienhauses am Drachenberg ist verärgert. Grund ist, dass der Abfallentsorger für jede einzelne Wohnung eine braune Tonne bereitgestellt hat. Insgesamt stehen vor ihrem Haus nun 24 Tonnen. Mit den schwarzen Tonnen ergibt das fast 50 Exemplare insgesamt - eine Zahl, die nicht in den Müllunterstand passt.
Anwohner befürchten Gestank im Sommer
Im Kreis Schmalkalden-Meiningen ist die Biotonne seit diesem Jahr verpflichtend. Mit der Mülltrennung an sich haben die Bewohner kein Problem - wohl aber mit der regelrechten Tonnenflut. Christine Holtmann und andere Anwohner fürchten, dass die vielen Tonnen Ratten anziehen könnten und im Sommer für Gestank sorgen. Und vor allem gebe es den Bedarf einfach nicht. Erfahrungsgemäß sei alle zwei Wochen nur eine der 24 Tonnen etwa halb voll. Anwohnerin Christine Holtmann hat sich schon vor Wochen erst bei der Hausverwaltung, später auch beim Landratsamt direkt beschwert. Die Tonnen stehen aber immer noch. Christine Holtmann wähnt, dass es dem Landratsamt um die Gebühren geht. Jede Biotonne kostet etwa fünf Euro im Monat.
Landratsamt: Andere Lösung wäre vorab möglich gewesen
Das Landratsamt verweist darauf, dass erstmal jede Wohneinheit eine Tonne bekommt. Das sei rechtlich so vorgegeben. Es gebe aber durchaus die Möglichkeit, als Hausgemeinschaft andere Lösungen zu beantragen: Entweder eine große Gemeinschaftstonne für alle oder die Wohnparteien organisieren sogenannte Behältergemeinschaften. Dafür müssten sich die Eigentümer und Mieter des Hauses aber einigen, entsprechende Beschlüsse fassen und einen Antrag beim Landratsamt stellen. Laut Landratsamt liegt der Ball damit bei der Hausverwaltung.
Kreissprecher Christopher Eichler weist auch darauf hin, dass alle Bewohner der Stadt schon vor zwei Jahren über die Einführung der Biotonne informiert wurden. Es sei auch möglich gewesen, schon vorab eine andere Lösung zu beantragen. Dann wären die Tonnen gar nicht erst geliefert worden. Den Vorwurf, es gehe dem Landratsamt ums Geld, wies der Kreissprecher zurück. Der Kreis dürfe mit der Abfallwirtschaft gar keine Einnahmen generieren. Das Gesetz schreibe vor, dass das System lediglich kostendeckend sein darf.
Anwohner müssen sich einigen
Kurzum: Um die Zahl der Tonnen zu reduzieren, müssen die Bewohner des Mehrfamilienhauses am Drachenberg jetzt zunächst zu einer Einigkeit finden, dann Beschlüsse über eine Gemeinschaftstonne oder Behältergemeinschaft fassen und diese dann beim Landratsamt beantragen.
Die Hausverwaltung des betroffenen Hauses hat mittlerweile zu einem Termin eingeladen. Bis der Papierkram durch ist, müssen Christine Holtmann und die anderen Bewohner die vielen Tonnen im Eingangsbereich ihres Hauses wohl noch dulden.
MDR (med/co)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | THÜRINGEN JOURNAL | 19. Februar 2025 | 19:00 Uhr
emlo vor 5 Wochen
Da es hier auch um zu bezahlende Gebühren geht, ist es mit einem Anruf wahrscheinlich nicht getan und ein gewisser bürokratischer Aufwand daher wohl unumgänglich! Da es sich um eine Eigentümergemeinschaft handelt, kann auch die Hausverwaltung das nicht einfach per Anruf regeln, sondern benötigt die (schriftliche) Zustimmung ALLER Eigentümer.
Uwe.Ruediger vor 5 Wochen
wie war das mit Bürokratieabbau? Wozu immer einen Antrag? Ein Anruf beim Entsorger und man tauscht die Dinger gegen eine größere aus! DAS sind so Dinge die man entbürokratisieren muss, und wahrscheinlich werden dann wohl 2 Mitarbeiter weniger benötigt, die sich um diese gaaaaanz wichtigen Aufgaben mit den Anträgen kümmern!
emlo vor 5 Wochen
Wenn man sich den Videobeitrag anschaut, ergibt sich ganz eindeutig, dass es sich um Eigentumswohnungen handelt. Also trifft das Landratsamt keinerlei Schuld, sondern der Fehler liegt eindeutig bei der Eigentümergemeinschaft bzw. deren Hausverwaltung, die es versäumt haben, rechtzeitig eine einvernehmliche Regelung für gemeinsam genutzte Tonnen zu treffen. Wie heißt es so schön: Eigentum verpflichtet! Da ist es schäbig, auf die "Beamten" (die in Wahrheit meistens Angestellte sind) im Landtatsamt zu schimpfen!