Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 10. - 16.10.2022

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Tobias Petzoldt, am Sonntag Guido Erbrich.

Sonntag, 16.10.2022:

Sonnabend, 15.10.2022: Der Ernte Dank

Was braucht man eigentlich, um glücklich zu sein? Darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Die Begehrpalette reicht dabei von "Hauptsache gesund" bis "Ferienhaus am Strand". Nun wird in unseren Tagen vieles in Frage gestellt: Wir spüren klimatische Veränderungen, die unsere Lebensräume beeinträchtigen. Nicht weit von uns tobt ein Krieg und macht uns Angst. Hohe Preise in den Supermärkten lassen uns im wahrsten Wortsinn ans Eingemachte gehen. Die horrenden Energiekosten lassen uns schaudern und genau überlegen, wie warm wir duschen und wie heiß der Herd sein darf.

Es überrascht nicht, dass bei vielen Leuten Furcht ist vor dem, was werden wird. Und Trauer über alles, was nicht mehr ist. Als Christ möchte ich all dem ein Dennoch entgegenstellen. Denn, so ruft uns Jesus zu, Gott selbst kennt uns und unsere Bedürfnisse, bevor wir ihn darum bitten. Gott begleitet uns auch in schwierigen Zeiten. Kommt nicht auch heute Wasser aus dem Hahn und Brot auf den Tisch? Geht nicht täglich die Sonne herbstschön auf und die Glühlampe an? Darf ich nicht trotz aller. Sorgen leben und dankbar auf das sehen, was mir gegeben ist? Vielleicht lehrt uns diese Zeit, das bislang Selbstverständliche neu zu schätzen. Und die Frage, was wir wirklich brauchen, neu zu beantworten. Dazu lädt uns auch in diesem Jahr die Erntedankzeit ein, die wir in diesen Wochen in unseren Kirchen feiern.

Denn:

Einmal im Jahr (wenigstens) lohnt sich der Blick auf die Ernte. Welche Samen gingen auf, welche Pflanze steht in der Blüte, welche Frucht ist reif zur Ernte? Einmal im Jahr (wenigstens) ist’s gut zu schauen nach dem, was unreif ist, was verkümmert, was zertreten wurde vorm Wuchs. Einmal im Jahr (und, wenn es sein kann, täglich), gilt dem Einen die Bitte um Regen im rechten Maß, Sonne in günstiger Dauer und der Dank dafür, dass kein Mangel ist an Grundlegendem. Nur so kann Hunger sein nach anderen Früchten.

Freitag, 14.10.2022: Komm an

Wie oft besuchen Menschen eigentlich eine Kirche? Neben dem für viele traditionellen Weihnachtsgottesdienst bietet der Urlaub eine gute Gelegenheit dafür. Solange die Kirche als Touristen- oder Einkehrort offene Türen hat, ist’s dort im Winter wärmer und im Sommer kälter als draußen und auch sonst ist alles dort ziemlich konstant.

Ich schätze es sehr, wenn mir auf meinen Wegen eine Kirche, eine Kapelle, ein Kreuz begegnen. Dann werde ich, eben noch atemlos, im besten Fall ganz ruhig. Ich zünde gern eine Kerze an und lese im Gebetsbuch das, was Gottes ist. Der kennt die menschlichen Schwächen, die Sehnsucht, die Schreibfehler, und ich werde ganz eins mit allem und allen. Manchmal fließt dann auch eine Träne, und ich lasse sie zu.

Denn dafür ist die Kirche da. Ins Gotteshaus, vor Gott, gehört für mich alles, was bewegt, was Trauer birgt und Kraft, was Hoffnung braucht und Trost. Dort kommen alle hin, die bewegt sind vom Geist, die aussprechen und abgeben, die aufnehmen und annehmen. Und dort gehören auch alle Fragen hin, die offen sind und bleiben - und die für Glaubende ein Ziel finden in Gott. 

Darum lasse dich mitten auf deinem Weg aufhalten von einer Kapelle und trete ein. Komme an, komme zur Ruhe, komme zu dir. Komme, was und wer da wolle, komme, wie du bist, und nimm Platz. Dort, wo Menschen lange vor dir schon waren, dort, wo Menschen lange noch nach dir sein werden, nimm Platz.

Nimm dir den Platz im Tageslauf, Jahreslauf, Lebenslauf, nimm dir den Platz für dich, für andere, für das Unaussprechliche. Und mache Platz für deine Fragen, dein Suchen, den Einen. Auch wenn es nur einen Moment lang ist.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Diakon Tobias Petzoldt

Diakon Tobias Petzoldt

Gemeindepädagoge und Religionslehrer in Leipzig | Jugendbildungsreferent für die Evangelische Jugend in Sachsen und als Dozent/Institutsleiter am Diakonenhaus Moritzburg | seit 1.9.2021 Geschäftsführer des "Verbandes Evangelischer Diakonen-, Diakoninnen- und Diakonatsgemeinschaften in Deutschland" (VEDD) | als Autor, Lyriker und Kleinkünstler aktiv | lebt in Dresden

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.