Mittwoch, 12.10.2022: Gottes Gebäude
Kürzlich war ich bei einem Treffen mit anderen Diakonen und Diakoninnen dabei. Dort wurden wir gefragt, was wir neben den grundsätzlichen Bekenntnissen an unserem christlichen Glauben als besonders wertvoll erleben. Viele haben die Gemeinschaft mit anderen genannt, manche geistliche Musik, wieder andere waren dankbar für das, was sie durch Glauben und Kirche gelernt haben. Das alles konnte ich gut und gern teilen. Und doch habe ich einen anderen Wert genannt, nämlich die Gebäude.
Ich erlebe die kirchlichen Bauten und Orte als einen besonderen Schatz. In ihnen kann ich Begegnung erleben mit Gott, mit Menschen und mit mir selbst. Dazu gehören Rüstzeitheime und Gruppenhütten genauso wie kirchliche Einkehr- und Exerzitienhäuser. Sie ermöglichen christliches Leben, wenn eine Gemeinde auf Zeit zusammenkommt.
Für eine Weile erlebt man Gemeinschaft und schaut auf die gemeinsame Mitte, nämlich das Kreuz. Oder man kommt zur Stille, zu Gott und zu sich.
Dafür sind ehrwürdige Kirchengebäude da. Nicht selten bilden sie die Mitte des Dorfes und werden als "Andersorte" auch von nichtreligiösen Menschen geschätzt und besucht. Der Kirchturm gibt von weitem schon Orientierung und die Glocke sagt an, was die Stunde geschlagen hat. Auf der harten Bank drinnen weiß ich mich verbunden mit denen, die lange schon vor mir hier waren und ihre Kinder brachten und ihre Toten, ihre Freude und ihren Schmerz. Jetzt bin ich hier, und so Gott will, werden da auch lange noch nach mir Menschen sein auf der Suche nach Sinn und sich selbst.
Denn auch, wenn Gott nach evangelischem Verständnis überall erlebbar ist: Manchmal braucht es besondere Orte, um die Sinne zu schärfen für das Übersinnliche. Darum gehen auch Sie doch gern mal wieder in eine offene Kirche hinein, lassen ein Gebet dort - und gern etwas im Opferstock zurück, damit die Kirche im Dorf bleiben kann.