Genomuntersuchungen Das Affenpockenvirus mutiert derzeit stark – aber zunächst kein Anlass zur Beunruhigung

06. Oktober 2022, 19:00 Uhr

Im Mai 2022 erreichten die Affenpocken erstmals Deutschland – und auch in unseren Nachbarländern breiteten sie sich aus. Bereits im Juni konstatierten Forschende, dass das Virus deutlich schneller mutiert als zunächst vermutet. Damals stellte eine Arbeitsgruppe um João Paulo Gomes vom portugiesischen nationalen Gesundheitsinstitut in einer Studie über die Genomdaten, die im Wissenschaftsmagazin "Nature" veröffentlicht worden ist, fest: Die Erreger dieses ersten großen Ausbruchs außerhalb von Afrika sind bereits eine klare Mutante.

"Der Virusstamm, der im Mai 2022 sequenziert wurde und mit dem aktuellen Ausbruch in Europa in Verbindung gebracht wird, ist ein klar abweichender Zweig von den Affenpockenviren des Ausbruchs 2018/19 in den Ländern Afrikas", heißt es in der Studie.

Affenpocken Affenpocken sind eine seltene Infektionskrankheit, die sich zwischen verschiedenen Arten, auch von Tieren auf Menschen, ausbreitet. Sie wird durch das Affenpockenvirus (MPXV) aus der Gattung der Orthopoxviren (zu ihnen gehört auch das Pockenvirus) verursacht. Die Affenpocken traten bislang vor allem örtlich begrenzt in den west- und zentralafrikanischen Ländern auf, seltene Berichte über Fälle außerhalb dieser Regionen werden mit der Einfuhr aus diesen Ländern in Verbindung gebracht. Das galt bis zum Frühjahr 2022: Erstmals breiteten sich die Affenpocken-Viren länderübergreifend aus – auch in Europa. Weltweit wurden mehr als 3.000 Fälle bestätigt. (Stand: 24. Juni).  

Nun bestätigt sich die Mutationsfähigkeit des Affenpocken-Virus in einer weiteren Untersuchung: Forschende des Minnesota Department of Health in St. Paul stellten in ihren Proben ebenfalls fest, dass ein großer Teil des Affenpocken-Genoms fehlte, ein anderer Teil war an eine völlig andere Stelle der Sequenz gezogen. Die Daten sammelten sie in einem Bericht, der jedoch noch nicht wissenschaftlich begutachtet wurde.

Kein Grund zur Beunruhigung

Grund zur Beunruhigung sei das noch nicht, versichern die Forschenden. Man beobachte die Entwicklung des Virus aber genau. Das Affenpockenvirus gehört als Pockenvirus zu den DNA-Viren. Diese Viren entwickeln sich deutlich langsamer als RNA-Viren, wie beispielsweise das Coronavirus. Dennoch müsse man auch davon ausgehen, dass sich eben auch Pockenviren mit der Zeit verändern können, betont Elliot Lefkowitz, Computervirologe an der Universität von Alabama in Birmingham. Je mehr das Affenpockenvirus zwischen Menschen übertragen werde, desto mehr werde es die Möglichkeit haben, sich zu entwickeln. Derzeit sei es aber noch zu früh, um zu sagen, ob die aktuell festgestellten Mutationen vorteilhaft, neutral oder schädlich für das Virus sind.

Mutationen dieser Art sind typisch für Pockenviren

Für die Pockenviren-Expertin Eneida Hatcher, Virologin am National Center for Biotechnology Information in Bethesda, Maryland sind die starken Mutationen des Affenpockenvirus nicht überraschend. Sie zeigte 2015 als Co-Autorin einer Studie, dass derartige Mutationen bei Pockenviren häufig vorkommen und meist eher Gene betreffen, die sich in den Endregionen des Virus-Genoms befinden. Sie hoffe, dass die gestiegene Aufmerksamkeit für das Affenpocken-Virus dabei helfen könne, Pockenviren im Allgemeinen besser zu verstehen. Sie freue sich, dass der internationale Wissenschafts-Austausch über Genomsequenzen, den es bereits bei Covid-19 gegeben habe, nun fortgesetzt werde.

Antivirales Mittel Tecovirimat vermutlich weiterhin wirksam

Bislang betreffen die Mutationen des Affenpockenvirus laut Einschätzung der Forschenden nicht den Teil des Virus-Genoms, der von dem antiviralen Medikament Tecovirimat angegriffen wird. Dieses Medikament wird derzeit für den Einsatz gegen Affenpocken getestet und wäre von der aktuellen Mutation nicht in seiner Wirkung beinträchtig. Tecovirimat ist ein antiviraler Wirkstoff, der in den USA im Hinblick auf mögliche Bio-Angriffe mit Pockenviren entwickelt wurde. Der Wirkstoff bindet an ein Protein des Virus und hemmt es. 

iz

4 Kommentare

MDR-Team am 10.04.2024

Hallo klausvolkmar,

schade, dass Sie nicht mehr Wissenschaft vertrauen. Wir tun das hier auf dieser Seite. Nicht umsonst heißen wir MDR WISSEN. :)

- Das MDR WISSEN Team

MDR-Team am 07.10.2022

@Winfried Freudenberg
Ihre Aussagen sind so nicht korrekt. Phagen sind tatsächlich spezielle Gruppen von Viren, die Bakterien als Wirtszellen nutzen. Auch wurde schon vor mehr als 80 Jahren bewiesen, dass Viren in Zellen eindringen können: https://www.deutschlandfunkkultur.de/geschichte-der-virologie-virenforschung-100.html. Dazu gibt es auch keine "Virenexistenzforschung", da ihre Existenz schon seit Langem belegt. Stattdessen existiert die Virologe, die unter anderem bei den Entwicklung von Corona-Impfstoffen ihren Beitrag geleistet hat.
LG, das MDR-Wissen-Team

Winfried Freudenberg am 07.10.2022

Schön, dass der MDR hier "Viren" in einer angeblich infizierten Zelle zeigt (durch die Farben erkennt man, dass das Bild künstlich nachbearbeitet wurde). Leider gibt es bis heute keine einzige Studie, welche wissenschaftlich (also auch unter Anwendung von Kontrollexperimenten) belegt, dass besagte Viren in eine Zelle eingedrungen sind. Bei dem Virus-Genom handelt es sich lediglich um ein Computermodell, welches künstlich mit einem Algorithmus zusammengefügt wird (was u.a. auch von der CDC, dem RKI und der Charité Berlin bestätigt wird), da sie nie isoliert wurden. Es handelt sich somit also um eine Hypothese, welche bis heute nicht bestätigt werden konnte. Es bleibt eine Theorie. Eine andere Theorie wiederum besagt, dass es sich bei den "Viren" um nichts weiter als sogenannte "Phagen" handelt, die aus dem menschlichen Stoffwechsel stammen (also nicht etwas, was von außen in eine Zelle eindringt).
Ich bin gespannt, was die Zukunft in Bezug auf die Virenexistenzforschung bringen wird.

Podcast Kekulés Gesundheits-Kompass 81 min
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