Eine Person im Anzug, mit roter Krawatte und Brille, steht lächelnd an einem Aktenschrank.
Prof. Dr. Sven Stollfuß, Professor für Medienwandel mit Schwerpunkt Buchkultur und digitale Publikationen an der Universität Leipzig. Bildrechte: Swen Reichhold

Leipziger Medienwissenschaftler erklärtWie die digitale Buchkultur das Lesen verändert

26. März 2025, 14:42 Uhr

Die Nutzung von eReadern, Smartphones und Laptops verändert auch unseren Literaturkonsum. Multiple Störfaktoren, Skimming und eine Plattformisierung beeinflussen das Lesen, so der Leipziger Medienexperte Sven Stollfuß.

Der Gebrauch von eReadern und die zunehmende Nutzung von Apps auf mobilen Endgeräten wie Smartphones oder Laptops hat längst die Literaturszene erreicht. Die Phänomene dieser digitalen Buchkultur verändern auch unser Leseverhalten, wie der Leipziger Medienwissenschaftler Sven Stollfuß im Interview mit dem Leipziger Universitätsmagazin erklärt. Laut dem Professor für Medienwandel an der Universität Leipzig lesen die Nutzer digitaler Geräte deutlich stärker unter dem "Einfluss von multiplen Störfaktoren". Dazu gehörten etwa Push-Mitteilungen anderer Anwendungen auf dem Gerät oder die Parallelnutzung verschiedener Apps.

Leichtere Inhalte bevorzugt

Stollfuß zufolge wird zwar, gemessen an den Textmengen, über Smartphone-Apps quantitativ sogar mehr gelesen. Allerdings würden für das digitale Lesen via Apps tendenziell leichtere, "also narrativ weniger komplexe Inhalte und Geschichten bevorzugt". Studien der letzten Jahre hätten zudem gezeigt, dass beim Lesen über Endgeräte wie Smartphones der Lesetyp des sogenannten Skimmings bevorzugt werde. Dabei würden Texte überflogen, um sich einen allgemeinen Eindruck von der Botschaft des Inhalts zu verschaffen. Was die Ausbildung eines tieferen Textverständnisses angehe, sei Skimming gegenüber Lesetypen wie dem in einen Text eintauchenden Immersed oder dem vertiefenden In-Depth Reading jedoch unterlegen.

Plattformisierung des Lesens

Stollfuß zufolge nimmt auch die "Plattformisierung des Lesens", also die Textauseinandersetzung auf digital-vernetzten Endgeräten, immer weiter zu. Allerdings hänge von den technischen Features der Plattformen und der Kostenfreiheit von Inhalten ab, was dort gelesen werde, so der Medienwissenschaftler: "Onlineplattformen bereiten Inhalte jeweils entsprechend der eigenen, algorithmischen Prozesse auf und entscheiden so immer mit darüber, was und wie gelesen wird." Als positiv bewertet Stollfuß, dass Plattformen wie Wattpad, Inkitt und Galatea neben neuen Lesestoff auch Raum zum Kommentieren, Bewerten und Teilen anbieten. Dadurch entstünde eine Community, die auch mit den Autoren vernetzt und auch für Verlage interessant sei.

Links/Studien

(dn)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | 02. Mai 2024 | 17:44 Uhr

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