Eine Hand hält eine türkise Stoffschleife.
Die türkise Stoffschleife ist ein Sichtbarkeitszeichen für Eierstockkrebs. Bildrechte: IMAGO / Wavebreak Media Ltd

Wissen-News Höheres Eierstockkrebs-Risiko für Friseurinnen und Kosmetikerinnen?

12. Juli 2023, 13:28 Uhr

Eine aktuelle Studie findet Unterschiede zwischen den Eierstockkrebs-Risiken verschiedener Berufsgruppen. Das ist spannend, weil es bisher kaum Erkenntnisse zu Umweltfaktoren in Zusammenhang mit dieser Krebsart gibt. Forscherinnen fordern mehr berufsbezogene Krebsforschung für Frauen.

Frauen mit zehn oder mehr Berufsjahren als Friseurin, Kosmetikerin oder in ähnlichen Berufen, hatten in einer aktuellen Studie der Kanadischen Krebsgesellschaft ein dreifach höheres Risiko, im Laufe ihres Lebens an Eierstockkrebs zu erkranken. Aber auch Frauen im Einzelhandel sowie in der Bau- und Bekleidungsbranche hatten ein vergleichsweise erhöhtes Risiko.

Umweltfaktoren im Zusammenhang mit Eierstockkrebs kaum bekannt

Diese Ergebnisse sind besonders spannend, weil aktuell nur wenige veränderbare Risikofaktoren für Eierstockkrebs überhaupt erforscht sind. Allgemein werden zunehmendes Alter, keine Geburten, Unfruchtbarkeit oder eine erbliche Veranlagung als Risikofaktoren bewertet. Die Rolle von Umweltfaktoren und dabei insbesondere das berufliche Umfeld sind kaum erforscht. In der aktuellen Untersuchung setzten die Forschenden auf eine Fall-Kontroll-Studie: 491 Frauen, die aus sieben Krankenhäusern in Montreal mit der Diagnose Eierstockkrebs rekrutiert wurden, stellte das Forschungsteam Fragen zu ihren Biografien und verglich die Ergebnisse dann mit den Aussagen einer Kontrollgruppe mit 897 Frauen ohne Eierstockkrebs.

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass diejenigen Frauen, die an Eierstockkrebs erkrankt waren, durchschnittlich einen niedrigeren Bildungsabschluss, eine kürzere Anwendung von oralen Verhütungsmitteln und entweder keine oder weniger Kinder hatten als die Frauen in der Vergleichsgruppe.  

18 potenziell gefährliche Stoffe im Berufsleben

Ein um über 40 Prozent erhöhtes Risiko für Eierstockkrebs hatten Frauen in der Studie, die mit 18 potenziell gefährlichen Stoffen häufiger in Kontakt kamen. Dazu gehörten Talkumpuder, Ammoniak, Wasserstoffperoxid, organische Farbstoffe und Pigmente, Zellulose, Formaldehyd, Treibgase sowie Chemikalien in Benzin und Bleichmitteln. Langfristige Arbeit in der Bekleidungsindustrie, einschließlich Stickerei, konnte laut den Forschenden mit einer Steigerung des Eierstockkrebs-Risikos um 85 Prozent in Verbindung gebracht werden – während die Arbeit im Verkauf oder Einzelhandel in der Studie mit 45 bis 59 Prozent höherem Risiko verbunden war.

Frauen sind in berufsbedingten Krebsstudien unterrepräsentiert

Weil die Gesamtzahlen der Frauen, die in den entsprechenden Berufen beschäftigt waren, gering waren, seien weitere Forschungen in dieser Richtung nötig, betonen die Forschenden. Insgesamt ist die Studie eher als explorativ einzustufen, sie liefert keinesfalls breit gesicherte Kausalzusammenhänge zwischen Berufen und Eierstockkrebs. Frauen seien in berufsbedingten Krebsstudien stark unterrepräsentiert, kritisieren die Forscherinnen Melissa Friesen und Laura Beane Freeman angesichts der Studie.

Wissen

Die Illustration zeigt eine junge Frau mit langen roten Haaren und einem schwarzen Shirt. 40 min
Bildrechte: MDR/Jessica Brautzsch

iz

3 Kommentare

MDR-Team am 14.07.2023

@Gohlis
Wie kommen Sie darauf, dass Männer bei diesen Themen diskriminiert werden? Zudem wird nicht das Gegenteil suggeriert, sondern auf mögliche Probleme bei Frauen hingewiesen, die im Friseur- oder Kosmetikberuf arbeiten.
LG, das MDR-Wissen-Team

Gohlis am 12.07.2023

Nicht zu fassen: Gerade beim Thema Leben und Gesundheit, wo Männer massiv diskriminiert sind, finden Sie immer wieder Randthemen, die das Gegenteil suggerieren sollen. Da kann man nur den Kopf schütteln.

Uborner am 12.07.2023

Mich würde es nicht wundern wenn sich Kosmetikerinnen und Friseure*innen langsam selbst vergiften. Arbeiter die Holz verleimen, mit Plaste hantieren oder mit Teppichen oder Möbeln ebenso. Berufskrankheit wie Parkinson für Landwirte und Gärtner durch den Kontakt mit Pestiziden, Hormonen und Antibiotika ( in Frankreich anerkannt als Berufskrankheit ).
Es gibt nur noch wenige Berufe die gesundlich unbedenklich sind, Briefträger, Biogärtner, Wanderführer, bedingt Galabauer, ...?
Es ist der Preis, und manchmal ist er eben sehr hoch.