Eine Grafik trägt die Aufschrift "Angst vor Klimawandel". Im Hintergrund sieht man Flammen, kahle Bäume und Wolken.
Bildrechte: MDR

Generation Zukunftsangst Angst vor Klimawandel

11. März 2024, 11:07 Uhr

Vielen jungen Menschen bereiten der Klimawandel und seine Auswirkungen Angst – Klimaangst. Was das ist, was ihr machen könnt, wenn ihr Klimaangst habt, und was uns in den nächsten Jahren erwartet, darüber sprechen wir mit dem Klimaforscher Mojib Latif, dem Psychologen Felix Peter von Psychologists For Future und Betroffenen.

Eine Grafik trägt die Aufschrift "Angst vor Klimawandel". Im Hintergrund sieht man Flammen, kahle Bäume und Wolken. 33 min
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Klimaangst kann unterschiedlich aussehen

Die Sorgen und Ängste, die Menschen mit dem Klimawandel verbinden, können sehr unterschiedlich sein. Das kann schon damit anfangen, dass man Nachrichten oder Dokus, in denen der Klimawandel thematisiert wird, vermeidet. Warum das keine langfristige Lösung ist und wie man mit bestimmten Ängsten umgehen kann, besprechen wir mit dem Psychologen Felix Peter. Falls ihr Klimaangst habt oder euch Sorgen um ein bestimmtes Thema macht, findet ihr hier die wichtigsten Punkte:

Angst um das eigene Leben
Wenn du akute Angst um das eigene Leben in der Klimakrise hast, mache dir bewusst, dass du im Hier und Jetzt gerade sicher bist. Mach dir bewusst, dass es noch Handlungsoptionen gibt. Wird die Angst dadurch nicht kleiner, empfehlen wir dir, dich in professionelle psychologische bzw. psychotherapeutische Beratung zu begeben. Unabhängig davon bieten die Psychologists/Psychotherapists for Future niedrigschwellig persönliche Beratungsgespräche oder Gesprächsrunden an.
Sorgen um andere Menschen
Die Klimakrise betrifft Menschen auf der ganzen Welt. Sorgen und Ängste dazu, wie sich die Lebensbedingungen verändern, sind berechtigt. Wenn dich diese Angst betrifft, kann es helfen, selbstwirksam zu werden. Am besten gelingt dies gemeinsam in einer Gruppe, zum Beispiel in einer Organisation oder Initiative, die sich politisch für Klima- und Umweltschutz sowie Nachhaltigkeit einsetzt.
Angst, Kinder zu bekommen
Vorab: Familienplanung ist ein sehr persönliches Thema, bei dem viele Faktoren eine Rolle spielen können. Es ist nichts Neues, dass sich Menschen darüber Gedanken machen, inwiefern sie Kinder bekommen wollen oder lieber nicht. Grundsätzlich sind Ängste und Sorgen um das Leben und die Lebensbedingungen zukünftiger Generationen berechtigt. Daher ist es auch nachvollziehbar, dass Menschen aufgrund der Klimakrise zu dem Schluss kommen, keine Kinder bekommen zu wollen. Ein Argument für Kinder kann demgegenüber sein, dass es auch künftig Menschen braucht, die sich für Klimaschutz und Nachhaltigkeit einsetzen - und die Grundlagen dafür legen Eltern mit ihren Werten und Haltungen.
Sorgen um den Verlust der Existenzgrundlage
Manche Menschen sind stärker von der Klimakrise betroffen als andere. In Deutschland sind bspw. bestimmte Berufsgruppen stärker betroffen als andere. So stehen viele Menschen in der Landwirtschaft schon jetzt vor existenziellen Fragen. Und Menschen mit geringeren Einkommen können durch Klimafolgen entstehende Notlagen (z.B. infolge von Naturkatastrophen) weniger gut kompensieren als wohlhabendere Menschen. Falls die Klimakrise deine Existenzgrundlagen bedroht, du dir bspw. Sorgen um deine berufliche Zukunft machst, kann es helfen, sich über die zu erwartenden Einschränkungen und alternativen Möglichkeiten zu informieren. Es ist zudem hilfreich, sich mit anderen Betroffenen aus dem eigenen beruflichen bzw. sozialen Umfeld zu vernetzen. So könnt ihr euch über eure Sorgen und Best-Practice-Beispiele austauschen und gemeinsam aktiv werden.
Angst, mit Klimaleugner:innen zu sprechen
Zunächst ist es wichtig sich zu sagen, dass man sich auch dafür entscheiden darf, mit Menschen, die die Klimakrise direkt leugnen, nicht zu reden und stattdessen die Energien für Menschen einzusetzen, die die Klimakrise prinzipiell anerkennen, aber vielleicht noch zu wenig tun. Falls du dennoch in so eine Situation kommst, insbesondere bei Menschen, die dir nahestehen und wichtig sind, ist es ratsam, sich nicht zu verkämpfen. Versuch zum Beispiel Fragen zu stellen und auf die Weise, Punkte zu finden, bei denen ihr euch einig seid. Durch langsames Herantasten kannst du so herausfinden, woher die Ansichten der Person kommen. Möglicherweise hat sie ja auch Angst?
Angst vor Konfrontation mit dem Thema Klimawandel
Grundsätzlich kann man sagen: Je mehr man versucht, das Thema zu vermeiden, desto größer droht die Angst davor zu werden. Auch wenn du “Klimaangst” hast, ist es daher ratsam, sich “in kleinen Häppchen” weiter mit der Klimakrise zu beschäftigen und so die eigene Angst einem “Faktencheck” zu unterziehen. Vielleicht kannst du das gemeinsam mit anderen Menschen tun, die zum Beispiel nicht so stark von dem Thema betroffen sind oder schon Lösungen für sich gefunden haben. Das heißt auch, dass es darauf ankommt, welche Informationen man konsumiert: Sich allein mit den Katastrophen auseinanderzusetzen kann die Angst nur noch verstärken und zu Ohnmacht führen. Doch die Welt ist bereits voll von Informationen darüber, was gegen die Krise getan werden kann und wer bereits mit gutem Beispiel voran geht - das kann Zuversicht stiften.
Angst, sich klimaschädigend zu verhalten
Angst und Schuldgefühle können sehr belastend sein. Es kann erstmal helfen, zu akzeptieren, dass die Gefühle da sind. Sie zeigen, dass du dir Gedanken machst, du bestimmte Werte vertrittst und einen hohen Anspruch an dich selbst hast. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen können es außerdem erschweren, klimafreundlich zu leben, einzukaufen oder zu reisen. Das kannst du als Einzelperson in diesem Moment nur bedingt beeinflussen. Unabhängig davon, können uns Gefühle wie Angst, Schuld, aber auch Ärger oder Frustration zum Handeln motivieren. Du kannst nämlich bewusst entscheiden, wo du einkaufst, welche Verkehrsmittel du nutzt oder ob bzw. wo du dich engagierst. Dabei ist es auch völlig in Ordnung, nicht alles gleich und immerzu perfekt zu machen.

Quelle: Psychologists / Psychotherapists for Future, Redaktion

Solarpunk für eine schönere Zukunft?

Es gibt auch andere Wege, mit Klimaangst umzugehen. Einer davon ist Solarpunk – ein Genre, das in der Kunst, Literatur und Architektur zu finden ist. In der hier verlinkten Podcastfolge haben wir mit der Autorin Marie Graßhoff über diese Bewegung gesprochen.

Solarpunk ist eine relativ neue Bewegung im Science-Fiction-Genre. Dabei geht es vor allem um erneuerbare Energien, grüne Welten, ein bisschen wie eine Utopie.

Marie Graßhoff

Wie diese Utopie aussehen könnte, siehst du hier. Wenn du die Icons antippst, findest du mehr Infos zu den einzelnen Bildelementen.

Du möchtest noch mehr über den Klimawandel und Klimaangst wissen? Kein Problem. Alle Quellen aus dem Podcast, weitere Beiträge zum Thema Klimaangst und die ARD-Klimakarte findest du in der Link-Liste.

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