6. IPCC-Bericht Weltklimarat: Klimawandel beispiellos – aber noch können wir handeln!
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09. August 2021, 11:53 Uhr
Er hat sich weiter beschleunigt, keine Region der Welt bleibt verschont und einige Folgen sind bereits unumkehrbar: Die Rede ist natürlich vom Klimawandel. Das sind einige der Ergebnisse der internationalen Forscherinnen und Forscher des Weltklimarates in ihrem aktuellen Bericht. Sieben Jahre nach dem letzten Sachstandsbericht ist nämlich heute der erste Teil des neuen Reports veröffentlicht worden. Und er liefert alarmierende Erkenntnisse.
Es ist jetzt wirklich die allerletzte Chance zu handeln, um die Pariser Klimaziele noch zu erreichen. Das ist die zentrale Botschaft der mehr als 230 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus mehr als 60 Ländern. Sie haben für den ersten Teil des sechsten Weltklimarat-Reports, der sich zunächst mit den physikalischen Grundlagen der Klimaerwärmung befasst, die aktuellsten Forschungsergebnisse und wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammengetragen.
Entscheidungen für Jahrhunderte
Wir legen uns heute auf Jahrhunderte fest, sagen die Forschenden. Einige Folgen des menschgemachten Klimawandels seien bereits unumkehrbar – so wie etwa der steigende Meeresspiegel. Der Bericht komme eindeutig zu dem Schluss, dass menschliche Aktivitäten die Ursache für die rasante Erwärmung sind, sagt Physik-Professorin Veronika Eyring – Leitautorin des Kapitels über den menschlichen Einfluss auf den Klimawandel.
Wir sehen, dass die Erwärmung bereits auf ungefähr 1,1 Grad angestiegen ist. Wir sind vom 1,5-Grad-Ziel nicht mehr weit entfernt.
"Wir sehen, dass jedes der vergangenen vier Jahrzehnte wiederum wärmer als jedes der vorangegangen Jahrzehnte war", ergänzt Eyring. "Und diese Erwärmung geht auch sehr viel rascher seit 1970." Die Geschwindigkeit der Erwärmung habe es seit Jahrtausenden so noch nicht gegeben. Sie sei beispiellos und das in allen Regionen der Erde. Deshalb müssten die Emissionen sofort und drastisch gesenkt werden, erläutert Professor Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie und ebenfalls einer der Leitautoren des Berichts.
Wenn die Emissionen schnell heruntergefahren werden, haben wir auf jeden Fall eine sehr gute Chance, das Zwei-Grad-Ziel einzuhalten. Anderthalb ist deutlich diffiziler, aber es ist auch noch nicht komplett weg.
Es gehe auch nicht um eine Entscheidung zwischen dem 1,5-Grad-Ziel und gar keinem Klimaschutz, betonen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Ganz im Gegenteil reduziere jedes Zehntel Grad, das vermieden werden könne, die Gefahr von Extremereignissen.
Zentraleuropa stark betroffen
Die Forschenden haben für den Bericht deutlich verbesserte Modelle nutzen können, die Daten seien valider als je zuvor. Und es gibt erstmals einen Fokus auf regionale Entwicklungen, erläutert der Grazer Klimaforscher Professor Douglas Maraun – Leitautor Kapitels über die Verknüpfung von regionalem und globalem Klimawandel. "Das ist für mich die Kernneuheit an dem Bericht", sagt er.
Früher ging es quasi um die Täterfrage: Wer ist schuld am Klimawandel? Und jetzt hat sich das im Fokus doch eher verschoben in Richtung der Frage: Was für Klimarisiken gibt es? Wie kann man sich an diese Risiken anpassen?
Die Forschenden bilanzieren, dass Zentraleuropa von den Folgen stark betroffen wäre – insbesondere von Hochwasser auf der einen und Dürren auf der anderen Seite. Die Leitautorin des Kapitels über Wetter- und Klimaextremereignisse, Professorin Sonia Seneviratne von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, beunruhigt diese Perspektive auch in Hinblick auf die Ereignisse der letzten Tage und Wochen deutlich.
Wenn ich vor allem die Ergebnisse sehe, die wir zu den Klimaextremen haben, da würde ich schon sagen, wir sind in einer Klimakrise. Wir haben wirklich ein sehr großes Problem und das wäre meine Botschaft.
Seneviratne ergänzt, dass die Ergebnisse ganz klar zeigten, dass Klimaextreme mit steigender Erwärmung zunehmen. "Und wir sehen auch, dass jede Region davon betroffen ist."
Abkühlung erst in 20 Jahren zu sehen
Aber was wäre, wenn die ganze Welt jetzt in kürzester Zeit alle Treibhausgas-Emissionen auf null bringen würde? Wann würde sich das auswirken? Diese Antwort könnten sie jetzt zum ersten Mal geben, sagt Max-Planck-Forscher Marotzke: "In den CO2-Konzentrationen sehen wir das in fünf bis zehn Jahren."
Aber in den Veränderungen der globalen Oberflächentemperatur, der bodennahen Lufttemperatur wird es etwa 20 Jahre dauern, bis wir es sehen. Das heißt also, wir brauchen viel Geduld. Es gibt keine schnelle Belohnung.
Die Politik braucht also einen langen Atem, um bis 2050 auf null Emissionen zu kommen und zwar weltweit. Wie genau das klappen kann, damit beschäftigen sich unter anderem auch die nächsten Teile des Weltklimarat-Berichts, die aber erst im kommenden Jahr veröffentlicht werden.
Torsten W am 17.08.2021
Danke. Wie sagte schon mein Großvater: Es wird wieder eine Zeit kommen, da musste aufpassen Junge, dass Dir die Städter die Kartoffeln nicht vom Acker klauen…
X AE A-99 am 13.08.2021
Schön, dass es Klimabeauftragte wie J. Kerry gibt, die für das Klima und CO2 wirklich etwas tun und Privatjet fliegen. Da wird es mit der CO2-Reduktion bestimmt etwas und die Vorbildwirkung passt auch.
Quelle: Morgan Phillips: „Climate Envoy John Kerry's family private jet has taken 16 flights this year and has just landed in Martha's Vineyard in time for Obama's 60th birthday, records show“, Daily Mail, 16:57 BST, 5 August 2021
Bernd1951 am 13.08.2021
Hallo Anni22,
in dem von mir zitierten Beitrag heißt es:
"Wir haben ja jetzt von der Bundesregierung eine Reduzierung der Treibhausgase bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 vorgelegt bekommen."
Die 65% Reduzierung sind kein Wunsch des Präsidenten des Umweltbundesamts, sondern kommen "von der Bundesregierung". Wenn Sie sich auf den Seiten des Länderarbeitskreises Energiebilanzen einmal die entsprechenden Zahlen der Co2-Emissionen von 1990 bis 2018 ansehen, dann sehen Sie deutlich die "Erfolge" auf diesem Weg bis heute.
Aber wir haben ja in der Automobilindustrie entsprechende Experten mit langjähriger Berufserfahrung im "schön-rechnen", auf die die Bundesregierung bestimmt gerne zurückgreift. Ich glaube aber, dass sich die entsprechenden naturwissenschaftlichen Prozesse in der Erdatmosphäre davon nicht beeindrucken lassen, egal welche Parteien dann die Regierung stellen.