Entstehung der Sprache Einzelnes Protein könnte zur Entstehung der gesprochenen Sprache beigetragen haben
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18. Februar 2025, 15:17 Uhr
US-Forscher sind einen Schritt weiter gekommen bei der Frage, wie die menschliche Sprache entstanden ist. Die Experten haben ein Protein entdeckt, dass offenbar entscheidend für die Sprachentwicklung war.
Die Wissenschaftler der Rockefeller University in New York entdeckten die Wirkung des Proteins namens NOVA1 bei Experimenten mit Mäusen, bei denen es die Lautgebung veränderte. Bereits zuvor war bekannt gewesen, dass das RNA-bindende Protein wichtig für die neuronale Entwicklung des menschlichen Gehirns ist. Nun zeigte sich zusätzlich, dass es bei den Menschen offenbar auch entscheidend zur Entwicklung der gesprochenen Sprache beigetragen hat.
Gen beeinflusst möglicherweise nonverbalen Autismus
Die Experten um Robert Darnell konnten nämlich bestätigen, dass die Genvariante nicht bei Neandertalern und Denisova-Menschen vorkommt, obwohl diese Frühmenschen einen großen Teil ihres Genoms mit dem heutigen Homo sapiens teilen. "Dieses Gen ist Teil einer bedeutenden genetischen Weiterentwicklung bei den modernen Menschen und deutet auf mögliche frühe Herkunft der gesprochenen Sprache hin", erläutert Darnell. NOVA1 könnte demnach eine Art "Sprach-Gen" darstellen, auch wenn es natürlich nur eines von mehreren Genen ist, das einen Einfluss auf die menschliche Sprache hat.
In der Zukunft wollen Darnell und seine Kollegen untersuchen, wie NOVA1 bestimmte Sprachfunktionen reguliert – mit einem besonderen Fokus auf sprachlichen und Entwicklungsstörungen. "Wir glauben, dass das Verständnis dieser Vorgänge Erkenntnisse dahingehend liefert, wie das Gehirn während der Sprachproduktion arbeitet – und wie Fehlfunktionen bei der Regulierung von NOVA1 zu diesen Störungen führen können", erklärt der Studienautor Yoko Tajima. Die Experten vermuten, dass NOVA1 beispielsweise einen Einfluss auf nonverbalen Autismus hat und sich so künftig die Symptome dieser Störung besser behandeln lassen könnten.
Links/Studien
Die Studie "A humanized NOVA1 splicing factor alters mouse vocal communications" ist im Fachjournal "Nature Communications" erschienen.
cdi
Dieses Thema im Programm: MDR+ | Warum ist Sprache entstanden? | 16. Dezember 2024 | 10:45 Uhr
MDR-Team vor 5 Wochen
@weils so nicht unwidersprochen bleiben darf
Es wurde ja auch darauf hingewiesen, dass NOVA1 nur eines von mehreren Genen ist, dass einen Einfluss auf die menschliche Sprache hat – aber eben einen offensichtlich sehr wichtigen. Natürlich muss dies noch in weiteren Studien genauer untersucht werden, wobei Sie in der vorliegenden Studie noch weitere Informationen dazu finden, warum die genannte Einschätzung schon sehr wahrscheinlich ist.
LG, das MDR-WISSEN-Team
weils so nicht unwidersprochen bleiben darf vor 5 Wochen
Interessant, aber doch sehr sehr hypothetisch. - Jedenfalls zu früh, um zu behaupten, dass NOVA1-Gene/Proteine "offenbar entscheidend für die Sprachentwicklung" waren.
Was wirklich vorliegt, ist eine Studie, die einen Einfluss des Gens auf Lautgebung bei Mäusen suggeriert; und die (wohl ziemlich gesicherte) Feststellung, dass NOVA1 beim früher sapiens häufig, bei Neadertalern und Denissovians wohl nicht/selten präsent war. Und nun offenbar auch einige Erkenntnisse rund um die Folgen von "Fehlern" bei der genetischen NOVA1-Protein-Regulierung.
Da wir aber die Entwicklung akkustischer Kommunikation hin zum "Sprechen" zeitlich nicht einordnen können und nicht wissen, ob und wie gut der frühe sapiens (oder auch schon andere homo-Arten) "sprach" und was organisch/genetsich dazu wirklich nötig war (die erste akkustisch basierte Kommunikation könnte auch ganz anders funktioniert haben als die heutige),
ist eine Einschätzung wie "offenbar entscheidend" ganz sicher derzeit nicht zu halten.