Junge Frau isst einen Donut
Eine junge Frau beißt genussvoll in einen Donut. Selbst nach einer üppigen Mahlzeit haben wir immer noch Lust auf Süßes (Themen-Archivbild). Bildrechte: IMAGO / Zoonar

Rätsel des "Dessertmagens" Gehirn-Zellen signalisieren Sättigung und Lust auf Süßes zugleich

14. Februar 2025, 11:29 Uhr

Forscher haben das Rätsel des "Dessertmagens" gelöst, der nach einem sättigendem Essen immer noch Platz für Süßigkeiten hat. Grund sind bestimmte Nervenzellen im Gehirn, die Sättigung signalisieren und zugleich ein Opiat ausschütten, das ein Belohnungsgefühl auslöst.

Dieselben Nervenzellen, die uns nach einer Mahlzeit ein Sättigungsgefühl geben, sorgen auch dafür, dass wir immer noch Lust auf Süßigkeiten haben. Das hat ein internationales Forscherteam unter Federführung des Kölner Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung ermittelt. Die Forscher stellten fest, dass Mäuse auch dann Desserts essen, wenn sie völlig gesättigt sind. Gehirn-Untersuchungen ergaben, dass dafür eine bestimmte Gruppe von Nervenzellen verantwortlich ist.

Opiat-Ausschüttung sorgt für Belohnungsgefühl

Wie das Team um Henning Fenselau im Fachjournal "Science" berichtet, werden diese sogenannten POMC-Neuronen aktiv, sobald der Körper Nahrung aufgenommen hat. Wenn Mäuse dann satt sind und Süßes essen, schütten diese Nervenzellen nicht nur Botenstoffe aus, die Sättigung signalisieren, sondern auch ein körpereigenes Opiat, das ß-Endorphin. Dieses löst ein Belohnungsgefühl aus, das die Tiere veranlasst, noch mehr Zucker zu essen. Der Mechanismus setzte in den Versuchen schon ein, wenn die Tiere Zucker nur wahrnahmen, ohne ihn zu essen, wie die Studienautoren berichten.

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Funktioniert bei Menschen wie bei Mäusen

Hirnuntersuchungen an Versuchspersonen ergaben, dass beim Menschen die gleiche Hirnregion auf Zucker reagiert. Dort befänden sich - wie bei Mäusen - viele Opiat-Rezeptoren in der Nähe von Sättigungsneuronen, erklärt Studienleiter Fenselau: "Aus evolutionärer Sicht macht das Sinn: Zucker ist in der Natur selten, liefert aber schnell Energie." Das Gehirn sei so programmiert, dass es die Aufnahme von Zucker dann steuere, wenn er verfügbar sei. Die Studienergebnisse könnten bedeutend für die Behandlung von Übergewicht sein, so die Autoren.

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dpa (dn)

Dieses Thema im Programm: MDR S-ANHALT | 14. Januar 2025 | 19:00 Uhr

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