Stifte liegen auf den Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen für Arbeitnehmer im Falle einer Krankschreibung durch den Arzt
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Wissen-News Weniger Krankschreibungen bei emotionaler Bindung an Arbeitgeber

09. Oktober 2024, 16:45 Uhr

Nein, niemand muss gleich in Liebe entbrennen und seine Arbeitgeberin oder seinen Arbeitgeber heiraten. Doch eine emotionale Bindung sorgt scheinbar für weniger Krankschreibungen.

Beschäftigte mit einer höheren emotionalen Bindung an die Arbeitgeberin oder den Arbeitgeber haben weniger berufliche Fehlzeiten als diejenigen Beschäftigten ohne emotionale Bindung. Das zeigt eine repräsentative Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) für den Fehlzeiten-Report 2024. Demnach ließen sich emotional stärker gebundene Mitarbeitende seltener krankschreiben oder gingen auch mit einer Erkrankung weiter ihrer Arbeit nach. Für die repräsentative Untersuchung des Fehlzeiten-Reports 2024 sind insgesamt 2.501 abhängig Beschäftigte von 18 bis 66 Jahren durch das forsa-Institut befragt worden.

Wichtig: Arbeitszufriedenheit für Beschäftigte erhöhen

"Wer Beschäftigte längerfristig binden möchte, sollte deren Arbeitszufriedenheit erhöhen“, sagte Johanna Baumgardt, Forschungsbereichsleiterin für Betriebliche Gesundheitsförderung im WIdO und Mitherausgeberin des Fehlzeiten-Reports. Zudem sei es wichtig, die Fähigkeiten der Mitarbeiter auf deren Arbeit anzustimmen. Baumgart rät: Führungskompetenzen des Leitungspersonals stärken und in betriebliche Gesundheitsförderung investieren.

Historische Höchststände bei Krankschreibungen

Laut dem AOK-Fehlzeitenreport bewegt sich die Zahl der Krankschreibungen "weiter auf historisch hohem Niveau“.  Der Spitzenwert von 225 Krankschreibungen je 100 erwerbstätige AOK-Mitglieder aus 2023 sei bereits bis August 2024 erreicht worden – und damit schon vor der zu erwartenden Erkältungswelle im Herbst und Winter. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2021 waren nur knapp 160 Fälle je 100 Mitglieder zu verzeichnen. Bemerkenswert: Die Krankheitstage aufgrund psychischer Erkrankungen haben seit 2014 um knapp 47 Prozent zugenommen.

tomi/aok

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 08. Oktober 2024 | 11:15 Uhr

1 Kommentar

part vor 27 Wochen

Alle reden von den Belastungen am Arbeitsplatz durch die Beschäftigten, aber niemand ermittelt die steigenden Belastungen außerhalb der Arbeitszeit durch eben die Veränderungen in unserer Gesellschaft, die sich auch nachteilig auf das Arbeitsleben auswirken. Ein gutes Betriebsklima ist das A und O einer jeden Beschäftigung, doch eben nicht allein ausschlaggebend für eine Wohlfühlatmosphäre während der Arbeit. Wenn der Beschäftigte nach dem Job zugefrachtet wird, mit Behördenpost, sinnlosen E-Mails, Infrastrukturproblemen und vielen anderen Problemen, dann wird es Zeit für Auszeit. Die Statistik benennt nicht die Ursachen, aber lässt Spielraum für viel mehr Fragen. In kleinen Unternehmen mögen die Bindungen sehr hoch sein, in Unternehmen wo man das Bild des Vorstandsvorsitzes nur von Streikplakat her kennt wohl weniger. Betriebsblindheit von Vorgesetzten und wenig Anerkennung für die Leistungen der Beschäftigten wirken sich zusätzlich aus, statt Meditation.