Großmutter und Enkelin gießen Blumen
Die gegenseitige Kooperation, wie hier zwischen einer Großmutter und ihrer Enkelin, ist eine der wichtigsten Errungenschaften der Menschheit. Bildrechte: IMAGO/Westend61

WISSEN-News Warum kooperieren wir mit anderen Menschen?

18. März 2025, 08:51 Uhr

Dass Menschen miteinander kooperieren ist wichtig, um viele globale Probleme bewältigen zu können, wie den Klimawandel oder Pandemien. Eine britische-schweizerische Studie hat nun gezeigt, wann wir eher zu Kooperationen bereit sind.

Für die Untersuchung der Universitäten aus Birmingham und Zürich wurde ein Experiment aus der Spiel-Theorie, das sogenannte Gefangenen-Dilemma, mit 88 Probanden im Alter zwischen 18 und 35 Jahren neu durchgeführt. Dabei mussten die Studienteilnehmer bei verschiedenen Spielen mitmachen, in denen sie entscheiden sollten, ob sie eher kooperieren oder allein agieren, wobei unterschiedliche Mengen an Vergütungen an sie für die jeweiligen Entscheidungen vergeben wurden. Letztlich waren die Gesamt-Vergütungen aber immer höher, wenn beide Seiten kooperierten.

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Die Illustration zeigt eine junge Frau, die ihre Hände zusammengefaltet vor ihrem Mund hält. 37 min
Bildrechte: MDR/Jessica Brautzsch

MDR Fr 25.03.2022 12:00Uhr 36:30 min

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

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Platzierung der Informationen wichtig

Die Entscheidungsmöglichkeiten waren zudem für alle Probanden auf einem Computerdisplay sichtbar. Um die Augenbewegungen der Studienteilnehmer nachvollziehen zu können, verwendeten die Forscher außerdem die Eye-Tracking-Technologie. Dabei zeigte sich, dass es möglich war, die Entscheidungen der Probanden zu manipulieren, indem die Auswahlmöglichkeiten in bestimmten Bereichen auf dem Display platziert wurden.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Kooperationsbereitschaft höher war, wenn die Studienteilnehmer die Vergütungen von anderen Probanden beobachteten. Wenn sie dagegen nur auf ihren eigenen Bonus schauten, tendierten sie zu egoistischeren Entscheidungen. So konnten die Forschenden letztlich die Entscheidungen der Probanden beeinflussen, indem sie Informationen zu den Vergütungen der anderen Teilnehmer genau in ihr Sichtfeld platzierten.

"Wir haben herausgefunden, dass wir in der Lage waren, die Probanden zu etwas mehr Kooperation zu bewegen, allein indem wir bestimmte Informationen dort auf dem Bildschirm anzeigten, wo ihre größte Aufmerksamkeit war", erklärt der Studienautor Arkady Konovalov. Auch wenn dies eine reine Laborsituation gewesen sei, so geben die Studienergebnisse doch Anhaltspunkte dafür, wie man das Verhalten von Menschen in Zukunft mehr in Richtung Kooperation bewegen könnte, so der Forscher.

Links/Studien

Die Studie "Manipulating attention facilitates cooperation" ist im Fachjournal "Communications Psychology" erschienen.

cdi

Dieses Thema im Programm: MDR+ | Ich sage Entschuldigung | 25. März 2022 | 12:00 Uhr

4 Kommentare

AlexLeipzig vor 4 Stunden

Niemann, Ihre Beschreibung der Interessen-gesteuerten Kooperation "der Schwachen" zu "faulen Kompromissen", um sich später aufgrund anderer Interessen wieder zu entzweien, erinnert mich zwar gar nicht an das angebliche "Gerangel um eine neue Bundesregierung", sondern eher an Telefonate zweier älterer Männer, die offenbar meinen, ihre Welt-Macht auch der ganzen Welt tagtäglich demonstrieren zu müssen... Ich nehme an, Sie wissen, wen ich meine?

MDR-Team vor 13 Stunden

Hallo Niemann,
Studien helfen dabei, komplexe Fragen zu erforschen und fundierte Entscheidungen zu treffen – sei es in Medizin, Klimaschutz oder eben im sozialen Miteinander. Kooperation ist ein fundamentales Prinzip menschlichen Zusammenlebens und kein Zeichen von Schwäche. Die zitierte Studie zeigt nicht, dass Kooperation „besser“ ist, sondern unter welchen Bedingungen Menschen eher bereit sind, zusammenzuarbeiten – eine wertvolle Erkenntnis für viele gesellschaftliche Herausforderungen. Die Vorstellung, dass nur „Schwache“ Verbündete suchen, widerspricht sowohl historischen als auch aktuellen Entwicklungen: Staaten, Unternehmen und Individuen kooperieren, weil sie so ihre Chancen auf Erfolg maximieren. Auch in der Politik ist Zusammenarbeit oft notwendig, um tragfähige Lösungen zu finden – Kompromisse sind dabei ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Entscheidungsprozesse. Und Kooperation hat nicht nur kurzfristige Vorteile, sondern ermöglicht auch langfristige Stabilität.

Niemann vor 19 Stunden

Wieder eine Studie welche die Welt nicht braucht, höchstens die Werbe-Industrie um Produkte besser platzieren zu können.
Es gibt seit langem die Theorie "der Starke ist am mächtigsten allein", nur Schwache suchen sich Verbündete und müssen dafür letztendlich ihre Prinzipien opfern oder werden verrate oder erpresst. Ein typisches Beispiel ist das jetzige Gerangel um eine neue Bundesregierung, ehrlos.
Die Studie beweist nicht das Kooperation besser ist sondern nur das gleiche Interesse eher zum Ziel führen und Manipulation dabei eine wichtige Rolle spielt. Siegen die gemeinsamen Interessen, zumeist nur temporär existent, erfolgt anschließend der Kampf der Interessenten gegeneinander um das größte Stück an der Beute. Es geht viel weniger um Kooperation als viel mehr um zumeist faule Kompromisse zur Erlangung eines Teilerfolgs um sich offen zu lassen bald auch die ganze Beute schnappen zu können, reines Kalkül, die Realität lehrt es uns täglich, nur wacher Verstand ist erforderlich.

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