Ein Uhrmacher verstellt an einer Uhr die Zeiger.
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Chronobiologie Umstellung Winterzeit auf Sommerzeit: Lieber verschieben statt abschaffen

26. März 2025, 14:43 Uhr

An der Uhr drehen oder nicht? Auch Experten sind da uneins. Alles so lassen, meinen nun zwei Spanier mit Blick auf Historie und Studienlage. Nur eine kleine Verschiebung sei dann doch sinnvoll.

Ist es wirklich Zeit, an der Uhr zu drehen? Um die halbjährliche Uhrumstellung wird seit Jahren intensiv gerungen. Nun gibt es eine neue Idee: Die Umstellung selbst verschieben. Das erste April-Wochenende sei dafür im Frühjahr besser geeignet als der letzte Sonntag im März, sagen zwei spanische Forscher. Dann würden günstigere morgendliche Lichtverhältnisse für einen guten Start in den Tag erwischt. 

Aus physiologischer Sicht wäre es zudem sinnvoll, die Sommerzeit in der EU Anfang statt Ende Oktober enden zu lassen. Starte die Sommerzeit zu früh, werde ein größerer Anteil der menschlichen Aktivitäten in die dunklen Morgenstunden verlegt, argumentieren die Forscher. Die Rückkehr zur Winterzeit sollte entsprechend erfolgen, bevor der Haupt-Aktivitätsbeginn vor Sonnenaufgang liege. In diesem Jahr werden die Uhren am 30. März um eine Stunde vor- und 26. Oktober wieder zurückgestellt. 

Diskussion führt am biologischen Kern vorbei

Über den Wechsel von Winterzeit und Sommerzeit werde derzeit falsch diskutiert, sind Jorge Mira von der Universität von Santiago de Compostela und José María Martín-Olalla von der Universität von Sevilla überzeugt: Der Lebensrhythmus der Menschen werde dadurch in Bezug auf die Sonne keineswegs verschoben, sondern im Gegenteil werde durch die Umstellung der morgendliche Beginn aller Aktivitäten wieder an den Sonnenaufgang angepasst.

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Die spanische Nationalversammlung habe diese Art saisonaler Anpassung bereits im Jahr 1810 vorgenommen. "Das soziale Leben wird einfach umorganisiert, weil die Länge des Tages im Sommer es ermöglicht, die Dinge am Morgen früher zu erledigen als im Winter", erklärte Martín-Olalla. "Das Problem ist, dass sie (die Uhrumstellung) in den letzten Jahren nur noch mit Energieeinsparung in Verbindung gebracht wurde, obwohl es sich in Wirklichkeit um einen natürlichen Anpassungsmechanismus handelt."

Tagesrhythmus orientiert sich am Sonnenaufgang

Das belegten aktuelle und historische Beispiele von Gesellschaften mit späterer Aktivität im Winter und früherer Aktivität im Sommer, entsprechend der synchronisierenden Rolle des Morgenlichts für unseren Körper. Eine Analyse von schwedischen Daten aus dem Jahr 1746 zum Beispiel zeige, dass die Menschen im Sommer dreieinhalb Stunden eher aufstanden als im Winter.

Auch in tropischen Gesellschaften ohne Zugang zu künstlichem Licht lägen die Aufstehzeiten in der Regel in der Morgendämmerung, die Schlafenszeit in der Regel etwa drei Stunden nach Sonnenuntergang, erklären Mira und Martín-Olalla. Der physiologische Tageszyklus des Menschen orientiere sich stets am Sonnenaufgang.

Welche Folgen hätte ein Verzicht auf die Zeitumstellung?

Einer Abschaffung der Uhrumstellung stehen die Spanier kritisch gegenüber. So seien viel Studien, die etwa Gesundheitsprobleme durch die Änderung der Uhren attestieren, methodisch fraglich und zu sehr auf Nachteile fixiert. Bei der Forderung nach einem Ende der Zeitumstellung sei zudem zu bedenken, dass die Abschaffung weit schlimmere Folgen haben könnte als die Umstellung selbst: Mit der Umstellung auf die Sommerzeit gewönnen die Menschen Tageslichtstunden für Freizeitaktivitäten, für Spaziergänge, Sport draußen oder ein paar Stunden am Strand - was Wohlbefinden und Gesundheit fördert. "Wenn der Tag gleichmäßig in Schlaf, Arbeit und Freizeit aufgeteilt ist, macht eine Stunde 12,5 Prozent der verfügbaren Freizeit aus."

Menschen lieben lange Sommerabende

Ein weiterer Aspekt: Schlafmediziner plädierten zwar für eine Abschaffung der Sommerzeit, wie die Forscher ausführen. In der Bevölkerung sei die gängige Vorliebe aber eine andere: Viele Menschen liebten die jetzige Situation im Sommer und genössen ihre längere Freizeit bei Tageslicht. In Umfragen vor die Wahl zwischen dauerhafter Sommer- oder Winterzeit gestellt, setzen sie überwiegend auf erstere.

Doch auch eine ewige Sommerzeit widerspreche der menschlichen Physiologie, erklärte Mira. Mediziner weisen darauf hin, dass Menschen das blaue Licht der Sonnenstrahlung brauchen, um wach zu werden. Lehrerverbände kritisieren, dass Schüler ihren Schulweg ohne die Umstellung auf Winterzeit an wesentlich mehr Tagen im Dunklen zurücklegen müssten. Letztlich sei eine Entscheidung zwischen ewiger Sommer- oder ewiger Winterzeit so, als ob man wählen wolle, auch im Winter Sandalen oder Stiefel selbst im Sommer zu tragen, so die Forscher.

Links/Studien

Die Studie "Assessing the best hour to start the day: an appraisal of seasonal daylight saving time" von Martin-Olalla und Mira ist im Fachjournal "Royal Society Open Science" erschienen.

dpa/jar

Dieses Thema im Programm: MDR JUMP | 25. März 2025 | 07:12 Uhr

57 Kommentare

C.T. vor 4 Stunden

@MDR

"Also doch mehr als nur 'Jammern' – es gibt handfeste Gründe für die Debatte."

Nein gibt es nicht. Es ist und bleibt nur eine Stunde. Das Problem liegt, wie bei vielen anderen "Problemen" dieser Zeit einfach darin, dass sich zuviele eigentlich belanglose Menschen als zu wichtig sehen!

sgd.fan vor 6 Stunden

astrodom@, dann bitte ich sie Quellen und Belege für ihre Behauptung. Bei diesem Modul für kraftfahrer wurden diese Diagramme für den Tiefschlaf belegt und angezeigt. Es ist ein Unterschied zwischen dem festen Schlaf und Tiefschlaf aufgezeigt wurden. Es ist nicht das selbe wenn man kaputt von der Arbeit kommt und übermüdet ist und denkt jetzt hab ich fest geschlafen, beim Tiefschlaf zwischen 2 und 4 Uhr erholt sich ihr Körper besser und wenn man um diese Uhrzeit aufsteht wird die biologische Uhr gestört und man kommt schwer in die Gänge versuchen sie mal einen Monat oder länger um diese Zeit auf zu stehen. Wenn man jung ist kann man das überspielen aber im Alter merkt man das.

astrodon vor 6 Stunden

@Achim: Einfache Antwort: Um der Handvoll ständig Meckernder ein Ventil zu geben - es war mehr als absehbar, dass es eine kleine Ewigkeit dauern könnte, bis die einzelnen Staaten ihre Interessen "unter einen Hut" bringen würden.

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