Wissen-News Klimaneutrale Schifffahrt: Grünes Methanol wäre ein Gamechanger
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07. April 2025, 16:57 Uhr
Der Verkehrssektor ist ein Bereich, in dem es offenbar besonders schwierig ist, klimaschädliche Emissionen zu senken. Während an Land E-Mobilität eine Alternative ist, könnte auf dem Meer grünes Methanol eine zentrale Rolle auf dem Weg zu einer klimaneutralen Schifffahrt spielen. Eine Untersuchung im Auftrag von Greenpeace zeigt: Der Umstieg auf diesen Treibstoff könnte die CO2-Emissionen von Schiffen um 96 Prozent senken.
Das Institut für Maritime Energiesysteme am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat im Auftrag von Greenpeace analysiert, welches Potential in grünem Methanol als Schiffstreibstoff der Zukunft steckt. Das Ergebnis zeigt, dass sich damit die CO2-Emissionen eines Schiffes über seine gesamte Lebenszeit gerechnet erheblich senken ließen. Bezogen auf in deutschen Gewässern fahrende Schiffe sei das eine Reduktion um 9,2 Millionen Tonnen CO2. Das entspricht laut Greenpeace mehr als eine Großstadt der Größe Kölns pro Jahr emittiere. Zusätzlich gäbe es bei einem Betrieb mit dem Industriealkohol fast keinen Ausstoß großer Mengen gesundheitsschädlicher Luftschadstoffe wie Stick- oder Schwefeloxide mehr.
Der Studie zufolge hat Methanol mehrere Vorteile im Vergleich zu Wasserstoff oder Ammoniak, die ebenfalls als mögliche künftige Treibstoffe für die Schifffahrt diskutiert werden. Es sei leicht zu handhaben und technisch praktisch reif für den Einsatz, heißt es. Bereits jetzt lasse sich der Industriealkohol mithilfe erneuerbarer Energiequellen klimaneutral herstellen. Außerdem könnten konventionelle Schiffsmotoren problemlos auf grünes Methanol umgerüstet werden. Allerdings sei das Fahren mit Methanol aktuell noch teuer, so die Studie. Das gelte insbesondere für den Betrieb und die Anschaffung von Elektrolyseuren. Außerdem brauche es bei Methanol doppelt so große Tanks für die gleiche Strecke wie mit fossilen Kraftstoffen. Deshalb liege der Bedarf für die in Deutschland fahrenden Schiffe bei bis zu 5,73 Millionen Tonnen pro Jahr. Der Dieselbedarf liege dagegen bei 2,94 Millionen Tonnen.
Aktuell tagt in London der Umweltausschusses der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation IMO. Die Sonderorganisation der Vereinten Nationen aus 176 Staaten will dort entscheiden, mit welchen Maßnahmen die bereits beschlossene Treibhausgasstrategie umgesetzt werden soll. Die sieht vor, dass die weltweite Schifffahrt bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden soll. Derzeit verursacht sie etwa drei Prozent aller Treibhausgasemissionen weltweit, da Schiffe fast ausschließlich mit fossilen Treibstoffen fahren. Greenpeace fordert von der IMO verbindliche Quoten für den Einsatz alternativer Kraftstoffe, damit der Umstieg in der Schifffahrt schneller gehe.
(dpa/kie)
Dieses Thema im Programm: Das Erste | MIMA | 20. März 2025 | 12:10 Uhr
MDR-Team vor 2 Wochen
Es stimmt, dass grünes Methanol teurer ist als herkömmliches Erdöl, was die Wettbewerbsfähigkeit der Schifffahrt beeinträchtigen könnte. Dennoch ist die Schifffahrt ein großer CO2-Emittent, und grüne Alternativen wie Methanol bieten Potenzial zur Emissionsreduzierung. Technologische Fortschritte und internationale Vorschriften könnten langfristig die Kosten senken und den Umstieg fördern. Effizienzsteigerungen und eine optimierte Schiffsflotte sind ebenfalls wichtig, aber eine Anpassung der Antriebsquelle bleibt entscheidend für eine klimafreundliche Zukunft der Branche.
Freundliche Grüße vom MDR WISSEN-Team
Denkschnecke vor 2 Wochen
"Aus welchem Kohlenwasserstoff wird es denn hergestellt."
Aus Pflanzen? Habe mal gehört, dass man aus Getreide sogar trinkbaren Alkohol herstellen kann. Spaß beiseite: In Brasilien fuhr schon in den 80er Jahren fast die ganze VW-Flotte mit Methanol.
Und darf jetzt in Ihren Augen die deutsche Wissenschaft gar keine Auftragsforschung mehr machen? Snd alle von der Pharmaindustrie beauftragten Srudien auch "fragwürdig"?
Und woher stammen Ihre Zahlen zu den anteiligen CO2-Emissionen? Sind die denn unabhängig ermittelt oder ebenso fragwürdig? Wenn Sie das Vertrauen in eine unabhägige Wissenschaft derart in Zweifel ziehen, würde eine Quellenangabe mein Vertrauen in Ihre Behauptungen erhöhen.
weils so nicht unwidersprochen bleiben darf vor 2 Wochen
Klar kann man mit teurem Methanol ebenso fahren wie mit billigem Erdöl. Man ist dann halt nicht konkurrenzfähig - und in der Tendenz verlagert man durch steigende Preise Teile des Transportvolumens vom energetisch sparsamen Schiff auf andere Verkehrsmittel.
Sinnvoller wäre (sofern nicht der Welthandel infolge dummer protektionistischer Politik aller Seiten überhaupt zusammenbricht) der Bau effizienter Schiffe - wobei die Antriebsform gegenüber optimaler Einstellung der Schiffsflotte auf den Bedarf (also Minimierung zu kleiner wie zu grosser, überschüssiger oder fehlender Kapazität und Verringerung von Be-und Entlade-Aufwand und -Zeiten) vermutlich eine vernachlässigbare Grösse ist.
Was wir aber AUF KEINEN FALL brauchen, sind neue VORSCHRIFTEN und andere Hindernisse, die nichts Bewirken als ein Ausweichen von deutschen Schiffen und Häfen auf andere. Und vielleicht ist Methanol ja irgendwannmal auch billiger als Öl - dann erfolgt die Umstellung ohnehin von selber.