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Eine Mondfinsternis (Archivbild) ist faszinierend - wenn man sie sehen kann. Heute passiert das leider fast vollständig hinter dem Horizont. Bildrechte: NASA

Astronomie Eine Mondfinsternis – und keiner kann sie sehen

05. Mai 2023, 15:02 Uhr

Die nächste Mondfinsternis steht an: In der Nacht vom 5. auf den 6. Mai 2023 ist es soweit. Jedoch ist es nur eine Halbschatten-Finsternis und die kann man kaum erkennen. Außerdem ist der Mond im Moment gar nicht so freundlich zu uns. Warum? Das erklärt Ihnen ein Redakteur, der einen genervten Brief an den Mond geschrieben hat.

Porträtfoto von Patrick Klapetz
Bildrechte: privat

Zugegeben: Der Mond ist ein schöner Anblick, besonders, wenn er rund ist. Doch manchmal, ja manchmal, das ist er schon ein richtiges … Die Japaner können davon gerade ein Lied singen, besonders mit ihrer kürzlich gescheiterten Mondmission Hakuto-R. Wobei das mit dem Landeanflug auf dem Mond oder anderen Himmelskörpern eh nicht so leicht ist

Aber das meine ich gar nicht. Erinnern Sie sich noch an den 20. April 2023 und diese tolle Sonnenfinsternis? Vermutlich nicht, außer Sie waren in Übersee. Denn hier in Mitteldeutschland und ganz Europa konnte man davon nichts mitbekommen. Das astronomische Großereignis und wir hatten nichts davon. Gut, das passiert. Sonnenfinsternisse kommen so ein- bis zweimal im Jahr vor. Am 14. Oktober 2023 erwartet uns die nächste Sonnenfinsternis, statt einer totalen wird es eine ringförmige Finsternis. Aber Sie erraten es bestimmt schon: Auch davon bekommen wir in Europa nicht wirklich was mit. 

Eine Person richtet ein Smartphon mit einer Sternenapp aus dem Fenster, 4 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Dann bleiben uns wenigstens noch die Mondfinsternisse in diesem Jahr. Die sind zwar nicht ganz so spektakulär, aber auch ganz schön anzusehen. Wenn man sie eben sieht. Am Abend des 5. Mai 2023 wird der Mond zwar vom Erdschatten fast vollständig verdunkelt, aber eben nur vom Halbschatten der Erde. Der Unterschied zu einer normalen Vollmondnacht und einer Halbschatten-Finsternis ist damit marginal. 

Schatten ist nicht gleich Schatten 

Es gibt mehrere Arten von Mondfinsternissen. Da wäre die totale Mondfinsternis, bei der es zu einer kompletten Verdunklung des Mondes kommt. Dann gibt es die partielle Mondfinsternis, bei der nur ein Teil des Trabanten verdunkelt wird und die Halbschatten-Mondfinsternis. Letztere kann sowohl total als auch partiell erscheinen. Doch egal was sie von beiden ist, wirklich sehen kann man diese Finsternis nur manchmal.

Der Grund dafür ist der Schattenwurf der Erde. Bei einer Mondfinsternis steht der Trabant von der Sonne aus gesehen hinter der Erde. Jedoch gibt es nicht nur eine Art von Schatten.

Und das kennen Sie auch aus ihrem Alltag! Wenn Sie im Dunkeln beispielsweise nach Hause gehen und an all den Straßenlaternen vorbeischreiten, wandert auch Ihr Schatten mit. Mal ist er lang gezogen vor Ihnen, dann wird er zusammengestaucht, bis Sie über ihn schreiten und er hinter Ihnen erscheint. Doch manchmal sehen Sie nicht nur einen kräftigen Schatten, sondern auch einen zweiten, helleren Schatten.

Der Schattenwurf bestimmt die Art der Finsternis

Ähnlich ist es beim Mond. Aber unterscheiden wir zunächst zwischen Mond- und Sonnenfinsternis. Wenn der Mondschatten auf die Erde fällt, kommt es zu einer Sonnenfinsternis. Der Mond befindet sich dann in seiner Neumondphase und steht zwischen Erde und Sonne. Wenn er sich in seiner Vollmondphase befindet, steht er von der Sonne aus gesehen hinter der Erde. Dann fällt der Erdschatten auf den Mond und es kommt zu einer Mondfinsternis.  

Erklärende Darstellung einer Mondfinsternis mit Sonne, Erde und Mond
Erklärende Darstellung einer Mondfinsternis mit Sonne, Erde und Mond Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Nun gibt es drei Arten von Schatten: Der Kernschatten (Umbra) und Halbschatten (Penumbra) sind sowohl bei einer Sonnen- als auch Mondfinsternis wichtig. Die Antumbra (Ringschatten) spielt jedoch nur bei einer ringförmigen Sonnenfinsternis eine Rolle. Bei ihr befindet sich der Mond auf seiner elliptischen Umlaufbahn zwischen Erde und Sonne und steht zu Neumond näher an der Erde als üblich. Dadurch verdeckt er die Sonne nicht komplett und es kommt zu einer ringförmigen Sonnenfinsternis.

Nun aber zu den Mondfinsternissen! Hier befinden sich Sonne, Erde und Mond in einer Linie, wobei sich die Erde in der Mitte befindet. Wenn sie sich in einer perfekten Linie zueinander befinden, trifft der kräftige Kernschatten auf den Mond. Er ist das dunkle Zentrum des Schattens und durch ihn kommt es zu einer totalen Mondfinsternis. 

Ist die Linie aber nicht ganz gerade, sehen wir eine partielle Mondfinsternis. Der Kernschatten fällt nur auf einen Teil der Mondoberfläche. Über die Nacht hinweg streift der Mond somit den äußeren Rand des Kernschattens. Deswegen kann die verfinsterte Fläche unterschiedlich groß ausfallen – je nachdem, wie groß die Mondfläche ist, die den Kernschatten streift. Der weiterhin helle Bereich des Mondes durchläuft währenddessen den Halbschatten des Mondes. 

Mitteldeutschland hat kein Glück mit dieser Mondfinsternis

Und hier erkennen Sie bereits das Problem einer Halbschatten-Finsternis. Der Mond wird zwar verdunkelt, aber nur zu einem gewissen Grad. Und genau das passiert auch am 5. Mai 2023. Der Mond durchläuft den Halbschatten der Erde und wird dadurch leicht verdunkelt. 

Dennoch könnten wir eine Verdunkelung sehen. Wenn da nicht ein anderes Problem wäre. Die maximale Verdunkelung wird am 5. Mai gegen 19:20 Uhr (MESZ) erreicht. Doch der Mond ist zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht aufgegangen. Er schlummert noch hinter dem Horizont und bewegt sich erst gegen 20:40 Uhr über den Horizont heraus. Die maximale sichtbare Verdunkelung über Leipzig wird um 20:46 Uhr erreicht. Dann wird es in Mitteldeutschland noch hell sein! Denn die Sonne ist erst vor wenigen Minuten untergegangen.

Wer nun in der Stadt wohnt und überall Gebäude vor sich stehen hat oder hinter einem Hügel wohnt oder von Bäumen umgeben ist … na, Pustekuchen. Zwar wird es innerhalb der nächsten 30 bis 60 Minuten allmählich dunkel werden und der Mond wird etwas höher am Firmament emporsteigen – doch die Halbschatten-Finsternis verabschiedet sich gegen 21:30 Uhr wieder. 

Sie haben am Anfang bestimmt mitgezählt. Bisher sind wir bei drei unspektakulären Finsternissen für dieses Jahr. "Es gibt vier Finsternisse im Jahr 2023. Aber wir werden hier über Mitteldeutschland nur eine wirklich wahrnehmen können", erzählte Dirk Schlesier im Interview mit MDR WISSEN bereits zu Jahresbeginn. Er ist der Leiter des neu eröffneten Planetariums in Halle.

Eine Weltraum-Kollage mit Dirk Schlesier, dem Leiter des Planetariums in Halle (Saale), im Vordergrund. 14 min
Eine Weltraum-Kollage mit Dirk Schlesier, dem Leiter des Planetariums in Halle (Saale), im Vordergrund. Bildrechte: MDR, Planetarium Halle/Dirk Schlesier, Nasa, SpaceX

Die einzige Finsternis, die wir über Mitteldeutschland sehen können, ist die Mondfinsternis am 28. Oktober 2023. "Bei dieser Mondfinsternis sieht man den Erdschatten zu einem kleinen Teil über die Mondoberfläche wandern. Es ist keine totale Mondfinsternis", so Schlesier.  

Ein Brief an den Mond

Lieber Mond,

zwar gewinnst du dieses Jahr keinen Schönheitswettbewerb oder sonstige Preise, aber manchmal muss man sich mit den Kleinigkeiten zufriedengeben. Zumindest gibt es bald wieder
Sternschnuppen, die Eta Aquariiden. Diese haben ihren Höhepunkt in der Nacht vom 6. auf den 7. Mai 2023. Theoretisch können wir dann bis zu 50 Sternschnuppen pro Stunde erwarten. Wenn du da nicht wärst.

Du leuchtest so schon voll und rund am 5. Mai, doch auch in den darauffolgenden Nächten wirst du den Himmel erhellen. Dein Licht wird die leuchtschwachen Sternschnuppen einfach verschlucken. Lass uns wenigstens ein paar davon sehen. Denn sonst dürfen wir uns im Mai zumindest astronomisch gesehen nur auf wenig freuen. 

Na gut … So wirklich kannst du, lieber Mond, ja nichts dafür. Ein bisschen aufregen darf man sich trotzdem (manchmal) – ist zumindest gut für die Seele. Also lass uns die Kleinigkeiten genießen und einfach dein volles Antlitz bestaunen. Und wenn wir das nicht sehen, dann ist das Wetter schuld. Und über das Wetter schimpfen wir alle doch gern … 

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 04. Mai 2023 | 17:00 Uhr