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Klimaprognose von Copernicus 2023 auf dem besten Weg, das wärmste Jahr der Geschichte zu werden
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06. Oktober 2023, 18:06 Uhr
Der September war bereits der wärmste Monat seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen, auch das gesamte Jahr 2023 könnte laut Daten des Copernicus-Klimawandeldienstes Rekorde brechen. Verantwortlich ist dafür auch das Klimaphänomen El Niño.
Der Copernicus-Klimawandeldienst Klimawandeldienst ist eine Einrichtung der Europäischen Union und der Kommission, die monatlich Klimadaten, unter anderem zur globalen Durchschnittstemperatur der Luft, der Meereisdecke oder der Regenmenge, veröffentlicht. Die Forschungsergebnisse basieren dabei auf Computeranalysen, die Milliarden von Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt auswerten.
Monatlich wird zudem ein "Bulletin" herausgegeben – und das für den abgelaufenen September hat es in sich. Demnach war der Monat der wärmste September, der jemals aufgezeichnet wurde. Er hatte eine durchschnittliche Oberflächenlufttemperatur von 16,38 Grad Celsius und lag damit 0,93 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020 für September und 0,5 Grad über der Temperatur des bisher wärmsten Septembers im Jahr 2020. Experten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) waren bereits zu ähnlichen Ergebnissen gekommen.
September 1,4 Grad wärmer als im vorindustriellen Durchschnitt
Der gesamte Monat war zudem etwa 1,75 Grad wärmer als der September-Durchschnitt für 1850 bis 1900, also dem vorindustriellen Referenzzeitraum. Für Januar bis September 2023 liegt die globale Mitteltemperatur um 1,40 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt. Die globale Temperatur im September war der anomalste warme Monat aller Jahre in einem speziellen Copernicus-Datensatz, der zurück bis 1940 geht (ERA5).
Mit den bisher erreichten Temperaturen steuert das Jahr 2023 darauf zu, rekordträchtig zu werden. Es könnte wieder einmal das wärmste Jahr aller Zeiten werden, und diesmal bereits rund 1,4 Grad über den vorindustriellen Durchschnittstemperaturen liegen, wie Samantha Burgess erläutert, die stellvertretende Direktorin von Copernicus: "Zwei Monate vor der COP28 [nächste Klimakonferenz, d. Red.] war die Dringlichkeit, ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen zu adressieren, noch nie so groß wie heute."
Meereis geht weiter zurück, extreme Regenfälle nehmen zu
Auch zum Meereis lieferte das "Bulletin" interessante Erkenntnisse. So blieb seine Ausdehnung in der Arktis auf einem für die Jahreszeit rekordverdächtig niedrigen Niveau. Sowohl die tägliche als auch die monatliche Ausdehnung erreichten im September ihre niedrigsten Jahreshöchstwerte in den Satellitenaufzeichnungen. Die tägliche Meereisausdehnung in der Arktis erreichte zudem ihr sechstniedrigstes jährliches Minimum.
Der Regen war im abgelaufenen September ebenfalls rekordverdächtig. In vielen Teilen der westlichen Küste Europas, einschließlich der westlichen Iberischen Halbinsel, Irlands, Nordbritanniens und Skandinaviens, regnete es überdurchschnittlich. Auch in Griechenland war es nach extremen Regenfällen im Zusammenhang mit dem Sturm Daniel überdurchschnittlich nass - dieses Ereignis war auch für die verheerenden Überschwemmungen in Libyen verantwortlich. Auch im Süden Brasiliens und Chiles kam es zu extremen Niederschlägen.
El Niño wohl für aktuelle und künftige Rekorde mitverantwortlich
Dies hatte auch mit dem Klimaphänomen El Niño zu tun, das sich über dem äquatorialen Ostpazifik weiterentwickelte. "Das Christkind", das in unregelmäßigen Abständen von durchschnittlich vier Jahren auftritt und das Klima im Pazifik stark beeinflusst, wird nicht nur mit den aktuellen weltweiten Rekordwerten in Verbindung gebracht, sondern könnte auch in den kommenden Jahren für neue Wetterrekorde sorgen.
cdi
emlo am 06.10.2023
"Der September war bereits der wärmste Monat seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen, auch das gesamte Jahr 2023 könnte laut Daten des Copernicus-Klimawandeldienstes Rekorde brechen." - Zumindest für Deutschland wird der Beginn der Temperaturaufzeichnungen auf das Jahr 1881 datiert.
Peter W. am 06.10.2023
Steht ja eigentlich im Artikel: 1850.
Da zumindest beginnt die klimatechnische Geschichtsschreibung.
Über das was davor war kann man nur mutmaßen. Aber relativ gesichert lässt sich sagen, dass es so einen Wandel innerhalb von nur ca. 170 Jahren nie zuvor in der Erdgeschichte gab, auch wenn es schon verschiedene Kalt- und Heißzeiten gab. Da reden wir aber von mehreren tausend Jahren für die jeweilige Dauer bez. den jeweiligen Wandel.
W.Merseburger am 06.10.2023
Das "Datenchaos" geht in eine weitere Phase. Nun beziehen sich die Wissenschaftler bezüglich Temperaturveränderung auf die Jahre 1850 bis 1900. Üblich war der Referenzzeitraum 1961 bis 1990. Letztens wurde aber ein Referenzzeitraum hier bei "MDR Wissen" von 1991 bis 2020 herangezogen.
Ich möchte aber auf eine Tatsache hinweisen: Seit dem Zeitraum 1850 bis 1900 und heute leben auf dieser Erde "mindestens" 6 Milliarden Menschen mehr. Damit diese Menschen überhaupt existieren können, musste die Erdoberfläche sich signifikant ändern. Weniger Wälder, mehr Landwirtschaft, enorme Steigerung von Betonwüsten (Großstädte usw.) . Damit musste zwangsläufig eine Erderwärmung wegen enorm gestiegener Absorption von Sonnenenergie folgen. Ich leugne damit nicht den Anteil von CO2 an der Erderwärmung, aber es sind eben auch andere Faktoren, die zu berücksichtigen sind.