Traktor Case Quadtrac
Landmaschinen werden immer größer und stärker. Bildrechte: IMAGO/Avalon.red

Landwirtschaft Warum viele Landwirte noch auf große und schwere Traktoren setzen – und warum sich das ändern könnte

22. November 2024, 10:12 Uhr

MDR AKTUELL-Hörer Thomas Gaier aus dem sächsischen Wehlen ist aufgefallen, dass Traktoren immer größer und schwerer werden. Auch Traktoren mit Ketten oder Überbreite sieht er auf Straßen und Feldern. Und er fragt sich, woran das liegt.

Steffen Heilmann ist Geschäftsführer bei der Agrarprodukte-Genossenschaft Kitzen südwestlich von Leipzig und er ist unüberhörbar stolz auf seinen Case Quadtrac, der vor ihm in der Technikhalle steht. Der Raupenschlepper auf vier autonom steuerbaren Kettenlaufwerken ist mit seiner Leistung und seinen 25 Tonnen Gewicht einer der größten auf dem Markt. Die richtige Wahl für die dreieinhalb Tausend Hektar Ackerfläche ringsum. "Mit der Maschine machen wir gut 70 Prozent der Bodenbearbeitung auf unserem Flächen", erklärt er. Vor 25 oder 30 Jahren habe man die gleiche Arbeit mit zehn kleineren Traktoren gemacht.

Früher, vor 25, 30 Jahren haben wir die gleiche Arbeit mit 10 anderen kleineren Traktoren gemacht.

Steffen Heilmann Agrar-Genossenschaft Kitzen

Stärker und schwerer, das sei seit Jahren ein Markt-Trend bei Traktoren, sagt Alexander Brockmann, Chefredakteur von Traction, einem Fach-Magazin für Landtechnik. Die Gründe dafür seien die Vergrößerung der Betriebe, der Personalmangel in der Landwirtschaft und der Versuch, mit den größeren und schwereren Maschinen in der gleichen Zeit mehr Hektar zu schaffen. Zulasten der Böden geht das laut Brockmann aber nicht: "Neuere Reifentechnologien, breitere Reifen, aber auch Raupenlaufwerke verursachen einen deutlich geringeren Bodendruck, sodass man auch bodenschonender unterwegs ist als früher."

Verdichtung des Bodens beeinträchtigt Kulturpflanzen

Aber auch ein geringerer Bodendruck verdichte eben auf lange Sicht die Böden, wendet Frank Reinicke ein. Er ist Chef des Instituts für nachhaltige Landwirtschaft in Halle an der Saale. Der Boden habe eine natürliche Tragfähigkeit und solange diese nicht überreizt werde, passiere nichts. Aber natürlich werde die Tragfähigkeit durch die großen Maschinen stark beeinträchtigt und teilweise überreizt.

Dann bilde sich unter der Bodenoberfläche eine stark verdichtete Schicht und die angebauten Kulturpflanzen kämen nicht annähernd an ihren normalen Ertrag, erklärt Reinicke: "Die ernähren sich über die Wurzeln und müssen sozusagen den Boden erschließen, um an ihre Nährstoffe zu kommen." Sei der Boden verdichtet, könnten die Pflanzen "das, was sie brauchen – Nährstoffe und so weiter – nicht aufnehmen".

Schwere Zugmaschinen werden seltener

Bei Deutschlands größtem Landmaschinenhersteller, Fendt aus Marktoberdorf in Bayern, laufen Traktoren von 70 bis 700 PS vom Band. Im letzten Jahr wurden 6.500 Traktoren an den Landmann oder die Landfrau gebracht. Gerade mal etwas über 100 davon waren noch im Bereich von mehr als 500 PS. Sicher würden Betriebe mit schwereren Böden und Tausenden Hektar Ackerfläche auch in absehbarer Zeit noch zu den extrem starken und schweren Zugmaschinen greifen, sagt Andreas Loewel, Vertriebsleiter für Deutschland bei Fendt.

Zukunft liegt wohl in kompakten Traktoren

Der Trend der Zukunft in der Branche aber sei ein anderer, ist sich Loewel sicher: "Ich brauche keinen großen schweren Traktor, sondern einen kompakten leichten Traktor, der aber eine wahnsinnige Leistungsfähigkeit hat." Dies gelte sowohl in Bezug auf die Motorleistung als auch auf die Gewichtsaufnahme. Gefragt sei die Möglichkeit, auch große und schwere landwirtschaftliche Geräte sicher über den Acker zu ziehen.

Noch ist das aber Zukunftsmusik. Und so dürfte in Kitzen bis auf Weiteres der Case Quadtrac mit seinen 620 PS zuständig dafür bleiben, das schwere Gerät über die Äcker der Agrargenossenschaft dort zu ziehen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 21. November 2024 | 08:21 Uhr

5 Kommentare

Jan-Lausitz vor 12 Wochen

Bisher gehörte es zum "guten Ton" Satire auch als solche zu kennzeichnen.

Oder ist es doch keine Satire und Ihnen ist nur die Praxistauglichkeit und die Gegebenheiten unserer Landschaften aus dem Blick geraten?

G_Kellner vor 12 Wochen

Wie schaffte man es denn, dass schon zu DDR Zeiten Großgeräte unterirdisch elektrisch fuhren? Richtig, mit Kabel.
Und das sollte auf einem Feld durchaus auch möglich sein.
Trecker die stundenlang hin- und herfahren kann man an ne Steckdose anschließen.

Shantuma vor 12 Wochen

Mal eine Frage an den MDR.

Wie soll denn ein leichter gut motorisierter Traktor möglich sein, wenn dieser dann elektrisch fährt?

Fakt ist, die Energiedichte von Treibstoff ist derzeit ungeschlagen im Vergleich zu Batterien.

Daher verstehe ich die Unlogik vom Herrn Loewel nicht.

Und der Abschnitt über die Bodenverdichtung ... sehr schlecht. Denn der Herr Loewel sagt klar, dass man vorher 10 Maschinen hatte, welche jeweils stärker den Boden verdichtet haben.
D.h. die schwere Maschine mit den besseren Reifen ist ein Fortschritt!

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