Heidenauer Bürgermeister nach Krawallen Opitz: "Unheilige Allianz" und "Nazi-Tourismus" in Heidenau

24. August 2015, 10:50 Uhr

Der Bürgermeister von Heidenau, Jürgen Opitz, hat sich betroffen über die große Zustimmung in seinem Ort zu den rechtsextremen Protesten gegen eine Flüchtlingsunterkunft geäußert. Die Rechtsextremen seien "sicherlich auch aus Heidenau", sagte Opitz am Montag im Deutschlandfunk. Er kenne diese Leute. Sie seien teilweise auch präsent: Sie kommen in die Stadtratssitzungen und stellen seit Monaten provozierende Fragen zum Thema Asyl.

"Rattenfänger" nutzen Angst der Menschen aus

Zu den Beweggründen der Menschen, warum sie sich den Rechtsextremen anschließen, erklärte Opitz, sie würden einfache Lösungen für die Ängste der Menschen vor Fremden und vor Gewalt durch Fremde anbieten. Umso unverständlicher ist, dass sie selbst zu Mitteln der Gewalt greifen. Aber offensichtlich ist es der Gesellschaft nicht gelungen, die Empathie so zu lenken, dass Fremde als Bereicherung empfunden werden, als Herausforderung unseres Reichtums und unserer Möglichkeiten. Bei vielen Menschen sind diese Fremden eine Bedrohung, die ihnen möglicherweise etwas wegnehmen.

Die Menschen müssten sich umstellen, sie müssten kommunikativer werden, und davor haben viele Leute Angst und diese Angst äußert sich, sagen wir mal, in dem Hinterherrennen dieser Rattenfänger, die ganz einfach in Schwarz und Weiß oder in Braun und Weiß die Welt einteilen, die einen sind gut und die anderen sind schlecht. Das ist doch so furchtbar einfach.

Jürgen Opitz, Bürgermeister von Heidenau

NPD will die Welt in Heidenau retten

Laut Opitz sind die Vorkomnisse in Heidenau auch unter Organisation und aktiver Mithilfe der NPD geschehen. Er spricht dabei von einer "unheiligen Allianz" zwischen "Nazi-Touristen" und "Heidenauer Nazis". Die NPD meine, die Welt in Heidenau auf diese Art und Weise retten zu müssen und mobilisiere nicht nur ihre Anhänger, sondern auch Bürger, denen man das so auf den ersten Blick gar nicht zutrauen würde, dass sie zu solchen Veranstaltungen gehen.

Kritik an Kommunikationspolitik sächsischer Behören

Kritik richtet Opitz an die sächsischen Behörden. Er sei erst zwei Tage vor Ankunft der ersten Asylbewerber über die Einrichtung der Heidenauer Flüchtlingseinrichtung informiert worden. Das überfordere nicht nur ihn als Bürgermeister, sondern alle. Er habe dann einfach keine Chance mehr seine Bürger zu informieren. Von daher könne er den Frust einiger Leute verstehen.

Keine Angst trotz persönlicher Anfeindungen

In den vergangenen Tagen war Opitz zahlreichen persönlichen Anfeindungen ausgesetzt. Da waren Rufe mit "Opitz raus" und "Volksverräter" zu hören. Er habe aber keine Angst. Er sei seit 25 Jahren im Rathaus beschäftigt, in den letzten zweieinhalb Jahren als Bürgermeister. Er wisse, wie Leute in Stresssituationen reagieren. Die Situation ist, was den Stress angeht, mit den drei Hochwassern in Heidenau vergleichbar, aber die Bedrohung von Menschen sei natürlich unendlich viel schlimmer als die Bedrohung durch Wasser.

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