Erneuerbare Energien Windkraftpläne sorgen für Unmut: Anwohner protestieren bei Infoveranstaltung im Kyffhäuserkreis
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26. März 2025, 19:29 Uhr
In der Nähe des Naturschutzgebiets Hohe Schrecke sollen neue Windräder entstehen. Bei einer Infoveranstaltung am Dienstagabend in Wiehe protestierten rund 200 Anwohner und zwei Bürgerinitiativen gegen diese Pläne.
Bereits vor der Veranstaltung regt sich Protest: Anwohner haben Tafeln und Banner mitgebracht. "Lebensraum statt Windfabriken", steht drauf. Oder "Entwertung der Immobilien durch Windkraftanlagenbau". Denny Vollrath-Ziessnitz von der Bürgerinitiative "Freie Sicht" befürchtet, dass insgesamt 27 Windgroßanlagen gebaut werden. Das würde "unsere Natur nachhaltig schädigen".
Was ist an der Hohen Schrecke geplant?
Es sind bisher keine konkreten Pläne. Das Unternehmen Erneuerbare Energien Fabrik (EEF) aus Berlin sucht aus eigenem Antrieb geeignete Flächen für Windräder - auch wenn sie nicht im Windvorranggebiet liegen. Demnach könnten bei den Gemeinden Reinsdorf und Gehofen jeweils fünf beziehungsweise sieben Windkraftanlagen entstehen: mit ausreichendem Abstand zu den Siedlungen und zum Naturschutzgebiet Hohe Schrecke.
Eine Sprecherin des Unternehmens bezieht sich dabei auf das Windenergieflächenbedarfsgesetz, wonach Thüringen bis 2032 2,2 Prozent seiner Flächen als Windvorranggebiete ausweisen müsse. In Nordthüringen müsste sich die Windkraftfläche entsprechend etwa verdoppeln. Ein Zeitplan der Firma sieht die Inbetriebnahme von Windkraftanlagen für das Jahr 2031 vor.
Wie war die Informationsveranstaltung geplant?
Leonie Neef von der Erneuerbare Energien Fabrik GmbH sagte vorab, dass für die EEF-Mitarbeiter der Dialog mit den Anwohnern wichtig sei. "Wir sind nicht hier, um einfach nur unsere Position zu vertreten, sondern wir möchten die Anliegen hören und ihre Sorgen." Der Bürgermeister von Roßleben-Wiehe, Steffen Sauerbier (parteilos), war gekommen, um mehr Informationen zu erhalten: "Was ist der Plan wirklich und was ist realistisch?"
Zusätzliche Windräder sieht er in der Region kritisch, weil die Gemeinde gerade mit viel Geld den Tourismus entwickelt. Laut dem Plan der EEF sollten sich Anwohner und EEF-Mitarbeiter an runden Tischen treffen und Argumente austauschen.
Was ist bei der Informationsveranstaltung passiert?
Die etwa 200 Besucher äußerten bereits bei der Begrüßung ihren Unmut: "Wer hat die Scheiße eingerührt? Wer muss dafür geradestehen?", rief jemand. Ein anderer sagte verärgert: "Ihr kommt von da und dort, und wir stehen dumm in der Suppe und keiner informiert einen richtig." Bürgermeister Steffen Sauerbier griff schließlich zum Mikrofon und bat darum, sachlich zu bleiben.
Der Saal im Stadtpark Wiehe war voll - zu viele Besucher für wenige Informationstische, dennoch verteidigten die EEF-Mitarbeiter ihr Konzept mit den kleinen Gesprächsrunden. Einige BI-Mitglieder blieben danach unter sich, einige Anwohner kamen dann doch zu den Gesprächen an den Informationstischen. Doch die Stimmung blieb gereizt. So wurde dem MDR-Kamerateam untersagt, einen Dialog zwischen einem BI-Mitglied und einem EEF-Mitarbeiter zu filmen. Statements vor der Kamera gebe es nur von der Presseabteilung.
Wie war die Reaktion danach?
Leonie Neef von der Erneuerbare Energien Fabrik GmbH beteuerte auch danach das Interesse am Dialog und sagte: "Es tut einem natürlich leid, dass man vielleicht nicht das Format anbieten kann, das sich jede einzelne Person wünscht." Sie betonte die Vorteile der kleinen Runden, wo Bürger eher wagen würden, Fragen zu stellen.
Denny Vollrath-Ziessnitz von der Bürgerinitiative "Freie Sicht" wollte dagegen erreichen, dass die Bürgerinitiative ihre Fragen in der großen Runde stellen kann. Der Bürgermeister Steffen Sauerbier hätte sich "an der einen oder anderen Stelle mehr Sachlichkeit gewünscht".
MDR (cfr)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 26. März 2025 | 19:00 Uhr
wodiho Gestern
@Tschingis1
>>>Auf den Gedanken, dass die Bundesrepublik dann Strom importierten, wenn er preisgünstiger ist, als die heimische Produktion, kommen Sie dabei nicht?<<<
Das ist aber nun leider nicht der Fall. Der Strom muß importiert werden, weil zu wenig einheimischer Strom da ist. Meist eben Nachts, wenn die Sonne nicht scheint und eben auch zu wenig Wind weht.
Lt. Bundesnetzagentur.de mit Stand vom 21.November 2024 sieht es in Dt. hinsichtlich regenerativer Energieen so aus:
178 GW (davon Solar 90GW, Wind onshore 61 GW)
Dt. hat im Winter rund 75GW täglich verbraucht.
Konventionelle Kraftwerke müssen auch vorgehalten werden mit mind. 10GW.
Warum müssen wir Strom importieren, regenerativer Strom ist doch unschlagbar preisgünstig, weil Sonne und Wind nichts kosten?
Stimmt zwar nicht, weil selbst wenn die Regenerativen nichts eispeisen, bekommen sie eine Vergütung, was bei den Konventionellen nicht der Fall ist, aber das sind ja wohl nur Nebensächlichkeiten...
Anita L. Gestern
"Beide Arten der Verlegung haben Vor- und Nachteile. Ein Abwägung sollte auf Basis der örtlichen Situationen erfolgen."
Wird doch gemacht. Aber auch hier gut zu erkennen der geneigte Dagegenbürger: Als der Netzausbau überland geplant wurde, war es den Bürgern nicht recht, als man eine unterirdische Alternative entwickelte, war es ebenfalls falsch.
Anita L. Gestern
"Nicht nur dort gibt es Proteste gegen Windkraftanlagen.
Direkte Demokratie wie es die auch AfD fordert würde auch im Kyffhäuserkreis, durch einen Bürgerentscheid-Bürgerbegehren hergestellt werden können."
In einem anderen Sachsen-Anhaltinischen Ort wird gerade gegen ein neues Feuerwehrhaus protestiert. Der ansässige Bürgermeister mit AfD-Parteibuch hätte da also alle Möglichkeiten offen, offene Demokratie walten zu lassen. Weil: Feuer löschen bitte, aber Feuerwehr neben meinem Haus? Neee.