Symbolbild: Mann mit Rückenschmerzen auf einem Sitzball vor einem Computer
Bildrechte: IMAGO / photothek

Schmerztherapie Was hilft bei Kreuzschmerzen? Wir wissen es (noch) nicht

19. März 2025, 14:55 Uhr

Eine neue Analyse zur Wirksamkeit von nicht-invasiven Behandlungen von Schmerzen im unteren Rückenbereich kommt zu einer erschreckenden Erkenntnis: Fast nichts hilft, die Datenlage ist schlecht und Ratschläge können Forscher auch nicht geben.

Schmerzen im unteren Rückenbereich sind weit verbreitet und lähmend. 80 bis 90 Prozent dieser Schmerzen werden als unspezifisch eingestuft, weil es keine unmittelbar erkennbare Ursache gibt. Als erster Behandlungsansatz werden nicht-chirurgische und nicht-invasive Verfahren empfohlen. Es gibt jedoch viele solcher Optionen, und es ist nicht immer leicht zu erkennen, welche davon wirksam sind. Der Frage nach der Wirksamkeit sind Forscher aus Kanada und Australien nachgegangen und haben in einer Metauntersuchung diverse Methoden und Studien verglichen.

Über 300 Studien aus 44 Ländern – und kaum Evidenz

Um die Evidenzbasis zu erweitern, durchsuchten die Forscher Forschungsdatenbanken nach veröffentlichten randomisierten (Zufallsauswahl), placebokontrollierten Studien zu nicht-chirurgischen (ohne Operation) und nicht-interventionellen Behandlungen (Daten werden beobachtend erhoben) für Menschen mit unspezifischen Kreuzschmerzen, mit dem Ziel, die Ergebnisse zu bündeln. Eingeschlossen wurden pharmakologische Ansätze wie nicht-steroidale Antirheumatika (NSARs) und Muskelrelaxantien sowie nicht-pharmakologische Ansätze wie Bewegung, Massage und Wirbelsäulenmanipulation.

Insgesamt 301 Studien aus 44 Ländern untersuchten die Wissenschaftler. 56 verschiedene Behandlungen oder Kombinationen wurden in den Untersuchungen angewendet und auf ihre Wirksamkeit analysiert – sowohl bei akuten Beschwerden als auch bei chronischen Schmerzen.

Eine Frau liegt mit dem Rücken auf einer Faszienrolle 11 min
Bildrechte: imago images/YAY Images

Die Thüringer Ergonomie- und Rücken-Expertin Susanne Wolter berät Firmen und soziale Einrichtungen zum Thema Rückengesundheit. Ihre Tipps für Sportübungen, Technik und gesund Abläufe hören Sie hier.

MDR THÜRINGEN - Das Radio Mi 12.03.2025 11:50Uhr 11:05 min

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Eine Frau liegt mit dem Rücken auf einer Faszienrolle 11 min
Bildrechte: imago images/YAY Images
11 min

Die Thüringer Ergonomie- und Rücken-Expertin Susanne Wolter berät Firmen und soziale Einrichtungen zum Thema Rückengesundheit. Ihre Tipps für Sportübungen, Technik und gesund Abläufe hören Sie hier.

MDR THÜRINGEN - Das Radio Mi 12.03.2025 11:50Uhr 11:05 min

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

"Eindeutiger Bedarf an großen, qualitativ hochwertigen Studien"

Die Analyse der zusammengefassten Daten ergab, dass im Vergleich zu Placebo keine der nichtpharmakologischen Behandlungen und NSAR nur bei akuten Kreuzschmerzen wirksam waren. Bei chronischen Kreuzschmerzen erwiesen sich Bewegung, Wirbelsäulenmanipulation und Taping, Antidepressiva und Medikamente, die auf Schmerzrezeptoren wirken, als wirksam. Die Sicherheit der Evidenz war allerdings bei keiner der Behandlungen über mäßigem Niveau. Die Studien umfassten zumeist nur geringe Stichproben und lieferten uneinheitliche Ergebnisse.

Wissen

Die Illustration zeigt eine junge Frau in der Hocke. Daneben der Schriftzug "Sitzen verboten!" und der Hinweis, dass es sich um einen Podcast handelt. 32 min
Bildrechte: MDR/Jessica Brautzsch

Die Forscher kommen zu einem ernüchternden Urteil: "Unsere Überprüfung ergab keine verlässlichen Hinweise auf große Wirkungen für eine der eingeschlossenen Behandlungen, was mit den klinischen Leitlinien und unserer früheren Überprüfung übereinstimmt. Wir würden zwar gerne sicherere Empfehlungen geben, wo in Behandlungen investiert und wo nicht investiert werden sollte, doch ist dies zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich". Sie betonen: "Es besteht ein eindeutiger Bedarf an großen, qualitativ hochwertigen, placebokontrollierten Studien, um die Unsicherheit in den Wirksamkeitsschätzungen für viele nicht-chirurgische und nicht-interventionelle Behandlungen zu verringern."

pm/jar

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 13. März 2025 | 10:00 Uhr

3 Kommentare

pwsksk Gestern

Die Schmerzen fangen im Kreuz und Steiß an. Es sind die Nerven.
Der Körper meldet sich auf diese Art und Weise, wenn sich der Streß mit seinen vielen Möglichkeiten mit ersten Warnungen meldet.
Wer nicht reagiert, kann in eine Katastrophe gehen.
Ich hab's überstanden.

MDR-Team Gestern

Schön, dass es Ihnen jetzt besser geht!

Freies Moria Gestern

Milliarden für Krieg und Klima, aber niemand weiß wie man Rückenschmerzen kuriert, armes Deutschland!