
Erektionsprobleme Tabuthema Penis – Welche Rolle spielt die Potenzmuskulatur?
Hauptinhalt
20. März 2025, 17:51 Uhr
90 Prozent aller Erektionsprobleme haben eine organische Ursache. "Alles Kopfsache" stimmt also nicht. Dennoch können Erektionsprobleme komplexe Ursachen haben. Auch die Beckenbodenmuskulatur ist etwa wichtig für eine ausdauernde Erektion.
Was die wenigsten Menschen wissen: Bei einer "vollen" Erektion sind nur circa zwei Drittel des Glieds zu sehen. "Der Rest befindet sich im Beckenboden", erklärt Prof. Frank Sommer.
Der Urologe hat sich auf Männergesundheit spezialisiert. Mit dem eigenen Penis beschäftigen sich viele Menschen erst dann, wenn es Probleme gibt. Nicht immer müssen in diesem Fall Medikamente die Lösung sein – auch der Beckenboden kann eine wichtige Rolle für das Erektionsvermögen spielen. Dort sitzt die sogenannte "Potenzmuskulatur". Insgesamt besteht der Beckenboden aus Muskeln und Sehnen, die den Bauchraum nach unten abschließen. Beim Mann hat der Beckenboden zwei Öffnungen, für Harnröhre und Darm.
Die Potenzmuskulatur hält das Blut im Schwellkörper
Relevant ist der Beckenboden, um Darm und Blase beispielsweise beim Laufen, Niesen, Lachen und Springen zu unterstützen. Und Teile der Beckenbodenmuskulatur spielen auch im Zusammenhang mit Erektionen eine wichtige Rolle. "Die Potenzmuskulatur ist etwa wichtig, um das Blut, wenn es einmal in den Schwellkörper geflossen ist, dort zu halten", erklärt Prof. Sommer. So unterstütze die Muskulatur dabei, dort die maximale Rigidität, also Härte, zu halten. Das sei beispielsweise für die Penetration beim Geschlechtsverkehr wichtig. Kommen Patienten auf der Suche nach Hilfe in seine Praxis, kann Frank Sommer mittels EEG messen, wie stark deren Penetrationsmuskulatur ist. Sind die Muskeln zu schwach, empfiehlt er Übungen, um sie zu kräftigen.
Erektionsprobleme können auf Herzprobleme hinweisen
Eine Erektion ist ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Faktoren – und deshalb sind auch Erektionsprobleme mitunter komplex. Auch Übergewicht kann in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen, denn es hat einen negativen Einfluss auf die erektile Funktion. Außerdem kann der Penis, beziehungsweise seine Erektionsfähigkeit als eine Art Früherkennung für Herz- Kreislauferkrankungen fungieren. Durchblutungsstörungen zeigen sich hier mitunter Jahre früher. In diesem Zusammenhang hat sich auch das Sprichwort, der Penis sei die "Antenne des Herzens" etabliert.
Einen Durchbruch gab es mit dem Wirkstoff Sildenafil, der etwa im Medikament "Viagra" steckt. Sildenafil ist ein sogenannter PDE-5-Hemmer, der den Abbau des Botenstoffes cGMP verzögert. Dieser ist nämlich dafür verantwortlich, dass sich die glatte Muskulatur rund um die Blutgefäße im Penis entspannt. Dadurch gelangt das Blut besser an die Schwellkörper, der Penis erigiert. Gleichzeitig wird an anderer Stelle das Abfließen des Blutes verhindert.
Depressionen können sexuelle Lust mindern - organische Ursachen sind aber weit häufiger
Rezeptfrei ist der Wirkstoff übrigens auch deshalb nicht, weil es wichtig sein kann, abzuklären was hinter Erektionsproblemen steckt. Außerdem kann Sildenafil gefährliche Wechselwirkungen mit Herzmedikamenten haben. Darüber hinaus können Erektionsprobleme aber auch psychische Ursachen haben, beispielsweise von Depressionen weiß man, dass sie im Zusammenhang mit verminderter sexueller Lust stehen.
Lange ging man davon aus, dass mentale Probleme die häufigste Ursache für Erektionsprobleme sind, mittlerweile weiß man aber, in bis zu 90 Prozent der Fälle von Erektionsstörungen liegt eine organische Beeinträchtigung vor. Andersherum erhöhen Probleme mit dem Erektionsvermögen aber auch das Risiko für psychische Probleme. Gerade aufgrund traditioneller Männlichkeitsideale wirkt sich eine vermeintlich geringere Leistungsfähigkeit in diesem Bereich stark auf das Selbstbild aus. Wer also Veränderungen an sich und dem eigenen Erektionsvermögen wahrnimmt, sollte also vor allem eines tun: mit Experten darüber sprechen. Viele der Probleme sind behandelbar.
iz
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Mein Körper. Mein Penis | 20. März 2025 | 23:10 Uhr