
Martin-Luther-Universität Millionen für das Getreide der Zukunft
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15. April 2025, 13:18 Uhr
Wie sichern wir die Ernährung der Zukunft? Haben Mais, Roggen oder Raps noch mehr Potential und wie können wir das nutzen? Daran arbeitet ein neuer Forschungsverbund in Halle, der jetzt eine Millionenförderung für neue Projekte bekommen hat.
Forschung an Nutzpflanzen hat in Sachsen-Anhalt eine große Tradition. Hier haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Erbgut von Weizen und Roggen entschlüsselt. Oder sie entdeckten das "Wettrüsten" zwischen Gerste und Pilz-Krankheitserregern. Und erst vor wenigen Wochen fand ein Forschungsteam der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg einen Wirkstoff gegen das am häufigsten auftretende Virus in Landwirtschaft und Gartenbau: das Gurkenmosaikvirus.
Das verborgene Potential
Mit einem neuen Programm können die Forschenden der MLU jetzt 14 anwendungsbezogene Forschungsprojekte angehen, die das verborgene Potential der Nutzpflanzen heben sollen. 7,1 Millionen Euro erhält der Forschungsverbund "Value Plant" (zu Deutsch etwa Wert der Pflanze). Alle Projekte sind laut Uni so angelegt, dass die Ergebnisse möglichst rasch in die Anwendung gelangen könnten. "Die gewählten Nutzpflanzen, etwa Gerste oder Raps, wären später auch zur Zusammenarbeit mit lokalen Produktionsbetrieben geeignet. So ließen sich die Ergebnisse im nächsten Schritt mit Firmen oder Landwirten im Feld testen", so Ingo Heilmann, der als Professor für Pflanzenbiochemie unter anderem grundlegende Prozesse im Inneren der Pflanzen erforscht.
Vom Labor aufs Feld
Grundlagenforschung trifft auf angewandte Wissenschaft, Labor trifft auf Feld, so könnte man das Programm überschreiben. "In der Grundlagenforschung arbeiten wir oft mit Modellpflanzen wie Arabidopsis thaliana", so Ingo Heilmann, der auch Sprecher des Verbundprojektes ist. "Diese sind gut erforscht, weil sie nicht so komplex sind. Ihr Erbgut ist zum Beispiel relativ klein." Das ist gut für grundlegenden Erkenntnisse, doch die haben noch keinen praktischen Nutzen. Noch nicht, denn hier setzt "Value Plant" an. Wie lässt sich die Nährstoffproduktion im Getreide verbessern? Wie können Getreide, Raps oder Kartoffeln noch mehr Erträge bringen und das in Zeiten des Klimawandels? Diese Fragen gehen die Forschenden an.
Pflanzen resistenter machen
Ein Teil der Projekte hat laut Mitteilung der MLU den sogenannten Sekundärstoffwechsel in Pflanzen als Ziel. Sekundärstoffe sind Substanzen, die Pflanzen bilden, um sich besser an ihre Umwelt anzupassen. Dazu gehören zum Beispiel Abwehrstoffe gegen Fressfeinde. "Wir möchten Pflanzen so verändern, dass sie mehr von einem gewünschten Stoff oder ganz neue Substanzen produzieren", sagt Heilmann; etwa um widerstandsfähiger zu werden, zum Beispiel gegen Trockenstress, wie wir ihn gerade wieder erleben, oder gegen Schädlinge. Dabei stehen verschiedene heimische Getreidesorten und Raps im Fokus der Forschenden.
Das Projekt läuft bis zum 31. Dezember 2027. Die 7,1 Millionen Euro Förderung stammen zu 60 Prozent aus EFRE-Mitteln (Europäische Fonds für regionale Entwicklung) und 40 Prozent übernimmt das Land Sachsen-Anhalt. Die Erkenntnisse könnten laut Uni im Rahmen von Patenten weiterverwertet werden oder als Grundlage für Ausgründungen dienen.
pm/gp
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Dienstags direkt | 08. April 2025 | 20:00 Uhr
weils so nicht unwidersprochen bleiben darf vor 6 Tagen
Gut. Mehr Wissen und das Austesten von Techniken und Fertigkeiten zur Verbesserung unserer landwirtschaftlichen Methoden können nur nützlich sein.
Leider steht aber zu befürchten, dass die mit staatlichen Mitteln erzielten Ergebnisse - wie schon bisher z.B.beim "Sortenschutz" (incl.der oft nur zur Verhinderung der einfachen Weiterverwendung von Samen "nötigen" Hybridsorten) letztlich in privaten Händen landen - und die Verwertung sich mehr am Kriterium der Maximierungen der FINANZ-Erträge von Samen-Firmen
orientiert als an dem der bestmöglichen Ernten.
Oder dass wieder (wie im Fall der Gentechnik) ideologisch begründete Verbote auftauchen - die "zufällig" dann auch immer den Interessen protektionistisch agierender Agrarverbände entsprechen.