Umgefallene Bäume liegen in einem Wald. 5 min
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Die Bundeswaldinventur gibt alle zehn Jahre einen Überblick über den Zustand des deutschen Waldes. Diesmal steht fest: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten hat der Wald mehr CO2 in die Atmosphäre abgegeben als aufgenommen.

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Treibhausgas CO2-Konzentration in der Atmosphäre: Keine Trendwende

28. Oktober 2024, 12:47 Uhr

Seit Beginn der Menschengeschichte ist die Konzentration der klimaschädlichen Gase noch nie so schnell so stark gestiegen wie in den vergangenen 20 Jahren. Das berichtet die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf in ihrem aktuellen Treibhausgas-Bulletin.

Der CO2-Anstieg betrug demnach seit 2004 etwa 11,4 Prozent – und 2023 lag der Anstieg höher als im Jahr davor. Neben dem menschengemachten CO2-Ausstoß waren dafür auch Wald- und Buschbrände verantwortlich, heißt es im jährlichen Treibhausgas-Bulletin. Gleichzeitig deutet sich an, dass die Wälder weltweit weniger CO2 aufnehmen. Der Bundeswaldinventur hat das für Deutschland bereits bestätigt: Hier ist der Wald von der CO2-Senke zur Quelle geworden.

In Zahlen sieht das im WMO-Bericht folgendermaßen aus. Bei Kohlendioxid (CO2) lag die Konzentration 2023 bei 420 ppm (parts per million – Teilchen pro Millionen Teilchen). Das entspreche 151 Prozent des Niveaus vor der Industrialisierung (um das Jahr 1750). Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr betrug 2,3 ppm. Bei Methan (CH4) waren es im vergangenen Jahr 1934 ppb (parts per billion – Teilchen pro Milliarden Teilchen) und bei Lachgas (Distickstoffmonoxid – N2O) 336,9 ppb. Bei Methan waren es damit 265 Prozent des vorindustriellen Niveaus, bei Lachgas 125 Prozent. 

Wir sind auf dem falschen Weg

"Wir sind eindeutig nicht auf dem richtigen Weg, um die globale Erwärmung deutlich unter zwei Grad und möglichst bei 1,5 Grad über vorindustriellem Niveau zu begrenzen“, sagt WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo. Die Ziele wurden bei der Weltklimakonferenz 2015 in Paris festgelegt. Die nächste Konferenz findet diesen November in Aserbaidschan statt.

Es ist bereits der zweite Bericht innerhalb weniger Tage, der zum gleichen Ergebnis kommt. Der Bericht des UN-Umweltprogramms UNEP wurde vergangenen Freitag veröffentlicht. Da die Treibhausgasemissionen bis 2023 einen neuen Höchststand von 57,1 Gigatonnen Kohlendioxid-Äquivalent erreichen werden, seien ab sofort größere Kürzungen erforderlich, so der Bericht.

CO2 aus der Atmosphäre entfernen

Um die 1,5-Grad-Grenze zu erreichen, müssten die Emissionen bis 2035 jährlich um 7,5 Prozent gesenkt werden. Die aktuellen Versprechen der Länder erreichten diese Werte bei Weitem nicht. "Damit sind wir auf dem besten Weg zu einer globalen Erwärmung von 2,6 Grad in diesem Jahrhundert und müssen künftig kostspielige und großangelegte Maßnahmen zur Entfernung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre ergreifen, um die Überschreitung zu begrenzen", sagte UNEP Exekutivdirektorin Inger Andersen.

Links/Studien

Alle WMO Treibhausgas Bulletins der vergangenen Jahre finden Sie hier.

gp,dpa

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 28. Oktober 2024 | 13:00 Uhr

10 Kommentare

MDR-Team vor 22 Wochen

Hallo Bolle der 1.,

CO₂ bleibt das zentrale Problem und ein Haupttreiber des Klimawandels, und das aus mehreren Gründen:

- CO₂ verbleibt deutlich länger in der Atmosphäre als Methan. Während Methan nach etwa 12 Jahren abgebaut wird, kann CO₂ mehrere Jahrhunderte in der Atmosphäre verbleiben und so langfristig zur Erwärmung beitragen.

- Die Menge an freigesetztem CO₂ ist weit höher als die Menge an Methan.

- Der CO₂-Ausstoß ist nicht nur ein Problem der Landwirtschaft, sondern vor allem auch von Verkehr, Industrie, Stromproduktion und Heizung.

- Zwar benötigen Pflanzen CO₂ für die Photosynthese, doch die natürlichen Ökosysteme und Agrarsysteme können nur begrenzte Mengen binden. Zu viel CO₂ führt zu einer Erwärmung, die das Pflanzenwachstum wiederum negativ beeinflussen kann, etwa durch Trockenheit und Extremwetter. Zudem werden durch die Zerstörung von u.a. Wäldern Kapazitäten zur CO₂-Bindung massiv verringert.

- Das MDR WISSEN Team

Bolle der 1. vor 22 Wochen

Ich persönlich sehe das Problem CO2 nicht als "Das" Problem. Wenn mehr in intensiver Ackerbau betrieben werden muss, um die Welt zu ernähren wird auch mehr CO2 benötigt. Pflanzen brauchen zwingend CO2 zur Photosynthese. Das größte Problem und davon wird leider nirgends gesprochen, ist das Methan. Es um ein vielfaches Klimaschädlich als CO2. Und auch hier sollte man mal reinen Tisch machen und die Verursacher beim Namen nennen.

MDR-Team vor 22 Wochen

Hallo THOMAS H,

wenn Sie das so sehen / empfinden, ist das Ihre eigene persönliche Meinung. Völlig okay und legitim.

Aber wir behalten uns auch vor unsere Artikel so zu verfassen, wie wir möchten. Und zwar mit viel Toleranz und Offenheit. Nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die Sprache.

Wir würden uns auch freuen, wenn eher über den Inhalt unserer Artikel, als über unsere Sprache oder Ausdrucksweise diskutiert wird. Denn darum soll es hier ja gehen.

- Das MDR WISSEN Team

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