Spargelernte Viele Erntehelfer ohne Krankenversicherung

20. März 2023, 12:38 Uhr

Mitte April beginnt in Deutschland die Spargelernte. Gestochen wird der Spargel oft von Saisonbeschäftigten aus dem Ausland. Ihre Arbeitsbedingungen stehen immer wieder in der Kritik. Die Bundesregierung will deshalb den Krankenversicherungsschutz der Erntehelfer verbessern. Passiert ist bislang nichts.

Niels Bula
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Spargelstechen ist ein Knochenjob. Deshalb sei es wichtig, dass die Landwirte auch gut genug für ihr Erntepersonal sorgen, findet Harald Schaum. Er ist der stellvertretende Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU).

Die Saisonbeschäftigten seien der Hitze und dem UV-Stress ausgesetzt, sagt Schaum. Es gehe um das Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz. "Wie kann man sicherstellen, dass genug Getränke da sind? Und wenn ein Unternehmen – und das passiert leider – dann gar nichts zur Verfügung stellt und die Beschäftigten selbst oft keine Möglichkeit haben, sich irgendwie alternativ etwas zu besorgen, dann haben wir da ein großes Problem."

Kurzfristig Beschäftigten selten krankenversichert

Schaum bezieht das aber nicht auf alle Landwirtschaftsbetriebe. Viele würden sich gut um ihre Arbeitskräfte kümmern. Sorge bereitet dem Gewerkschafter aber die Situation um die Krankenversicherung der ausländischen Erntehelfer. Wer weniger als drei Monate in Deutschland arbeitet, ist nach dem Gesetz nicht sozialversicherungspflichtig. Die Beschäftigten müssen dann nachweisen, dass sie in ihrem Herkunftsland versichert sind.

Wenn nicht, steht den Betrieben noch eine andere Möglichkeit offen: "Das heißt, dass die allermeisten landwirtschaftlichen Betriebe mit einem Versicherungsunternehmen eine sogenannte Gruppenkrankenversicherung – also für all ihre Beschäftigten egal, ob das fünf oder 500 sind – abschließen", erklärt Schaum. Diese Gruppenkrankenversicherung definiere dann einen komplett eigenen Katalog von Leistungen. Wenn man diese Leistungen gegen die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung lege, "stellt man sehr schnell fest, dass ganze Teile fehlen".

Der IG BAU zufolge wird etwa die Behandlung chronischer Krankheiten nicht übernommen. Einige der privaten Gruppenversicherungen würden zudem sehr geringe Kostensätze übernehmen, sodass manche Arbeitnehmer auf einem Teil ihrer Behandlungskosten sitzen blieben. Und in den ersten vier Arbeitswochen bestünde für kurzfristig Beschäftigte überhaupt kein Anspruch auf Krankengeld.

Landwirte halten private Gruppenversicherung für ausreichend

Diese Kritik an der Gruppenversicherung teilt Albrecht von Bodenhausen nicht. Er ist Vorsitzender des Land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbandes Sachsen-Anhalt und arbeitet selbst als Ackerbauer. Auch seine Saisonkräfte bekommen eine Gruppenversicherung. Einen größeren Versicherungsschutz hält er nicht für notwendig.

Von Bodenhausen begründet: "Es ist ja so, dass die Krankenversicherung zusätzlich auf den Lohn draufkommt und es eine Belastung für den Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer wäre. Das halte ich dann für entbehrlich, wenn es mit der 60-Cent-je-Tag-Gruppenversicherung dann auch funktionieren würde."

Koalitionsversprechen: Voller Krankenversicherungsschutz

Die Bundesregierung will einen vollen Versicherungsschutz ab dem ersten Tag für Saisonkräfte erreichen. Darauf haben sich die Ampelparteien im Koalitionsvertrag geeinigt. Auf die Frage, welche Fortschritte es bei dem Vorhaben gibt, antwortet das Bundeslandwirtschaftsministerium knapp. Die Bundesregierung prüfe derzeit, wie der Auftrag am besten umgesetzt werden kann, heißt es in einem Schreiben an MDR AKTUELL.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 20. März 2023 | 06:00 Uhr

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